Arbeiterkammer gibt Startschuss für Haus der Jugend
In der ersten Oktoberwoche war es so weit und der Kick-off dafür wurde gegeben. Die AK veranstaltete vier Workshops. Die Fragen: Was muss das Haus der Jugend können? Wie lässt es sich nachhaltig und klimafit bauen? Wie kann man das Haus nutzen? Welche Visionen braucht es? Im Vorlauf konnten sich junge Menschen zwischen 15 und 27 Jahren für die Workshops anmelden. Insgesamt hundert von ihnen nahmen teil, planten, diskutierten und zerbrachen sich die Köpfe über alle Themen, die das Haus betreffen.
Die AK stellte ihnen Expert:innen aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur, Design und Politik zur Seite. „Das Haus der Jugend wird ein Platz für junge Menschen, in dem sie lernen, lachen, Pläne schmieden und einander stärken können. Gerade diese Generation steht vor enormen Herausforderungen, die Arbeitswelt ist im Umbruch“, sagt Ilkim Erdost, Bereichsleiterin für Bildung in der AK Wien.
Mit der Jugend reden, nicht nur über sie
Der Demokratiemonitor 2021 zeigt, wie wichtig es ist, jungen Menschen zuzuhören und mit ihnen zu reden. Das SORA-Institut führte im Auftrag des Parlaments eine Sonderauswertung der 16- bis 26-Jährigen durch. Und die jungen Leute sehen viele Schwächen im politischen System Österreichs. Besonders, dass die Politik zu wenig auf sie hört und viel zu selten mit ihnen spricht. So geht das politische Interesse der Jugend verloren. „Wenn die Politik mal über die Jugend redet, dann wird sicher nicht mit der Jugend geredet. Während der Corona-Pandemie ist stark über die Jugendlichen gesprochen worden, aber nicht mit den Schüler:innenen-Vertretungen. Diese sind einfach nicht gehört worden“, sagt Dominik Stix. Er ist Bundeskoordinator der Berufsschüler:innen-Vereinigung.
Stix sieht hier eine Ignoranz vonseiten der Politik und ist mit der Jugendstaatssekretärin alles andere als zufrieden. „Ich finde, das ist eine Frechheit, diese Ignoranz der Regierungsparteien. Es gibt zwar mit Claudia Plakolm (ÖVP) eine Jugendstaatssekretärin, aber ihre Ansichten, die sie vertritt, entsprechen überhaupt nicht denen der Jugend“, meint Stix. Dabei sind die Themen, für die sich die Jugend besonders interessieren, die Zukunftsfelder der Politik. Deshalb ist das Haus der Jugend auch ein Projekt, bei dem nicht für die Jugend bestimmt werden soll. Hier bestimmt die Jugend selbst.
Haus der Jugend mitgestalten
„Nur gemeinsames Debattieren, Verhandeln und Entscheiden schafft eine tragfähige Beziehung. Gerade dann, wenn es auf Augenhöhe passiert. Außerdem müssen wir als Arbeiterkammer auch für die jungen und zukünftigen Mitglieder zugänglich und greifbar sein“, sagt Ilkim Erdost, Bereichsleiterin Bildung und Konsument:innen der AK Wien. Und Stix ergänzt: „Der Name Haus der Jugend sagt schon viel aus. Es ist kein Haus über die Jugend. Deswegen muss die Jugend hier mitgestalten, denn die Jugend hat ein ganz anderes Mindset als die älteren Generationen.“
Das neue Haus wird in den kommenden Jahren gebaut und ist ein Teil der Immobilienstrategie des AK Wien. „Beim gemeinsamen Nachdenken ist immer klarer geworden, dass unser Gebäude in der Plößlgasse ein ideales Haus der Jugend wäre. Und so wurde die Idee geboren, dort ein Haus der Jugend zu entwickeln und natürlich auch gleich das zu machen, was wir fordern, nämlich Jugendbeteiligung umzusetzen“, sagt Erdost. Das geschieht aktuell beispielsweise über die Gewerkschaftsjugend und den Jugendvertrauensrat.
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Haus der Jugend: Unabhängig von Geschlecht, Sexualität oder Hautfarbe
Speziell die vergangenen Jahre waren aufgrund der Pandemie für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen entbehrungsreich. „Nach der Pandemie ist es sehr wichtig, die sozialen Kontakte wieder herzustellen und dass diese auch wieder aufblühen können. Ein Treffpunkt für Jugendliche zum Lernen, Reden, Vernetzen und Spaß haben ist einfach so wichtig“, meint Stix. Die Wertschätzung muss auch immer von beiden Seiten kommen, dann nur so lassen sich Projekte wie dieses professionell verwirklichen.
„Als Jugendliche bei so einem Projekt eingebunden zu werden, ist eine große Wertschätzung. So fühlt man sich gehört. Es ist wichtig, dass das Haus anti-diskriminierend gestaltet wird. Dass es für alle Leute unabhängig von Geschlecht, Sexualität oder Hautfarbe ein Wohlfühlort wird“, findet Stix. Die gesammelten Vorschläge der Workshops Anfang Oktober werden in der nächsten Phase ausgewertet und im kommenden Jahr erfolgt die Ausschreibung des Architekturwettbewerbs. Was sich die Jugend für ihr das Haus vorstellt, kann mit Spannung erwartet werden.