Arbeiten mit schlauen Robotern
Besondere Herausforderungen entstehen, wenn KI-Systeme Objekte steuern – und das in komplexen, von Menschen bevölkerten Umgebungen. Das prominenteste Beispiel dafür: autonome Autos, die ohne FahrerInnen auskommen, aber auch kollaborierende Anwendungen von Maschinen im Arbeitsprozess. Hier entstehen vielschichtige Sicherheitsrisiken, wie eine Studie des US-amerikanischen National Science and Technology Council Committee on Technology zeigt. Anders als bei klassischen Industrierobotern, bei denen aus Sicherheitsgründen tunlichst Sicherheitsabstände zu Menschen eingehalten werden müssen, ist eine solche Isolation bei kollaborativen Robotern nicht vorgesehen. Das kann zur Gefahrenquelle für Menschen werden. Interessant ist, dass es bisher noch keine internationalen Standards für diesen Bereich gibt.
Ist das alles in Österreich erlaubt? Grundsätzlich gilt hierzulande: Wird ein neues technisches System eingeführt, braucht es die Zustimmung des Betriebsrates. Gibt es keinen Betriebsrat, muss die individuelle Einwilligung der Beschäftigten eingeholt werden. Gerade in Zeiten großer technischer Umwälzungen ist das eine herausragende Chance, um den digitalen Wandel so zu gestalten, dass auch die ArbeitnehmerInnen davon profitieren. Die Ressourcen der Betriebsräte werden dabei mehr als gefordert sein. Die Fragen, die KI-Anwendungen aufwerfen, sind vielfältig, von den Arbeitsmarkteffekten der neuen Technologien bis zu gigantischen Herausforderungen für den betrieblichen Datenschutz. Wir werden aber auch eine Debatte über ethische Fragen führen müssen: Was darf KI und was nicht? Verletzt es etwa die menschliche Würde, wenn man von einem Computer gesagt bekommt, wie freundlich man sein soll? Und wie setzt man ethische Standards in der Realität durch? Anregungen dazu kann man sich in der traditionellen Wirtschaft holen. Standards und Normen, deren Einhaltung auch geprüft werden, sind in anderen Technikbereichen üblich – ein bewährtes Prinzip, das angesichts von KI-Systemen mit neuen, zusätzlichen Inhalten gefüllt werden muss.
Sinnvoller Rahmen nötig
Wichtig ist zudem größtmögliche Transparenz, um zum Beispiel die Risiken von Diskriminierung zu verhindern und zu sichern, dass Gesetze und soziale Normen eingehalten werden. Manchen Entwicklungen muss man auch grundsätzlich entgegentreten. Tatsächlich gibt es bereits Stimmen, die eine „Rechtsperson“ für Roboter fordern. Denn, so das Argument, niemand könne kontrollieren, was eine selbstlernende Software im Laufe der Zeit lernt. Eine solche Aufweichung der Herstellerhaftung würde moralischen Risiken und Missbrauchsmöglichkeiten das Tor öffnen. Das sind nur einige der großen Fragen, die KI-Anwendungen aufwerfen. Wir dürfen die Entwicklung nicht Technik und Markt überlassen. Wir müssen das diskutieren und einen sinnvollen Rahmen gestalten.
EWSA zur Informationsgesellschaft
US-Studie zur KI
Sylvia Kuba
Bereichsleitung Wirtschaft der AK Wien
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 5/18.
Schreiben Sie Ihre Meinung an die Autorin
sylvia.kuba@akwien.at
oder die Redaktion
aw@oegb.at