Der große Umbau

Klimaschutz und Arbeitsplätze: Auf dem Weg zum sozial-ökologischen Umbau wird die Klimabewegung für Gewerkschaften zum zentralen Bündnispartner.

Standpunkt

Irene Steindl
Chefredaktion

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Ich war vier Jahre alt, als in Hainburg österreichische Umweltgeschichte geschrieben wurde. Im Dezember 1984 versammelten sich Tausende Aktivist:innen in der Stopfenreuther Au, um gegen den Bau des Donaukraftwerks zu protestieren. Sie bauten Zelte auf, entzündeten Lagerfeuer, ketteten sich an Bäumen fest und blockierten die Bagger. Die Atmosphäre war angespannt, die Fronten waren verhärtet: auf der einen Seite die Gewerkschaften, die sichere Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Fortschritt im Bau des Donaukraftwerks sahen, auf der anderen Seite die Umweltbewegung, die vor den ökologischen Folgen warnte. Sie sahen das Kraftwerk als Bedrohung für die Biodiversität und als Symbol für die Ausbeutung der Natur.

Letztlich ließ die Regierung die Rodungsarbeiten abbrechen, das Donaukraftwerk wurde nicht gebaut. Der Konflikt blieb jedoch jahrelang bestehen: Arbeitsplätze versus Klimaschutz.
40 Jahre später arbeiten Gewerkschaften und Klimaschützer:innen Hand in Hand. Was einst als Widerspruch galt, ist nun Notwendigkeit: Beide Bewegungen haben erkannt, dass sie nur gemeinsam erfolgreich sein können. Klimaschutzorganisationen wie „Fridays for Future“ oder „System Change not Climate Change“ setzen sich nun mit Gewerkschaften für den Ausbau des Schienenverkehrs ein, für bessere Arbeitsbedingungen von Busfahrer:innen oder für ein klimafittes Arbeitsrecht. Das damalige Feindbild ist einer gemeinsamen Vision gewichen: eine gerechte und nachhaltige Zukunft, in der Mensch und Natur im Einklang leben können.

In dieser Ausgabe haben wir Ihnen einen bunten Themenstrauß rund um den sozial-ökologischen Umbau zusammengestellt: Wo tragen Bündnisse aus Klimabewegung und Gewerkschaften bereits Früchte? Was hat Klimaschutz mit Klassenkampf zu tun? Wie wirken sich Extremwetter auf den Arbeitsalltag aus? Wo stehen Betriebe in der sozial-ökologischen Transformation, und wie können Betriebsräte den Umbau mitgestalten?

Apropos Umbau: Hiermit verabschiede ich mich von Ihnen und übergebe das Zepter an meine Nachfolger:innen, die Sie in der September-Ausgabe kennenlernen werden.
Ich wünsche Ihnen schöne Sommertage und einen kühlen Kopf in hitzigen Zeiten!

In dieser Ausgabe:

  • Rot-grüne Kämpfe
    Klimaschutz oder Arbeitsplätze? Um den ökologischen Umbau der Wirtschaft sozial verträglich zu gestalten, schmieden Klima- und Gewerkschaftsbewegung zuletzt immer mehr Bündnisse.
  • Warum ist es zu spät für Pessimismus?
    Die große Frage beantwortet Helga Kromp-Kolb
  • Weg mit der Angstmache
    Reinhold Binder im Interview zu Klimaschutz als Klassenkampf
  • Wenn der Lichtbogen glüht
    Das voestalpine-Werk Donawitz steht vor einer großen Herausforderung: Stahl muss bis 2050 klimaneutral produziert werden. Deshalb entwickelt das Unternehmen neue Stahlgewinnungsverfahren.
  • Wer zahlt den Preis?
    Wie die Klimakrise soziale Ungleichheiten verschärft
  • Wie kommt das Soziale ins Ökologische?
    Die Umgestaltung der Industrie ist auch eine Verteilungsfrage
  • Gemeinschaft unter der Sonne
    Zu Besuch in der Energiegemeinschaft Stanzertal
  • Diese Berufe brauchen wir
    Katharina Mader im Interview über relevante Jobs
  • Die Industriepolitik ist zurück!
    Wie eine grüne Industriepolitik den Wohlstand befeuert
  • Arbeiten am Siedepunkt
    Steigende Temperaturen machen den Arbeitsalltag für viele Berufsgruppen zur Hölle. Nicht nur am Bau. Abhilfe versprechen klare gesetzliche Regelungen, um Arbeitsplätze klimafit zu gestalten.
  • Was beschäftigt euch gerade?
    Drei Betriebsratsmitglieder in den Blitzlichtern
  • Bitte einsteigen!
    Klimabewegung und Busfahrer:innen fahren gemeinsam
  • Grüne Rebellen
    Kohlearbeiter in Kolumbien als Pioniere der grünen Wende
  • Gemeinschaftsgeist und roter Rauch
    Große Umbrüche in der schwedischen Stahlstadt Hofors
  • Klimaschutz oder Arbeitsplätze? Beides!
    Das letzte Wort hat Martin Reiter
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