„Sehnsüchtig wartete ich, bis wir zum Lesen kämen … Ich ahnte ja nicht, dass meine Eltern schon wieder einen neuen Wanderplan beschlossen hatten. … Nach meiner Heimkehr nahm ich meinen Schulbesuch wieder auf. … Bevor der Winter verging, … hatte (ich) meine Kameraden so ziemlich eingeholt … Schlechter ging es mir dann, als ich kurze Zeit später wieder der Schule entrissen wurde und auf einen neuen Bahnbau wandern musste.
Zu Hause ermutigte mich niemand. … Die Mutter verstand von all dem, was die Schule betraf, nichts und blieb höchst gleichgültig. … Heute weiß ich wohl, dass nicht sie allein die Schuld trifft, dass es vielmehr der Fluch der gesellschaftlichen Verhältnisse war, der von einer Generation Armer auf die andere übertragen wird. Und mich traf das Unglück der geistigen Verkrüppelung doch noch nicht so hart wie meine Geschwister. Sie alle haben noch viel weniger, ja fast gar nichts in der Schule gelernt.“
Solche Zeiten sind vorbei, seit der Sozialstaat aufgebaut wurde, aber die Folgen jahrhundertelanger Diskriminierung wirken nach. Noch immer sind die Bildungschancen in Österreich ungleich verteilt, wie zuletzt die Lockdowns wieder sichtbar machten. Deshalb ist es so wichtig, dass AK und ÖGB nicht lockerlassen, wenn es um den Kampf gegen Bildungsarmut geht.