Die Zukunft beginnt jetzt!

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Die AK-Offensive hat ein klares Ziel: Die Digitalisierung soll den Beschäftigten nützen und ihr Leben verbessern. Dafür wendet die AK 150 Millionen Euro auf.

Inhalt

  1. Seite 1 - Effizient und stark
  2. Seite 2 - Digitalisierung ist gestaltbar
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Die Arbeiterkammern bauen ihre Leistungen aus. Viel Geld wird in die Hand genommen, um die Digitalisierung zum Wohle der ArbeitnehmerInnen zu gestalten.
Es gibt sie noch, die guten Nachrichten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich: Ab 2019 werden die Arbeiterkammern noch mehr Leistungen anbieten – und das, ohne die Beiträge zu erhöhen! Worauf können sich die Beschäftigten in Österreich freuen? Einerseits werden in den Schlüsselbereichen Bildung, Pflege und Wohnen die Leistungen der AK ausgebaut. Andererseits gibt es eine Offensive, die ein klares Ziel hat: Die Folgen der Digitalisierung sollen den Beschäftigten nützen und ihr Leben verbessern.

AK-Mitglieder bestimmen den Kurs

Das Zukunftsprogramm wurde auf Basis der Dialoginitiative „Wie soll Arbeit?“ gestaltet. Dafür wurden im Frühjahr 2018 Österreichs ArbeitnehmerInnen von Gewerkschaft und AK befragt. Im Mittelpunkt: Welche Themen und AK-Leistungen sind ihnen besonders wichtig? In zahlreichen Betriebsbesuchen, Straßenaktionen, Groß- wie Fachveranstaltungen, im direkten Gespräch oder Social-Media-Dialog sagten sie uns ihre Meinung. Die Ergebnisse waren eindeutig – und zeigten auch den Wunsch nach noch mehr Service und Leistung der Arbeiterkammer.

„Die Mitglieder bestimmen den Kurs, den wir einschlagen“, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl. Und gefragt von den Mitgliedern sind eben Beratung und Unterstützung in den Bereichen Wohnen, Pflege, Bildung und Digitalisierung. Die Stärkung des Leistungsangebots in diesen Bereichen bringt auch den Mitgliedern mehr als eine Senkung des AK-Beitrags. Dieser liegt bei sieben Euro netto im Monat für ein Medianeinkommen. Vertreter der Regierungsparteien haben angekündigt, dass der AK-Beitrag gekürzt werden könnte. Eine Kürzung würde aber bedeuten, dass der Arbeiterkammer Mittel für die Interessenvertretung und Leistungen entzogen würden. Weniger Leistungen und weniger Interessenvertretung würde die ArbeitnehmerInnen massiv schwächen – vor allem in Zeiten, in denen eine Regierung besonders auf die Wünsche der Wirtschaft reagiert.

Eine effiziente und starke AK

Die AK ist eine mächtige Stimme und der Schutzschirm für ArbeitnehmerInnen – und das soll sie auch bleiben! Eine starke AK bringt vor allem den Beschäftigten etwas – daher hat die AK vor, mehr zu leisten: So werden die Services für die ArbeitnehmerInnen ausgebaut und an die neuen Rahmenbedingungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben, angepasst. Unter dem Titel „Zukunftsprogramm 2019–2023“ wurde dieser Plan beschlossen und auch der Bundesregierung bereits vor dem Sommer übermittelt.

Insgesamt wird in den Jahren 2019 bis 2023 die gewaltige Summe von 150 Millionen Euro für die Digitalisierungs­offensive der AK zur Verfügung gestellt. Das geht nur unter großen Anstrengungen, durch Umstrukturierungen und Umschichtungen. Dennoch: Bislang gab es vonseiten der Regierung keine Reaktion auf das Zukunftsprogramm – und so ging die AK in die Umsetzung. Für die neuen Aufgaben werden gerade ExpertInnen rekrutiert.

Die neuen Services

2019 wird in den Arbeiterkammern viel passieren. Zum Beispiel wird es neue Services für alle mit Wohnproblemen geben. Das bedeutet etwa, dass die AK Wien – wie manche Länderkammern jetzt schon – künftig Wohnrechtsberatung anbieten wird. Alle Arbeiterkammern werden Mitglieder, die sich mit Wohnproblemen an sie wenden, stärker unterstützen. Zudem werden – in Fällen, die richtungsweisend sein können – Musterprozesse geführt. Auch bei Fragen zur Pflege können sich Betroffene an die AK wenden.

So soll es unter anderem Beratung bei der Pflegegeld-Einstufung für die rund 450.000 BezieherInnen geben. Ausgebaut wird zudem die Beratung von Menschen in Pflegeberufen sowie die kostenlose Vertretung vor Gericht in strittigen Einstufungsfällen. Ein weiteres Extra wird die verstärkte Bildungsberatung sein. Mittels App soll die Schul- und Berufswahl erleichtert werden, die persönliche Beratung wird ebenfalls ausgebaut. Mehr Förderung gibt es für Fort- und Weiterbildungen, vor allem wenn es um Kenntnisse geht, die im Zusammenhang mit der Digitalisierung stehen.

