Hoffnung dank KV-Verhandlungen: Höhere Löhne gegen die Inflation
Mehr als 90 Prozent aller Haushalte in Österreich sagen, dass sie die Inflation bereits spüren. Jeder sechste kann seine Fixkosten nur noch mit einem Kredit decken. Jeder neunte schlichtweg gar nicht. Das ist das Ergebnis einer Einkommensbefragung des Portals durchblicker. Und der Trend ist klar – nicht erst, seit die Inflation im September zweistellig wurde. 96 Prozent aller Österreicher:innen erwarteten, dass sich die Situation noch weiter verschlimmert.
Hoffnung macht den Menschen vor allem die aktuelle Herbstlohnrunde. Laut der Befragung erwarten 20 Prozent der Menschen einen Lohnabschluss von mehr als zehn Prozent. Die pessimistischsten 20 Prozent gehen von einer Steigerung von knapp unter sechs Prozent aus. In den Augen der Bürger:innen ist das die wirkungsvollste Maßnahme gegen die Auswirkungen der Teuerung. Denn mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) glaubt nicht, dass die Entlastungspakete der Bundesregierung ausreichend seien. Kein Wunder, schließlich leiden sie an einem historischen Reallohnverlust.
KV-Verhandlungen: Eskalation im Kosmetik-, Fußpflege- und Masseurgewerbe
Trotz der klaren Erwartungshaltung der Bürger:innen gegenüber der Wirtschaft und Unternehmen gestalten sich die Verhandlungen mitunter schwer. Das bekamen jüngst vor allem die körpernahen Dienstleistungen zu spüren. Die Coronamaßnahmen trafen sie gleich mehrfach am härtesten. Die Arbeitnehmer:innen waren dem Virus besonders ausgesetzt, falls sie ihren Beruf überhaupt ausüben durften. Denn die Regierungen verabschiedete beinahe im Wochentakt neue Regelungen.
Jetzt eskalieren auch noch die KV-Verhandlungen. Auf die Forderungen der Gewerkschaft vida antworten die Arbeitgeber:innen mit schweigen. Sie bieten nicht einmal einen Verhandlungstermin an. Streitpunkt dürfte der geforderte KV-Mindestlohn von 2.000 Euro brutto sein. „Jetzt flattern hohe Rechnungen für Strom und Heizung ins Haus und die Menschen können sich trotz Vollzeitjobs ihr Leben nicht mehr leisten“, erklärt Christine Heitzinger, Vorsitzende des Fachbereichs Dienstleistungen in der Gewerkschaft vida.
Sie schießt verbal scharf gegen die Vertretung der Arbeitgeber:innen. „Dieses Vorgehen zeigt, dass die Wirtschaftskammer die Signale nicht verstanden hat. Offenbar denkt man sich dort nach dem Vorbild von Marie-Antoinette, dass die Kolleginnen und Kollegen doch lieber Kuchen essen sollen, wenn sie kein Brot haben.“ Der Vorwurf ist nicht falsch. Trotz Rekordgewinnen kommen die Arbeitgeber:innen den Beschäftigten bei den KV-Verhandlungen der Metaller 2022 nicht entgegen.
Eisenbahner:innen bereiten sich auf Arbeitskampf vor
Auch bei den Eisenbahner:innen ist die Lage dramatisch. „Es darf keine Sekunde verloren werden. Aufgrund der enorm hohen Inflation brauchen die Beschäftigten so schnell wie möglich einen sozialpartnerschaftlichen Rettungsschirm, damit sie ihre laufenden Rechnungen weiter begleichen können und nicht in der Schulden- und Armutsfalle landen“, verdeutlicht Roman Hebenstreit die Situation. Eine Versammlung der Betriebsrät:innen hat sich in der Branche auf die Forderungen für die 50.000 Beschäftigte geeinigt.
