Digitalisierung für Menschen greifbarer machen

Digitalisierungsindex
Die WIFO-Studie zeigt gutes Investitionsniveau in Soft- und Hardware in Österreich, aber dennoch Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung im EU-Vergleich. Vor allem die private Nutzung hinkt hinterher, aber auch unternehmensseitig wird die Cloud-Technologie noch nicht umfassend genutzt. Die Arbeiterkammer startete mit dem „Zukunftsprogramm“ eine Digitalisierungsoffensive, welche die neuen technischen Möglichkeiten den Menschen näher bringen möchte.
Das Fazit der StudienautorInnen ist ernüchternd: „Viele Indikatoren zeigen Österreich bestenfalls im Mittelfeld oder weiter zurückliegend, jedenfalls regelmäßig hinter den Spitzenreitern in der EU. Gemessen an den relativ hohen Pro-Kopf-Einkommen als Maß der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ist Österreich bei der Digitalisierung jedenfalls ein Nachzügler“, betonte Michael Peneder, Leiter der WIFO-Studie „Stand der Digitalisierung in Österreich“, bei der Präsentation der Ergebnisse am Donnerstag in der Arbeiterkammer in Wien.

Österreich im EU-Vergleich

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DESI ist der Digitalisierungsindex der Europäischen Union. Hier liegt Österreich mit dem siebthöchsten Pro-Kopf-Einkommen innerhalb der EU nur auf dem elften Rang. Auf der Suche nach Antworten, wo die Ursachen dafür liegen, haben sich die ExpertInnen zunächst die Investitionen heimischer Unternehmen in Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) angesehen. Und, so Peneder, hier liegt das Nachhinken Österreichs in Sachen Digitalisierung nicht begründet. Denn, so heißt es in der Studie, „Österreich hat im internationalen Vergleich sehr hohe Investitionen in das Aggregat Informations- und Kommunikationstechnologie“.

Breitbandinternet:

Bei der Abdeckung liegt Österreich unter den besten 30 Prozent in der EU, bei der Nutzung allerdings innerhalb der untersten 30 Prozent.

Als nächstes wurde das Angebot und die Nutzung von Breitbandinternet analysiert. Hier zeigte sich eine große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Schon Breitbandinternet mit einer Geschwindigkeit unter 30 mbps werde weit weniger genutzt als angeboten (Angebot: obere 40 Prozent im EU-Vergleich, Nutzung: untere 40 Prozent im EU-Vergleich), noch höher ist der Nutzungsgap bei schnellem Breitband (30 – 100 mbps). Bei der Abdeckung liegt Österreich hier unter den besten 30 Prozent in der EU, bei der Nutzung allerdings innerhalb der untersten 30 Prozent. Bei ultraschnellem Breitband (über 100 mbps) hinkt auch die Ausstattung hinterher, hier liegt Österreich hinter der Mehrzahl der EU-Länder zurück. In Sachen Angebot landet Österreich in den unteren 40 Prozent, bei der Nutzung gar nur in den untersten 20 Prozent. Beim Thema Cloud Computing sind aber auch heimische Unternehmen noch sehr zurückhaltend.

Digitalisierung vorantreiben

Mit Investitionen alleine sei es daher nicht getan, betonte Peneder. Vielmehr brauche es Antworten auf die Frage, wie Digitalisierung auf allen Ebenen vorangetrieben werden könne. Auffallend ist, dass viele ÖsterreicherInnen Hemmungen haben, neue Technologien zu nutzen. Das zeigt sich zum Beispiel in Parametern wie der unterdurchschnittlichen Nutzung von Social Media. Insgesamt hat der digitalisierte Unterhaltungsbereich hier zu Lande noch hohes Entwicklungspotenzial. Gut angenommen würden Online-Shopping, E-Banking sowie digitale Gesundheitsdienste.

Auffallend ist, dass viele ÖsterreicherInnen Hemmungen haben, neue Technologien zu nutzen.

Insgesamt könne es Österreich allerdings nicht leisten, bei der Digitalisierung nur Mittelmaß zu sein, betonte AK-Vizedirektorin Maria Kubitschek bei der Studienpräsentation. Sie kritisierte, dass diesbezügliche Anstrengungen der öffentlichen Hand nur auf die Wirtschaft beziehungsweise UnternehmerInnen konzentriert seien. In den digitalen Wandel müsste aber alle Menschen einbezogen werden, um zu verhindern, dass eine digitale Kluft entstehe.

Das Zukunftsprogramm der Arbeiterkammer

Die Arbeiterkammer investiert hier nun massiv: Von 2019 bis 2023 stehen insgesamt 150 Millionen Euro im Rahmen des „Zukunftsprogramms“ zur Verfügung. Die Mittel stehen einerseits für Qualifizierungen in der Nutzung digitaler Technologien zur Verfügung. So sollen Hemmschwellen abgebaut und der Umgang mit Neuem erleichtert werden. Alleine in Wien gibt es künftig pro Jahr vier Millionen Euro für solche Qualifizierungsmaßnahmen.

Mit dem Zukunftsprogramm der AK sollen Hemmschwellen abgebaut und der Umgang mit Neuem erleichter werden.

Zweiter Programmteil ist der AK Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0. Hier werden in den kommenden fünf Jahren Projekte gefördert, die Anwendungen entwickeln, welche auf die Bedürfnisse von ArbeitnehmerInnen eingehen, so Fondsleiter Fridolin Herkommer. Die genauen Förderrichtlinien werden Anfang April bekanntgegeben, im Juni wird über die ersten Förderungen entschieden. Als Beispiele nannte Herkommer eine Betriebsrats-App oder Anwendungen, die Beschäftigte stärker in die Gestaltung von Dienstplänen miteinbindet. Eine Ideenwerkstatt unterstützt alle, die ein Projekt einreichen wollen, ihre Idee bis zur Umsetzung zu bringen.

Im Zentrum der geförderten Projekte stehen die Bedürfnisse der ArbeitnehmerInnen und deren Mitgestaltung.
Mitgestaltung ist eines der Kriterien bei der Auswahl der geförderten Projekte. Andererseits wisse man, dass Menschen sich eher mit neuen Technologien auseinandersetzen, wenn sie einen klaren Nutzen dafür sehen. Insgesamt könnten so mehr Menschen als bisher an das Thema Digitalisierung insgesamt herangeführt werden.

Über den/die Autor:in

Alexia Weiss

Alexia Weiss, geboren 1971 in Wien, Journalistin und Autorin. Germanistikstudium und Journalismusausbildung an der Universität Wien. Seit 1993 journalistisch tätig, u.a. als Redakteurin der Austria Presse Agentur. Ab 2007 freie Journalistin. Aktuell schreibt sie für das jüdische Magazin WINA sowie für gewerkschaftliche Medien wie die KOMPETENZ der GPA-djp oder die Gesunde Arbeit. 2022 erschien ihr bisher letztes Buch "Zerschlagt das Schulsystem ... und baut es neu!" (Verlag Kremayr & Scheriau).

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