Die große Frage: Braucht Europa eigene Suchmaschinen?

Ein Mann hält ein Handy. Über ihn schweben Icons und eine Searchbar einer Suchmaschine. Symbolbild für Suchmaschinen in Europa.
Braucht Europa eigene Suchmaschinen? | © Adobestock/Pannipa
Das A&W Magazin sieht in seiner Rubrik „Die große Frage“ genauer hin und stellt ganz konkrete Fragen. Und die Experten antworten. Heute: Astrid Mager, Senior Researcher am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA).
Ohne es an die große Glocke zu hängen, passte Google vor zwei Wochen seine Privatsphäre-Einstellungen an. Die Suchmaschine darf jetzt noch mehr Daten sammeln und trainiert damit seine neuen KI-Services Bard und Cloud AI mit „öffentlich verfügbaren Informationen“ aus dem Netz. Das Problem: Wie Google Copyright-geschützte Daten aussparen will, erklärt das Unternehmen nicht. Dass Suchmaschinen viel über uns wissen, steht außer Frage, und dass sie unsere Daten für Gewerbezwecke verkaufen, ist auch hinreichend bekannt. Sich dagegen zu wehren, ist äußerst schwierig, denn durch die Nutzung von Diensten stimmen wir den Geschäftsbedingungen automatisch zu. Wäre es da nicht sinnvoller, wenn wir für Europa eigene Suchmaschinen ins Leben rufen? Diese Frage beantwortet Astrid Mager, Senior Researcher am Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaft (ÖAW).

Braucht Europa eigene Suchmaschinen? Astrid Mager antwortet

Das Internet ist ohne Suchmaschinen nicht zu benutzen, weswegen sie als Basisinfrastruktur begriffen werden können. Wenn man den Zugang zu Wissen als öffentliche Aufgabe betrachtet, dann braucht es unabhängige, öffentlich finanzierte Suchmaschinen. In Europa gibt es eine lange Tradition öffentlich-rechtlicher Medien und Bibliotheken. Darauf sollten wir uns besinnen und den Aufbau eines eigenen Web-Index in Angriff nehmen. Ein offener Web-Index ist eine Art Datenbank von zugänglichen Webseiten und Netzinhalten. Darauf ließen sich ganz unterschiedliche Suchmaschinen aufsetzen.

Eine solche Diversifizierung würde einem pluralistischen,
multikulturellen Europa besser gerecht werden. 

 Astrid Mager, Senior Researcher am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA).

Eine solche Diversifizierung würde einem pluralistischen, multikulturellen Europa besser gerecht werden als eine fortwährende Abhängigkeit von monopolistischen Technologie-Konzernen und deren Geschäftspraktiken. Sie würde zudem die Möglichkeit schaffen, die digitale Zukunft mitgestalten zu können und die Imagination und Umsetzung von digitalen Plattformen und KI-Anwendungen nicht alleine einem unbändigen Netz-Kapitalismus zu überlassen.

Über den/die Autor:in

Astrid Mager

Senior Researcher am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Du brauchst einen Perspektivenwechsel?

Dann melde dich hier an und erhalte einmal wöchentlich aktuelle Beiträge zu Politik und Wirtschaft aus Sicht der Arbeitnehmer:innen.



Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder. Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzbestimmungen zu.