Eine Gehaltserhöhung über 500 Euro für alle Beschäftigten ist hier die zentrale Forderung. Die Summe ergibt sich aus Analysen der Preissteigerungen zwischen Juli 2021 und Juli 2022, erläutert Günter Blumthaler, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Eisenbahn und Leiter des vida-KV-Verhandlungsteams. Da sich Inflation aktuell sehr dynamisch entwickelt, möchte Blumthaler allerdings auf Nummer sicher gehen und ergänzt: „Übersteigt die durchschnittliche Inflation seit dem letzten KV-Abschluss unsere 500-Euro-Forderung, so fordern wir einen entsprechend höheren Betrag, der je nach Abschlussmonat festzulegen ist.“
Personalmangel und stressiger Alltag: Eisenbahner:innen vor Herausforderungen
Der Bahnverkehr ist ein zentraler Aspekt der Mobilitätswende und im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Doch es fehlt an Arbeitnehmer:innen. „Zusätzlich zur Rekordteuerung macht unseren Kolleginnen und Kollegen aber auch der Personalnotstand bei den Bahnen zu schaffen. Aufgrund teils enormer Belastungen und Anforderungen im Beruf, kündigen viele Beschäftigte sogar oft nach langjähriger Zugehörigkeit zur Eisenbahnbranche – vor wenigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen“, beschreibt Olivia Janisch die Situation. Sie ist stellvertretende vida-Vorsitzende und Mitglied des vida-KV-Verhandlungsteams.
„Wir brauchen daher attraktivere Arbeitsbedingungen und Löhne, sonst wird sich diese Situation bei den Bahnen durch weiter zunehmenden Personal- und Fachkräftemangel noch verschärfen“, ergänzt Janisch. Wegen der steigenden Treibstoffpreise und des Klimatickets sei die Bahn außerdem so attraktiv wie nie. Doch die hohe Nachfrage würde den Arbeitsalltag zusätzlich erschweren. Über- und Mehrstunden seien Alltag und Urlaub könne die abgebaut werden. Beim Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) möchte die vida daher auch eine vorsorgliche Streikfreigabe erwirken.
Austrian: Gewerkschaft und Betriebsrat erhöhen den Druck
Informationen zu Gehaltsverhandlungen für das AUA-Bordpersonal. „Es ist vollkommen selbstverständlich, dass man die Gehälter um die Inflation anhebt. Dass sich die AUA so ziert und bitten lässt, ist sehr eigenartig.“ Daniel Liebhart, Vorsitzender vida-Fachbereich Luftfahrt. Daher informiert der Betriebsrat Bord am Donnerstag, 20. Oktober ab 9 Uhr über den Stand der Kollektivvertragsverhandlungen. Die Gewerkschaft vida hat sich vom ÖGB auch bereits eine Streikfreigabe genehmigen lassen.
KV-Verhandlungen in der Metallindustrie: 200.000 Beschäftigte warten auf Ergebnis
Nachdem die bisherigen Verhandlungsrunden in der Metallindustrie ohne Ergebnis abgebrochen wurden, berief die PRO-GE vom 12. bis 14. Oktober die Betriebsrät:innen der gesamten Metallindustrie zu Konferenz in allen Bundesländern ein. Die mehr als 1.800 teilnehmenden Betriebsrät:innen beschlossen einstimmig zwischen dem 19. und 21. Oktober Betriebsversammlungen in allen Betrieben der gesamten Metallindustrie und im Bergbau abzuhalten, sofern bei den Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern am kommenden Montag kein Abschluss erzielt wird. „Die Gewinne der österreichischen Metallindustrie waren 2021 doppelt so hoch wie im Jahr 2020. 80 Prozent dieser Gewinne wurden an Aktionäre und Eigentümer ausgeschüttet. Angesichts dieser großartigen Ergebnisse kann es für uns keinen Grund zur Zurückhaltung bei den Lohn- und Gehaltsverhandlungen geben“, betont PRO-GE Vorsitzender Rainer Wimmer