Die Platzierer:innen von Brüssel

Porträt Judith Vorbach. Sie sitzt im Europabüro der AK.
Judith Vorbach befasst sich seit 2005 als EU-Referentin der AK OÖ mit Europathemen. Seit 2018 ist sie im EWSA, seit heuer auch im AK-Europabüro. | © Markus Zahradnik
Starkes Duo: David Hafner leitet das ÖGB-Europabüro in Brüssel, Judith Vorbach jenes der AK. In der EU-Hauptstadt pflegen sie Kontakte und platzieren Themen, die aus Arbeitnehmer:innen-Perspektive wichtig sind.
David Hafner ist das, was man einen alten Hasen auf dem Brüsseler Parkett nennt: Der heute 36-Jährige arbeitet seit 2013 für den ÖGB in der EU-Hauptstadt, seit 2020 leitet er das ÖGB-Europabüro operativ, seit diesem Jahr hat er die Gesamtleitung inne. Seine Agenden reichen dabei von der strategischen Planung der europapolitischen Agenden des ÖGB über die Organisation und Durchführung von Lobbying-Tätigkeiten bis zur Vertretung gegenüber EU-Institutionen und europäischen Gewerkschaftsverbänden.

Judith Vorbach (51) hat Volkswirtschaftslehre studiert und befasst sich beruflich seit 2005 als EU-Referentin der AK Oberösterreich mit Europathemen. Seit 2018 ist sie Mitglied im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA), seit heuer ist sie für die AK in Brüssel. Inhaltlich setzt die Leiterin des AK-Europabüros ihre Schwerpunkte vor allem auf Fiskalpolitik, Handelspolitik, Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik.

ÖGB und AK sind in Brüssel unter einem Dach zu Hause. Man teilt sich aber nicht nur die Büroräumlichkeiten, sondern stimmt sich auch inhaltlich ständig miteinander ab. „Veranstaltungen machen ÖGB und AK gemeinsam“, erzählt Vorbach, zuletzt gab es beispielsweise ein großes gemeinsames Event zum „Benchmarking Working Europe Report 2023“. Auch der eine oder andere Termin wird gemeinsam absolviert.

David Hafner arbeitet seit 2013 für den ÖGB in Brüssel, seit 2020 leitet er das ÖGB-Europabüro. Langweilig, so Hafner, sei es in Brüssel nie.

Oft fehlt das große Finale

Stichwort Termine: „Auswärtstermine bestimmen hier in Brüssel die Arbeit, reine Bürotage sind selten“, so die AK-Vertreterin. Das bestätigt auch Hafner: „Einerseits ist die Netzwerkpflege extrem wichtig, wir sind daher in regelmäßigem Austausch mit den Beamt:innen in der Kommission, mit der österreichischen Botschaft, mit EU-Abgeordneten. Wir sind aber auch im europäischen sozialen Dialog engagiert und dabei in Kontakt mit NGOs, mit dem Europäischen Gewerkschaftsbund.“ Außerdem betreue man im Europabüro Gewerkschafter:innnen und Betriebsrät:innen, die Brüssel besuchen. Wichtig sei aber auch, regelmäßig nach Österreich zu reisen, um wirklich gut an die Positionen in ÖGB und AK angebunden zu sein. Den Moment, in dem man spürt „jetzt ist etwas gelungen“, gibt es in Brüssel eher selten, erzählt Hafner. „Es fehlt oft das große Finale, wie zum Beispiel ein Wahlergebnis. Man braucht Geduld bis sich der große Apparat in Bewegung gesetzt hat, aber wenn die Weichen gestellt sind, dann hat das große Auswirkungen.“ Eine solche Weichenstellung sieht der ÖGB-Vertreter in der 2022 vom EU-Rat beschlossenen Mindestlohnrichtlinie.

Was Hafner persönlich in Brüssel schätzt? „Den internationalen Austausch. Einem politikinteressierten Menschen wird in Brüssel nicht langweilig.“ Das sieht auch Vorbach so. „Ich finde es vor allem spannend, dass man versucht, in 27 Mitgliedsstaaten zu verschiedensten Themen Kompromisse zu finden. Dieses Bemühen um Lösungen ist faszinierend.“

Über den/die Autor:in

Alexia Weiss

Alexia Weiss, geboren 1971 in Wien, Journalistin und Autorin. Germanistikstudium und Journalismusausbildung an der Universität Wien. Seit 1993 journalistisch tätig, u.a. als Redakteurin der Austria Presse Agentur. Ab 2007 freie Journalistin. Aktuell schreibt sie für das jüdische Magazin WINA sowie für gewerkschaftliche Medien wie die KOMPETENZ der GPA-djp oder die Gesunde Arbeit. 2022 erschien ihr bisher letztes Buch "Zerschlagt das Schulsystem ... und baut es neu!" (Verlag Kremayr & Scheriau).

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