Neues wagen: Wie Unternehmen inklusiv arbeiten

Inhalt

  1. Seite 1 - Vier Unternehmen
  2. Seite 2 - STADTWERKE WIEN: Barrierefrei unterwegs
  3. Seite 3 - BILLA PLUS: Inklusion an der Käsetheke
  4. Seite 4 - WIENER MARIEN-APOTHEKE: Pharmazie mit Gebärde
  5. Seite 5 - UNICREDIT BANK AUSTRIA: Disability-Management
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Es geht auch anders: Wir haben vier Unternehmen aufgesucht, die inklusiv arbeiten. Beschäftigte mit Behinderungen, Arbeitgeber:innen, Behindertenvertrauenspersonen und ein Disability-Manager geben ehrliche Einblicke, wie Inklusion in der Arbeit gelingen kann.

BILLA PLUS: Inklusion an der Käsetheke

Portrait von Corinna Weber. im Interview über inklusives arbeiten bei Billa.
Eine Änderung ihrer Aufgaben brachte Corinna Weber zurück in ihren Job. | © Markus Zahradnik
Die vorderste Reihe der Feinkosttheke kann Corinna Weber wegen ihrer Körpergröße nicht erreichen. Anstatt Kund:innen zu bedienen, richtet sie frische Salate an und belegt Brote und Semmeln. Auf die Idee, es wieder im Einzelhandel zu versuchen, brachte sie ihr Integrationsbegleiter im „Haus Aktiv“, einer Organisation, die arbeitssuchende Menschen mit Behinderungen dabei unterstützt, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Weber absolvierte in der Filiale, in der sie jetzt arbeitet, ein mehrwöchiges Praktikum und wurde danach angestellt. Damit endete für die 43-jährige Wienerin eine lange Jobsuche. Nach dem Schulabschluss arbeitete sie in der Gastronomie, im Einzelhandel und im Sozialbereich.

Schockverliebt

Für Marktmanagerin Sabine Weigert war schnell klar, dass sie Corinna Weber unbedingt in ihrem Team haben will. Ihre Leistung sei beeindruckend gewesen: „Ich war schockverliebt“, sagt sie und lacht. „Ich bin von ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Bodenständigkeit begeistert.“ Damit Corinna Weber beginnen konnte, waren wenige Anpassungen nötig. So kann sie keinen ganzen Laib Käse aufschneiden, das übernimmt jemand anders. Auch bei Lieferungen holt sie sich Unterstützung, etwa um größere Kisten zu tragen. Bei ihrer Arbeit an der Käsetheke braucht sie ein Holzstockerl, das die Marktmanagerin für sie angeschafft hat. Corinna Weber schätzt die familiäre Atmosphäre in der Belegschaft. Sie begann mit 30 Wochenstunden und arbeitet jetzt – auf Vorschlag ihrer Chefin – Vollzeit.

Die Marktmanagerin betont, dass inklusives Denken ihren Mitarbeiter:innen Sicherheit gebe. Sie wissen, dass nach Lösungen gesucht wird, damit sie ihre Arbeitsplätze behalten können, falls es einmal gesundheitlich nicht so gut gehen sollte. Von 48 Beschäftigten in der Filiale haben zehn eine Behinderung: Körper- und Sinneseinschränkungen, aber auch psychische Erkrankungen. Bei der Adaptierung der Arbeitsabläufe sei es wichtig, auf die Stärken einzugehen. Weigert erzählt von einem blinden Mitarbeiter: „Er schlichtet die Waren im Trockensortiment. Sein Tastsinn ist sensationell – bei uns sieht es ordentlich aus wie in einem Museum.“ Am Beginn hat sie das Team sensibilisiert. „Das mache ich mittlerweile nicht mehr, weil eh alle Bescheid wissen.“ Die Inklusion habe die Dynamik im Team positiv verändert. Alle lernen voneinander und entfernen sich vom Klischeedenken. Unterstützung bekommt die Marktmanagerin etwa über geförderte Angebote wie Arbeitsassistenz oder die BILLA Zentrale. Erstere unterstützte etwa bei organisatorischen Belangen, Feedbackgesprächen oder bei der Beantragung von Lohnkostenzuschüssen.

Portrait von Corinna Weber. im Interview über inklusives arbeiten bei Billa.
Inklusives arbeiten kann die Dynamik im Team positiv verändern | © Markus Zahradnik

Potenzial erkennen

Corinna Weber bedeutet ihr Job viel: „Ich bin aus meiner Depression draußen. Es tut mir gut, nicht nur daheim zu sein.“ Ihre Chefin Sabine Weigert plädiert dafür, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen: „Es ist so schwer, neue Mitarbeiter:innen zu finden. Menschen mit Behinderungen sind in der Arbeitswelt leider eine Randgruppe, aber eine, wo man mehr hinschauen sollte! Da sind viel Loyalität, Wille und Einsatzfreude da.“

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Über den/die Autor:in

Sandra Knopp und Udo Seelhofer

Sandra Knopp ist freie Journalistin für verschiedene Radio und Printmedien, und hat die Themen Arbeitsmarkt, Soziales und Gesellschaftspolitik als Schwerpunkte. Udo Seelhofer war früher Lehrer und arbeitet seit 2012 als freier Journalist. Seine Schwerpunkte sind Gesellschaft, soziale Themen und Religion. Im Team wurden sie beim Journalismuspreis „Von unten“ 2017 für ihre Arbeit&Wirtschaft Reportage „Im Schatten der Armut“ ausgezeichnet.

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