Und wer verliert?
Robert B. Reich, US-Arbeitsminister unter Clinton, hat 1991 in seinem Buch „The Work of Nations“ prognostiziert: Wir werden zwischen drei Erwerbstätigenkategorien zu unterscheiden haben: die RoutinearbeiterInnen, wie sie in der Industrie und Sachgüterproduktion beschäftigt sind, Menschen in persönlichen Dienstleistungen, wie Hotel, Gewerbe, Pflege, und jene Gruppe von Arbeitenden, die ein ausgesprochenes Abstraktionsvermögen und symbolisch analytische Fähigkeiten mitbringen müssen, etwa Forscher, Architekten oder Ingenieure. Reich erklärte: Die ersten beiden werden verlieren.
Weshalb?
Er meinte, Routinearbeit wird durch Automaten ersetzt, persönliche Dienstleistungen werden von Zuwanderern erledigt. Doch die Analytiker werden enorme Einkommenszuwächse haben. Eine stärkere Ungleichheit bei den Lohneinkommen sei die Folge. 2016 hat sich Reich aber korrigiert: Denn die von ihm einst prognostizierte Entwicklung ist wesentlich schneller und auch extremer.
Was meinen Sie?
Auch die meisten „Oberen“ werden durch künstliche Intelligenz ersetzt. Es bleibt nur eine kleine Schicht übrig, die enorm verdient. Und wenn es so weitergeht mit der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz, dann wird sich das Vermögen noch ungerechter verteilen.
Auch die meisten „Oberen“ werden durch künstliche Intelligenz ersetzt. Es bleibt nur eine kleine Schicht übrig, die enorm verdient.
Die Vermögensverteilung hinkt bereits.
Ganze 90 Prozent der Menschen haben zwischen 2000 und 2016 real verloren. Nur die obersten 10 Prozent haben leicht zugelegt. Dafür hat das oberste Prozent sehr viel dazugewonnen. Und heute verdienen die 80 reichsten Menschen so viel wie die 40 Prozent darunter.
Was bedeutet ein gutes Leben für Sie selbst?
In meinem Alter bildet natürlich die Gesundheit schon einen zentralen Aspekt eines guten Lebens, um den eigenen Interessen noch nachgehen und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Dazu kommt die gute Beziehung zu meiner Partnerin und unseren Kindern und deren Gesundheit. Wir reisen viel und hoffen, noch viel unternehmen zu können. Bei jungen Menschen werden andere Aspekte im Vordergrund stehen.
Sophia Fielhauer-Resei und Christian Resei
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 8/19.
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