Damit sich Arbeiten wieder lohnt!

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  1. Seite 1 - Berufe mit schlechter Bezahlung und kaum Vollzeitstellen
  2. Seite 2 - Herausforderungen der Kollektivvertragsverhandlungen
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Wer nur Mindestlohn verdient, Teilzeit arbeitet und auch noch Kinder hat, muss sich überlegen, ob es sich überhaupt auszahlt, erwerbstätig zu sein.

Warum so wenig bezahlt wird, erklärt Thomas Leoni: „Haushaltsnahe Leistungen werden gesellschaftlich nicht besonders wertgeschätzt, denn das wird ja daheim ohnehin gemacht. Das gilt auch bei der Betreuung von Kindern oder bei der Altenpflege.“ Ähnliches trifft auch im Reinigungsgewerbe oder auch bei den FriseurInnen zu. Obwohl es in manchen Sonntagsreden anders ausgedrückt wird, legt die Gesellschaft relativ wenig Wert auf die gerechte Entlohnung dieser Dienste. Dazu kommt, dass viele der betroffenen Branchen gewerkschaftlich schwer zu organisieren sind. „Die Betriebe sind in der Regel sehr klein“, erklärt Woditschka. „Im Dienstleistungsbereich arbeiten oft nicht mehr als fünf Personen in einer Filiale. Betriebe mit 20 oder mehr MitarbeiterInnen sind leichter zu betreuen.“

Schlecht erreichbar

Nachdem jene ArbeitnehmerInnen oft direkt „am Menschen“ arbeiten und die Dienstleistungen oft in kleinen Betrieben erbracht werden, sind die MitarbeiterInnen während der Geschäftszeit kaum erreichbar. Sie können nicht einfach unterbrechen und ein Gespräch führen, das nichts mit den KundInnen zu tun hat. „In vielen anderen Branchen ist das etwas leichter. Dort können wir schon mit einem Besuch mehr Menschen erreichen“, erklärt Woditschka.

Es ist tendenziell schwieriger geworden, Gewerkschaftsmitglieder zu werben. Die Errungenschaften der ArbeiterInnenbewegung sind im Laufe der Jahrzehnte zur Selbstverständlichkeit geworden. Junge Menschen wissen oft gar nicht mehr, wie sich die 40-Stunden-Woche entwickelt hat, wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld zustande kamen oder weshalb es heute fünf bis sechs Wochen Urlaub gibt. „Jeder weiß, dass er das Recht darauf hat, aber wie diese Rechte seinerzeit von Menschen erstritten wurden, das weiß heute keiner mehr“, erklärt Ursula Woditschka.

Auch bei den Kollektivvertragsverhandlungen gelten andere Rahmenbedingungen als in den klassischen gewerkschaftlich organisierten Bereichen. Bei den Metallern können sich die Verhandlungspartner an Umsätzen, an tatsächlichen Verkäufen, künftigen Geschäften, Bestellungen oder an Exporten orientieren. Konjunkturprognosen lassen sich hier leichter erstellen. Das ist im Dienstleistungsbereich schwieriger. Es gibt viel weniger verfügbare Daten. „Besonders bei den FriseurInnen gibt es sehr wenige Wirtschaftszahlen“, weiß Woditschka. Denn die meisten Unternehmen sind Kleinstbetriebe, die ihre Geschäfte nicht offenlegen. „Daher ist nicht bekannt, wie viel Geld diese Branche umsetzt und an Gewinnen lukriert.“ Auch ist der Produktivitätsfortschritt in Branchen, die besonders Technologie und Maschinen einsetzen, höher als bei den personenbezogenen Dienstleistungen.

„Wir orientieren uns bei den Verhandlungen an der Inflationsrate. Da wird ein Anteil aufgeschlagen, um die Kaufkraft zu stärken“, sagt Ursula Woditschka. „Es wird dann nicht wie auf einem Bazar gefeilscht, sondern es geht darum, realistische Preise umzusetzen. Wir wollen höher als die Inflationsrate abschließen, damit den Menschen etwas im Börserl bleibt.“ Der Unterschied zwischen Leistungen für Arbeitslose und Arbeitseinkommen sollte größer werden. Aber dies sollte nicht durch Kürzungen des Arbeitslosengeldes, sondern durch die Erhöhung der Löhne und Gehälter erfolgen.

Öffentliche Hand als Vorbild

Hier könnte die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen. Denn viele Menschen, die wenig verdienen, arbeiten in der Alten- oder Kinderbetreuung oder im Pflegesystem. Hier werden die Lohnerhöhungen direkt oder indirekt mit der öffentlichen Hand verhandelt. „Es wäre ein richtiges Signal, wenn diese Einkommen adäquat angehoben werden“, sagt Thomas Leoni.

Von
Christian Resei

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 2/18.

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