Diskriminierung im Arbeitsbereich

Diskriminierung Bildung Illustration
Illustration (C) Natalia Nowakowska
Niedrigeres Gehalt trotz gleicher Position? Benachteiligungen beim beruflichen Aufstieg oder bei der Jobvergabe? Beleidigende Äußerungen von Vorgesetzten oder bewusstes Zurückhalten von Informationen? Tuschelnde Kollegen, die Gerüchte verbreiten oder gar mobben? Viel zu oft kommt es am Arbeitsplatz zu Diskriminierungen.
Für viele Menschen gehört Diskriminierung leider zum Arbeitsalltag. Auch wenn manche sich dagegen wehren, herrscht in vielen Fällen dennoch Stillschweigen darüber. Umso wichtiger ist es, die Thematik näher zu durchleuchten und aufzudecken, wer im Arbeitsbereich aus welchen Gründen von welchen Ungleichbehandlungen betroffen ist. Im Auftrag der Arbeiterkammer führte SORA (Institute für Social Research and Consulting) daher eine Diskriminierungsstudie durch, für die 2.300 Personen zwischen 14 und 65 Jahren befragt wurden – teilweise mit schockierenden Ergebnissen.

Wer ist von Diskriminierungen im Arbeitsbereich betroffen?

Wurden Sie schon einmal im Berufsleben diskriminiert oder schlechter behandelt als andere? Bei 21 Prozent der im Rahmen der Diskriminierungsstudie Befragten war dies in der Arbeit oder bei der Arbeitssuche in den letzten drei Jahren der Fall. Auffallend dabei war zudem, dass Personen mit Migrationshintergrund, Personen mit muslimischem Glauben, Personen mit körperlicher Beeinträchtigung sowie Personen, die sich eher einer unteren sozialen Schicht zugehörig fühlen, häufiger von einer Diskriminierung im Arbeitsbereich berichteten. Das zeigen auch die folgenden Zahlen:

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Viele der Befragten gaben außerdem an, dass sie zwar selbst nicht diskriminiert wurden, jedoch Diskriminierung im Arbeitsbereich in ihrem persönlichen Umfeld beobachtet haben. Die folgende Infografik zeigt die dafür vermuteten Gründe:

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Welche Arten von Diskriminierung kommen im Arbeitsbereich vor?

Zunächst müssen im Arbeitsbereich strukturelle und soziale Diskriminierungen unterschieden werden:

Zu den häufigsten strukturellen Diskriminierungen im Arbeitsalltag gehören ein niedrigeres Einkommen als Kollegen trotz gleicher Position und Aufgaben, Benachteiligungen beim beruflichen Aufstieg oder bei Gehaltserhöhungen sowie bei der Jobvergabe. Hinzu kommt, dass 43 Prozent von ungewöhnlichen Fragen beim Vorstellungsgespräch berichten. Ein Drittel musste zudem beleidigende Äußerungen beim Vorstellungsgespräch über sich ergehen lassen oder wurde bereits ohne nachvollziehbare Gründe auf einen schlechteren Arbeitsplatz versetzt.

Zu den häufigsten strukturellen Diskriminierungen im Arbeitsalltag gehören ein niedrigeres Einkommen als Kollegen trotz gleicher Position und Aufgaben, Benachteiligungen beim beruflichen Aufstieg oder bei Gehaltserhöhungen sowie bei der Jobvergabe.

Doch strukturelle Diskriminierungen beschränken sich nicht nur auf die Unternehmen. Auch bei AMS-Beratungen oder AMS-Maßnahmen kommt es zu Diskriminierungen aufgrund bestimmter persönlicher Merkmale.

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Zudem kommt es auch zu sozialen Diskriminierungen, also zu Schlechterbehandlung bis hin zu Herabwürdigungen im zwischenmenschlichen, sozialen Kontext, von denen mehr als die Hälfte der Betroffenen berichtet. Dazu zählen unsachgemäße Kritik an der Arbeit, ein bewusstes Zurückhalten von Informationen, aber auch das Verbreiten von Gerüchten, Tuscheln sowie üble Nachrede. Hartes Mobbing, Psychoterror, Drohungen und Erpressungen mussten in Summe 43 Prozent der Betroffenen erleben, 21 Prozent berichten von sexueller Belästigung, 17 Prozent von körperlicher Gewalt.

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Wer diskriminiert im Arbeitsbereich und wo fand die Diskriminierung statt?

Bei 73 Prozent der Fälle gingen die geschilderten Diskriminierungen und Ungleichbehandlungen von Vorgesetzten aus. Von Kollegen wurden 25 Prozent der Betroffenen diskriminiert.

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In den meisten Fällen (bei 86 Prozent) wurde die Diskriminierung direkt, d. h. persönlich, erlebt. Bei 13 Prozent der Betroffenen fanden die Schikanen und Diskriminierungen sowohl persönlich als auch online statt.

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Umgang mit der erlebten Diskriminierung im Arbeitsbereich

So unterschiedlich die Arten der Diskriminierung sind, variiert auch der Umgang der Betroffenen damit. Knapp die Hälfte ist in die Offensive gegangen und hat sich gewehrt. 44 Prozent suchten sich Unterstützung. Aber 56 Prozent versuchten es zu ignorieren. Damit ist die häufigste Reaktion die Nicht-Reaktion, was auch in der nachfolgenden Infografik ersichtlich ist:

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Oft wird nichts gegen die Diskriminierung unternommen, da die Betroffenen davon überzeugt sind, dass es ohnehin nichts ändern würde. Ein Viertel hat zudem auch Angst vor negativen Konsequenzen. Überraschend niedrig ist auch der Anteil jener, die mit Familienmitgliedern oder Freunden darüber sprechen. Lediglich 29 Prozent wenden sich an nahestehende Personen – was auch bedeutet, dass ein Großteil der Betroffenen allein damit fertig werden möchte und den engsten Vertrauten nichts davon berichtet.

Für viele ist die Kündigung der einzige Ausweg.

Für viele ist die Kündigung der einzige Ausweg. So haben 17 Prozent schon einmal ihren Job wegen Diskriminierung gekündigt, und 9 Prozent haben sich in eine andere Abteilung versetzen lassen.

Um aktiv gegen diese Diskriminierungen vorgehen zu können, muss zunächst das Bewusstsein und die Sensibilität der Bevölkerung gestärkt werden. Regelmäßige und gezielte Informationskampagnen sowie vor allem Gleichbehandlungs- und Diversity-Trainings in Betrieben könnten hierbei Abhilfe schaffen – wobei es jedoch wichtig ist, nicht nur Betroffene zu adressieren, sondern auch jene, von denen die Diskriminierungen potenziell ausgehen.

Über den/die Autor:in

Beatrix Ferriman

Beatrix Ferriman hat internationale Betriebswirtschaft an der WU Wien, in Thailand, Montenegro und Frankreich studiert. Sie ist Autorin, Schreibcoach sowie freie Redakteurin für diverse Magazine und Blogs.

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