Flugreisen und Pandemie: Wenn die Flugzeuge nicht mehr kommen

Illustration (C) Miriam Mone

Inhalt

  1. Seite 1 - Flugreisen und Städtetourismus
  2. Seite 2 - Steigende Arbeitsbelastung
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Die Pandemie hat vor allem den Städtetourismus hart getroffen. Mehr noch als der Tourismus am Land ist er von Gästen aus dem Ausland abhängig. Bleiben sie fort, steht alles still. Eine Momentaufnahme.
Zwischen 4.000 und 5.000 Kongresse und Firmenveranstaltungen finden jährlich in Wien statt. Das besagen Zahlen aus dem Jahr 2019, die von der Marketingorganisation WienTourismus in ihrem Strategiepapier „Reshaping Vienna“ wiedergegeben werden. 76 Prozent der Kongressgäste erreichen Wien mit dem Flugzeug, wird in einer Zukunftsvereinbarung zwischen der Stadt Wien und der Wirtschaftskammer aus dem Jahr 2018 festgehalten. Damals schien die Welt noch in Ordnung. Dann kam Corona, und alles änderte sich: „2019 schrieb das bisher beste Kapitel in Wiens Tourismusgeschichte, 2020 das schlimmste seit dem Zweiten Weltkrieg“, heißt es in einer Analyse des Wiener Tourismusverbands.

Deutlich wird das am Beispiel des Hotels InterContinental in Wien, kurz InterConti genannt. Eigentlich könnte der Standort des InterConti nicht besser sein. Es liegt direkt am Ring. Stadtpark und Sehenswürdigkeiten wie der Stephansdom oder die Staatsoper sind bequem zu Fuß erreichbar. 1.200 Quadratmeter Veranstaltungsfläche bieten Raum für internationale Meetings, Konferenzen und Kongresse, wie auf der Firmen-Homepage des Hotels nachzulesen ist.

Adieu Weihnachtsgeschäft!

„Die Kongresse haben für uns eine sehr große Bedeutung“, sagt Peter Styblo, seit sieben Jahren Betriebsratsvorsitzender im InterConti. „Aber in der Pandemie sind sie nicht wirklich planbar. Noch drei Tage vor dem Lockdown Ende November hat es geheißen, für nicht geimpfte Personen wird es keine Einschränkungen geben. Wir hätten einige Veranstaltungen im Haus gehabt, zum Beispiel ein Boxturnier im Ballsaal. Das fällt jetzt weg. Auch Weihnachtsfeiern werden großteils storniert. Das Weihnachtsgeschäft ist gelaufen.“

Ob sich daran mittelfristig wieder etwas ändert, darüber ist sich Styblo nicht sicher. „Wir hoffen natürlich auf eine Erholung. Am Anfang hatten wir noch Videokonferenzen in unseren Räumen, da waren wenigstens noch einige Konferenzteilnehmer im Haus. Allerdings haben viele Firmen inzwischen gemerkt, dass man solche Veranstaltungen auch am Rechner durchführen kann. Trotzdem ist es vor Ort doch etwas anderes. Man sieht die anderen Teilnehmer:innen, man sieht etwas von der Stadt.“

Verwundbarer Städtetourismus

Allgemein hat sich durch Corona eine große Verwundbarkeit des Städtetourismus gezeigt, die auch viele Kenner:innen der Branche vorher so nicht am Schirm gehabt haben dürften: „Wir werden ja nicht nur durch die formalen Lockdowns gefährdet. Das Gleiche gilt, wenn der Flughafen gesperrt ist. Und wenn Österreicher:innen nach Wien fahren, dann übernachten sie eher selten im Fünf-Sterne-Hotel“, sagt Styblo. „Die Gastronomie hat es da eine Spur besser, weil die auch von Einheimischen lebt. Was nur wenige Einheimische wissen, ist, dass es in den Hotels auch eine Gastronomie gibt. Die kann man besuchen, auch ohne im Hotel zu nächtigen. Da ist bei den meisten Menschen aber die Schwellenangst zu groß. Laufkundschaft haben wir kaum.“

Aleksandra Waldhauser vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) bestätigt diese Beobachtung. Sie ist Projektleiterin einer im April 2021 veröffentlichten Studie über Hotellerie-Beschäftigte in Wien. „Diese Studie machen wir regelmäßig im Auftrag der Arbeiterkammer“, erzählt sie. „Doch dieses Mal ist aufgrund der Pandemie eine Vergleichbarkeit mit den vorhergehenden Jahren kaum gegeben.“ Stärker als andere Formen des Tourismus sei der Städtetourismus vom internationalen Reiseverkehr abhängig. „Als wir die Studie im März und April 2021 gemacht haben, war auch gerade Lockdown und die Unsicherheit unter den Befragten deshalb besonders groß. Dennoch gab es Hoffnungen auf den Herbst. Man hat geglaubt, dann wird alles wieder gut. Das dürfte sich jetzt wieder zerschlagen haben.“ Insgesamt haben 634 Beschäftigte von Wiener Hotelleriebetrieben an der Online-Befragung teilgenommen, die der Studie zugrunde liegt. Hier müsse berücksichtigt werden, dass Arbeitskräfte aus dem Ausland aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse in der Studie sehr wahrscheinlich unterrepräsentiert seien, so Waldhauser.

Wir werden ja nicht nur durch die formalen Lockdowns gefährdet. Das Gleiche gilt, wenn der Flughafen gesperrt ist.

Peter Styblo, Betriebsratsvorsitzender InterContinental

Dennoch spiegeln die Zahlen das Ausmaß wider, in dem die Pandemie das Leben der Beschäftigten beeinflusst hat. So heißt es in einer Zusammenfassung über das Thema Kurzarbeit: „83 Prozent der Befragten sind im selben Beherbergungsbetrieb wie vor der Corona-Pandemie beschäftigt, davon befinden sich 96 Prozent in Kurzarbeit (das entspricht einem Anteil von 79 Prozent der Befragten). Mehr als ein Drittel befindet sich seit März 2020 mehr als 50 Wochen in Kurzarbeit (36 Prozent), rund ein Viertel 41 bis 50 Wochen (23 Prozent).“

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