„Pflegeversicherung“ klingt erst einmal super. Warum trotzdem einiges dagegenspricht, Pflege und Betreuung über eine Versicherung zu finanzieren.
Pflege ist mehr als eine strikte Abfolge mechanischer Arbeitsschritte. Im Zentrum sollte das Wohlergehen pflegebedürftiger Menschen stehen. Doch Personalmangel, Überbelastung und eine falsche Ausrichtung werfen vor allem die Frage auf: Bleibt der menschliche Aspekt der Pflege immer mehr auf der Strecke?
Bei der Initiative der AK geht es vor allem darum, die Digitalisierung gemeinsam zu gestalten. Zum Wohle aller. Damit wir den fortschreitenden technologischen Wandel dazu nutzen, neue Chancen im Arbeitsumfeld zu schaffen, von denen alle profitieren.
Wenn wir die Digitalisierung gemeinsam gestalten, können wir ihre Potenziale für alle nutzen: Arbeitsbedingungen erleichtern und neue Berufsfelder schaffen. Was es dazu braucht? Eine Ausrichtung auf die Menschen!
Sind Druck, Kontrolle und Unsicherheit sowie zweifelhafte Geschäftsmodell der Fortschritt, den wir brauchen? Nein, die führen zu einem neuen Klassenkampf, der aber schon seit langem geführt wird. Ein Kommentar von Veronika Bohrn Mena.
ie Arbeit hoch: So heißt das klassische Lied der österreichischen Arbeiterbewegung, das auf unzähligen Kundgebungen gesungen wurde und wird. Genauso wie in früheren Zeiten ist es auch heute notwendig, auf die Bedeutung menschlicher Arbeit zu verweisen: für die eigene Sinnstiftung, für die Schaffung von Mehrwert und Produktivität als Grundlage für ein gutes Leben aller.
Beim Kult um die Bedeutung der Arbeit in unserer Bewegung ist vielleicht manchmal der Gedanke zu kurz gekommen, dass das Leben, wenn es ein gutes sein soll, nie die Arbeit allein ausmacht. Die freie Zeit ist es doch, die wir genießen, die wir mit unseren Liebsten verbringen wollen – Zeit zum Spielen, auch zum Faulenzen, ja, und manchmal auch zum Ausschlafen –, die das Leben erst lebenswert macht. Neueste Studien und unsere Erfahrungen im Kontakt mit den Beschäftigten zeigen, dass insbesondere Jüngere zwar gerne und mit Leidenschaft eine gute Arbeit in einem guten Arbeitsklima verrichten. Gleichzeitig aber legen sie immer mehr Wert auf eine bewusste Gestaltung ihrer Freizeit. Überlange Arbeitszeiten und eine Erreichbarkeit rund um die Uhr sind längst nicht mehr „in“. Man will freie Zeit genießen und dafür entsprechende Rahmenbedingungen gesichert haben.
Gewerkschaften waren schon immer die wirksamste und erfolgreichste Bewegung, wenn es darum ging, menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen durchzusetzen. Der Kampf um den 8-Stunden-Tag stand am Beginn unserer Bewegung, und die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung war und ist immer ein fixer Bestandteilt unserer Agenda.
Es geht um eine Gestaltung der Arbeitszeit, die ein Mehr an Selbstbestimmung ermöglicht.
Was sich in letzter Zeit gewandelt hat, ist, dass es dabei um mehr geht als um eine lineare Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit. Vielmehr geht es um eine Gestaltung der Arbeitszeit, die ein Mehr an Selbstbestimmung ermöglicht, Beispiel: 4-Tage-Woche. Sie wurde etwa bei den jüngsten KV-Verhandlungen im Handel durchgesetzt und ermöglicht es den Beschäftigten, längere durchgehende Freizeitblöcke zu genießen.
Zuspruch für weniger Arbeitszeit
Erste Erfahrungsberichte zeigen, dass dieses Modell sehr viel Zuspruch findet. Ein Beispiel dafür ist die Freizeitoption. Erstmals in der Elektroindustrie durchgesetzt, kann bei diesem Modell eine Ist-Gehaltserhöhung in eine dauerhafte Arbeitszeitverkürzung umgewandelt werden. Wichtig dabei ist, dass es sich um eine freiwillige Möglichkeit handelt. Interessanterweise nehmen sehr viele junge Beschäftigte diese Option in Anspruch, was einmal mehr beweist, dass mehr Freizeit heute eine immense Bedeutung für die Beschäftigten hat.
Und was macht die Regierung? Sie bedient primär die Interessen der Großindustrie nach einer möglichst schrankenlosen Ausbeutung der Arbeitskraft durch die Ermöglichung überlanger Arbeitszeiten von 60 Stunden pro Woche.
Und was macht die Regierung? Sie bedient primär die Interessen der Großindustrie nach einer möglichst schrankenlosen Ausbeutung der Arbeitskraft durch die Ermöglichung überlanger Arbeitszeiten von 60 Stunden pro Woche. Hätten wir als Gewerkschaftsbewegung nicht so massiv gegen dieses Gesetz angekämpft, so wäre sicher weder das Prinzip der Freiwilligkeit (auch wenn es ein zweifelhaftes Recht ist) in den Gesetzestext gekommen noch die Klarstellung, dass günstigere Regelung aus Betriebsvereinbarungen oder Kollektivverträgen nicht unterlaufen werden dürfen.
Als Gewerkschaftsbewegung werden wir die Bemühungen für neue, innovative Arbeitszeitregeln, die den Bedürfnissen der Beschäftigten nach Selbstgestaltung gerecht werden, weiter intensivieren. Alles über einen Kamm zu scheren, wie es die Regierung tut, ist in Sachen Arbeitszeit jedenfalls der falsche Weg. Jede Branche, jede/r Beschäftigte/r in seinen oder ihren unterschiedlichen Lebensphasen hat unterschiedliche Bedürfnisse. Dort, wo wir Gestaltungsmacht haben, nämlich auf der Ebene der Kollektivverträge oder auch auf der betrieblichen Ebene, versuchen wir weiterhin, das gemeinsam mit den BetriebsrätInnen umzusetzen. Leider fehlt uns derzeit auf der Regierungsebene ein Gegenüber, das gewillt ist, ein Herz für die sozialen Anliegen der Beschäftigten zu zeigen. Aber wir werden sicher nicht lockerlassen, denn mehr und planbare Freizeit ist für ein gutes Leben von entscheidender Bedeutung.
Als Faustregel gilt: Je anstrengender die Arbeit, desto kürzer die Arbeitszeit. Wenn dieser Zusammenhang ignoriert wird, steigt das Unfallrisiko und Fehler häufen sich.
Die Änderungen im Arbeitszeitrecht sollten eigentlich zu mehr Rechtssicherheit für die Unternehmer führen, die sich ja ständig vom Arbeitsinspektorat verfolgt sehen.
Schon vor dem 12-Stunden-Tag beschäftigten Probleme mit der Arbeitszeit die Beratungsstellen in Arbeiterkammern und Gewerkschaften.