Drei Fragen zum Thema an
Thomas Moldaschl
Gewerkschaft Vida Wirtschaftsreferat
Was sind die Folgen von Privatisierungen?
Nach schweren Zugunglücken kaufte Großbritannien die zuvor privatisierte Schieneninfrastruktur wieder zurück. Das kostete das Land mehr als die Privatisierung der britischen Bahngesellschaft. Seither muss das Land mehr an staatlichen Zuschüssen ins Bahnsystem einzahlen als vor der Privatisierung.
Wie hoch ist der volkswirtschaftliche Nutzen gut ausgebauter Infrastruktur?
Wir haben bei gewissen Investitionen in die Bahninfrastruktur eine Wertschöpfung von 1 zu 4. Auch Sekundäreffekte wie etwa Betriebsansiedlungen ziehen diese mit. Dadurch steigt die Wirtschaftsleistung. Außerdem gehen die Verkehrsunfälle auf der Straße zurück und die Umweltbelastung sinkt, weil der Personen- wie auch der Güterverkehr dann auf der Schiene rollt. Umgekehrt ist es schlecht, mit notwendigen Erneuerungen zu warten: Je länger man sie hinausschiebt, desto größer wird das Risiko von Katastrophen. Grundsätzlich ist die österreichische Straßeninfrastruktur in einem besseren Zustand als jene in Deutschland oder Italien. Aktuell nimmt der Verkehr auf Schiene und Straße aber zu – allein das macht stärkere Investitionen als in unseren Nachbarländern erforderlich.
Privat versus Staat?
Ein privater Unternehmer kalkuliert beinhart: Er setzt günstiges, oft geringer qualifiziertes Personal ein, stellt ältere, oft erfahrene MitarbeiterInnen nicht ein. Private schauen mehr auf den zu erzielenden Gewinn als auf die Sicherheit. Bei uns sind Schiene und Straße weiterhin in öffentlicher Hand – und das ist auch gut so.
Christopher Erben
Freier Journalist
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 1/20.
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