Gegen Druck

Gehetzt, kontrolliert, ausgebrannt: Die Wirtschaft setzt Arbeitnehmer:innen permanent unter Druck. Das sollten wir schleunigst ändern – ganz solidarisch.

Standpunkt

Eva Winterer
Chefredaktion

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Höher, schneller, weiter und idealerweise arbeiten lassen bis zum Umfallen – so kann die Grundidee unseres Wirtschaftssystems beschrieben werden. Immer neue Strategien werden ausgefeilt, um die endlichen Ressourcen im Sinne eines unendlichen Wachstums weiter auszubeuten sowie effizienz- und leistungssteigernd einzusetzen. Das System wird heiß gefahren. Denn solange es noch Gewinne für einige wenige abwirft, braucht es ja keine Änderung. Läuft doch, oder?

Schon irgendwie. Doch die grundlegende Frage ist, für wen und wie lange noch. Denn die Mehrheit, also jene, die durch ihre Arbeit den Gewinn einer Minderheit erwirtschaften, gerät immer mehr an ihre Belastungsgrenzen. Viele haben das Gefühl, die Welt sei am Ende und sie müssten immer weiterarbeiten, ohne Aussicht auf ein schöneres Leben.

Das hat Auswirkungen sowohl auf gesellschafts- und demokratiepolitischer Ebene als auch auf Unternehmen und natürlich auf der ganz persönlichen Ebene. Wir haben uns mit dieser Ausgabe zum Ziel gesetzt, diese drei Ebenen zu analysieren und die Mechanismen dahinter aufzuzeigen, wir geben Einblicke in den Umgang mit steigenden Arbeitsbelastungen und skizzieren Wege aus dem System. Unter dem Eindruck des Arbeitskräftemangels haben einige Unternehmen bereits erkannt, dass ein „Weiter so“ nicht mehr möglich ist. Sie setzen neue Arbeitszeitmodelle um und arbeiten an verbesserten Rahmenbedingungen für die Beschäftigten, um sie zu halten.

Doch reichen die kleinen Rädchen, um das System für den notwendigen Wandel sozial und verteilungsgerecht im Sinne der Mehrheit zu gestalten, oder muss sich grundsätzlich etwas am Wirtschaftsmodell ändern? Eines ist klar: Die aktuelle Wirtschaftsform ist kein Naturgesetz wie die Schwerkraft. Aus meiner Sicht ist ein verstärkter Druck von unten nach oben notwendig, um den Wunsch nach einer verteilungsgerechten, demokratischen Wirtschaftsform zu realisieren – basierend auf einem verstärkten Miteinander.

Mit Blick auf die wieder erstarkende Rechte in vielen Ländern betont Arbeitssoziologe Klaus Dörre: „Aus meiner Sicht muss eine positive Vorstellung für die künftige Gesellschaft angeboten werden. Denn Gesellschaften, die über keine positiven Zukunftsvorstellungen verfügen, sind auf Dauer nicht überlebensfähig.“ Ein Leitbild, so Dörre, für den alltäglichen gewerkschaftlichen Kampf für eine bessere Gesellschaft. Dem ist meiner persönlichen Meinung nach nichts hinzuzufügen.

In dieser Ausgabe:

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