Arbeit & Wirtschaft: Sie sind gerade mitten in den Handelskollektivvertragsverhandlungen. Wie unterscheiden sich die laufenden Runden mit dem neuen Arbeitszeitgesetz als Rahmen von früheren Verhandlungen?
Wenn eine Kollegin erkrankt oder eine Pflegefreistellung notwendig wird, dann wird Notprogramm gefahren. Und dann wird gerade im Handel von den Kollegen und Kolleginnen sehr stark Flexibilität eingefordert und die ist dann nicht mehr freiwillig.
Franz Georg Brantner: Sie sind sehr stark vom – ich nenne es immer Arbeitszeitverschlechterungsgesetz – beeinflusst. Zu Beginn der ersten Runde sagte zwar unser Verhandlungs-Vis-à-vis, also der Chefverhandler der Arbeitgeberseite, das spielt im Handel keine Rolle. Dann hat es doch eine Rolle gespielt: Die zwölf Stunden sind am Tisch. Und wir bekommen das ja auch immer wieder mit. Im Handel haben wir eine sehr enge Personaldecke und meistens funktioniert die Personaldecke so lange, solange kein Sonderfall eintritt. Wenn eine Kollegin erkrankt oder eine Pflegefreistellung notwendig wird, dann wird Notprogramm gefahren. Und dann wird gerade im Handel von den Kollegen und Kolleginnen sehr stark Flexibilität eingefordert und die ist dann nicht mehr freiwillig.
Wie geht die ArbeitnehmerInnen-Seite damit in den Verhandlungen um?
Im Herbst hatten wir eine große Konferenz der KollektivvertragsverhandlerInnen und da haben wir beschlossen, dass wir mit aller Kraft versuchen, in den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen oder in Sonder-Kollektivrunden – bei uns ist es ja so, dass wir das jetzt in unserer normalen Runde mitnehmen – so viele Punkte wie möglich, die aus unserer Sicht im Arbeitszeitgesetz schlecht sind, wieder für unsere KollegInnen wegzuverhandeln.
Sperrt sich da die ArbeitgeberInnen-Seite?
Die Arbeitgeberseite kommuniziert mir, aber ich höre es auch von anderen Verhandlerinnen und Verhandlern, wir haben ja nichts mit dem zu tun. Das ist ja von der Regierung gekommen. Wir wissen aber ganz genau, dass die Besteller die Wirtschaftskammer und die Industriellenvereinigung sind. Und teilweise wurden nur mit Copy-and-Paste Forderungen von politischen Wirtschaftsverbänden, die seit Längerem bestanden haben, ins Regierungsprogramm und in die Gesetzeswerdung übernommen.