Auch die Schattenseiten der Digitalisierung werden von den Arbeiterkammern stärker beleuchtet werden – so wird es im Konsumentenschutz künftig mehr Beratung für diese Themen geben. So hat die AK erst vor Kurzem in einem Pressegespräch darauf hingewiesen, welche Daten Mobilfunkanbieter sammeln und verwerten.

Digitalisierung ist gestaltbar

„Der digitale Wandel kann und soll nicht aufgehalten werden, aber er ist keine Naturgewalt, sondern kann gestaltet werden. Für die AK ist es von großer Bedeutung, dass dieser Wandel sozial gerecht und wirtschaftlich sinnvoll genutzt wird“, erklärt AK-Präsidentin Renate Anderl. Die Digitalisierung muss allen ArbeitnehmerInnen nutzen und daher so gestaltet werden, dass nicht nur eine kleine Elite profitiert, sondern alle gewinnen.

Daher wird in der AK auch noch auf anderen Ebenen angesetzt, um diesen Wandel in arbeitnehmerInnenfreundliche Bahnen zu lenken. Neben den verstärken Weiterbildungsförderungen hat die Arbeiterkammer den Projektfonds Arbeit 4.0 ins Leben gerufen, der mit Jänner 2019 seine Arbeit aufnimmt. Damit werden Initiativen unterstützt, die die Arbeitswelt mithilfe von digitalen Instrumenten verbessern. „Die Projekte sollen anderen als Vorbild dienen. Die vielversprechendsten Ideen werden über den AK-Projektfonds Arbeit 4.0 gefördert. So gestalten wir gemeinsam Zukunft!“, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl.

Zur Inspiration und um eine Idee zu bekommen, in welche Richtungen es beim Projektfonds Arbeit 4.0 gehen kann, hat die AK im Oktober eine große internationale Konferenz unter dem Titel „Digital Works for People“ abgehalten. Dabei wurden Vorzeigeprojekte aus ganz Europa und den USA in Wien präsentiert. Es konnte dargestellt werden, wie MitarbeiterInnen durch die Digitalisierung mehr Möglichkeiten zur Mitsprache bekommen und wie Weiterbildung vorausschauend organisiert werden kann. Auch wurden neue Arbeitsformen vorgestellt, die arbeitnehmerInnenfreundlich gestaltet werden konnten.

Eines der dort präsentierten Beispiele ist die von der Arbeiterkammer Wien selbst initiierte und umgesetzte Online-Plattform faircrowd.work. Hier können Crowdworker ihre Arbeitgeber bewerten, sich austauschen und erfahren, wo die Arbeitsbedingungen besonders gut oder schlecht sind. Faircrowd.work wurde von der AK, dem ÖGB und internationalen Gewerkschaften ins Leben gerufen. Zur Erstellung der Webseite wurden umfassende Informationen über Crowd-, App- und plattformbasierte Arbeit erstmals aus der Perspektive der Beschäftigten und Gewerkschaften erhoben.

So entstand die bislang größte Datensammlung zu diesem Thema in Europa. Außerdem bietet die Seite rechtliche Informationen. „Durch Digitalisierung ergeben sich auch neue Möglichkeiten der betrieblichen Mitbestimmung. Diese sollten genutzt werden, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern“, so AK-Präsidentin Renate Anderl. Auch in anderen Bereichen birgt Digitalisierung das Potenzial für Verbesserungen: „Digitalisierung ist dann gelungen, wenn sie für ArbeitnehmerInnen mehr Autonomie in der Arbeit, mehr Freizeit, sichere Einkommen, Zugang zu mehr Wissen und gesündere Arbeitsbedingungen bringt“, führt AK-Präsidentin Renate Anderl aus.

Interessante Projekte gesucht

Über den Projektfonds Arbeit 4.0 wird die AK zum Gelingen der Digitalisierung in Österreich beitragen. Die Höhe der Förderung hängt von der Größe des Projekts, den Gesamtkosten und dem Eigenmittelanteil ab. Ansuchen können etwa BetriebsrätInnen, ArbeitnehmerInnen-Gruppen, Vereine, ForscherInnen, Gewerkschaften, Gebietskörperschaften etc. stellen. Fridolin Herkommer und sein Team vom Büro für digitale Agenden in der AK Wien halten bereits fleißig Ausschau nach passenden Konzepten. BewerberInnen können sich auch über die Homepage der Arbeiterkammer mit ­ihren Ideen melden.

Weiterführender Link:
tinyurl.com/y9sujbo2

Von
Miriam Koch

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 10/18.

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die Redaktion
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