Höher, schneller, weiter und idealerweise arbeiten lassen bis zum Umfallen – so kann die Grundidee unseres Wirtschaftssystems beschrieben werden. Immer neue Strategien werden ausgefeilt, um die endlichen Ressourcen im Sinne eines unendlichen Wachstums weiter auszubeuten sowie effizienz- und leistungssteigernd einzusetzen. Das System wird heiß gefahren. Denn solange es noch Gewinne für einige wenige abwirft, braucht es ja keine Änderung. Läuft doch, oder?
Schon irgendwie. Doch die grundlegende Frage ist, für wen und wie lange noch. Denn die Mehrheit, also jene, die durch ihre Arbeit den Gewinn einer Minderheit erwirtschaften, gerät immer mehr an ihre Belastungsgrenzen. Viele haben das Gefühl, die Welt sei am Ende und sie müssten immer weiterarbeiten, ohne Aussicht auf ein schöneres Leben.
Das hat Auswirkungen sowohl auf gesellschafts- und demokratiepolitischer Ebene als auch auf Unternehmen und natürlich auf der ganz persönlichen Ebene. Wir haben uns mit dieser Ausgabe zum Ziel gesetzt, diese drei Ebenen zu analysieren und die Mechanismen dahinter aufzuzeigen, wir geben Einblicke in den Umgang mit steigenden Arbeitsbelastungen und skizzieren Wege aus dem System. Unter dem Eindruck des Arbeitskräftemangels haben einige Unternehmen bereits erkannt, dass ein „Weiter so“ nicht mehr möglich ist. Sie setzen neue Arbeitszeitmodelle um und arbeiten an verbesserten Rahmenbedingungen für die Beschäftigten, um sie zu halten.
Doch reichen die kleinen Rädchen, um das System für den notwendigen Wandel sozial und verteilungsgerecht im Sinne der Mehrheit zu gestalten, oder muss sich grundsätzlich etwas am Wirtschaftsmodell ändern? Eines ist klar: Die aktuelle Wirtschaftsform ist kein Naturgesetz wie die Schwerkraft. Aus meiner Sicht ist ein verstärkter Druck von unten nach oben notwendig, um den Wunsch nach einer verteilungsgerechten, demokratischen Wirtschaftsform zu realisieren – basierend auf einem verstärkten Miteinander.
Mit Blick auf die wieder erstarkende Rechte in vielen Ländern betont Arbeitssoziologe Klaus Dörre: „Aus meiner Sicht muss eine positive Vorstellung für die künftige Gesellschaft angeboten werden. Denn Gesellschaften, die über keine positiven Zukunftsvorstellungen verfügen, sind auf Dauer nicht überlebensfähig.“ Ein Leitbild, so Dörre, für den alltäglichen gewerkschaftlichen Kampf für eine bessere Gesellschaft. Dem ist meiner persönlichen Meinung nach nichts hinzuzufügen.
In dieser Ausgabe:
- The Working Dead
Arbeiten bis zum Umfallen: Kann das noch lange gut gehen? - Hierarchien immer schön flach halten
Agiles Arbeiten hält Einzug in viele Branchen – eine Analyse - Frauen als Spielball der Krise?
Die „große Frage“ beantwortet Käthe Leichter - Gehetzt, kontrolliert, ausgebrannt
Der Arbeitsdruck nimmt zu: Die einen leiden unter Arbeitsverdichtung, andere unter ständiger Kontrolle, dazu kommt das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen. Das führt dazu, dass nicht nur das System krank ist, sondern auch immer mehr Arbeitnehmer:innen krank werden. - Die Situation ist prekär
Ist New Work das Allheilmittel gegen die kranke Arbeitswelt? - Stress, lass nach!
Junge Menschen haben andere Vorstellung. Wann kommt das an? - Dorthin gehen, wo es brennt
Die begründete Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg führt immer mehr Arbeitnehmer:innen ins Lager der Populist:innen. Was bedeutet dieser Trend für unsere Demokratie? Nichts Gutes. Der Soziologe Klaus Dörre analysiert, wie Politik und Gewerkschaften gegensteuern können. - Innovationen mit Herzblut
Wie das Hanusch-Krankenhaus gegensteuert. Eine Reportage - Corona hat uns zusammengeschweißt
Dr.in Valerie Nell-Duxneuner im Interview - Rund um die Uhr rotieren
Planbarkeit und gesundes Arbeitsumfeld, ein Muss im Schichtbetrieb - Mit voller Energie in die Zukunft
Klimakrise und neue Jobs – ein Umbruch mit Fragezeichen - Wann, wenn nicht jetzt?
Das Gros der Arbeitgeber:innen ist nicht für eine Arbeitszeitverkürzung zu haben und argumentiert viel lieber mit dem Schlagwort „Fachkräftemangel“. Aber gibt es den überhaupt? Und warum käme eine kürzere Normalarbeitszeit allen zugute? - Teilzeitzwang mit System
Über die Auswirkungen der Balance-Rechnung - Humanisierung der Arbeit?
Paul Blaus Analyse über tiefere Ursachen des Arbeitsdrucks - Raus aus dem Hamsterrad
Das letzte Wort hat Josef Muchitsch
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