Alternative Ziele
„Das ist der Kampf um die Marge. Wenn also die drei großen Supermarktketten in Österreich um die Cent-Margen kämpfen und Bauern in einer bestimmten Phase im Ausland mehr Geld für ihre Zwiebeln bekommen als im Inland und sie deshalb dorthin verkaufen – dann gehen die heimischen Zwiebeln in den Supermärkten natürlich aus und müssen importiert werden.“ Mit Freihandelsabkommen setzt man diese Logik fort, kritisiert Brand, denn ihr Ziel sind günstige Preise und Absatzmärkte für exportstarke Großkonzerne. Alternativ könnten solche Abkommen auch andere Maßstäbe setzen: Wo wird etwas ökologisch, sozial und regional angemessen produziert?
Alternativ könnten Freihandelsabkommen auch andere Maßstäbe setzen: Wo wird etwas ökologisch, sozial und regional angemessen produziert?
Zurück zur Ausbeutungskette: Zu den schlechten Löhnen und unwürdigen Arbeitsbedingungen kommen gesundheitliche Risiken dazu. Die dreckigste und zugleich giftigste Arbeit bei der Herstellung von Lederschuhen wird in den Gerbereien verrichtet. Fehlende Schutzmaßnahmen sorgen für Hauterkrankungen der dortigen ArbeiterInnen, dazu kommt die Verschmutzung des Wassers durch die Abwässer aus den Gerbereien.
Schutz nur für EuropäerInnen?
Beherzt gegen die Profitlogik
Umso wichtiger sind Initiativen wie die Clean-Clothes-Kampagne oder die internationalen Aktivitäten von AK und Gewerkschaften. Auch leisten die Gewerkschaften etwa bei den Kollektivverhandlungen einen Beitrag, wenn sie sich dafür einsetzen, dass die Einkommen in den unteren Lohngruppen stärker wachsen, für einen Mindestlohn kämpfen oder für Arbeitszeitverkürzung. Kurzum: indem sie der Profitlogik beherzt entgegentreten. Auch der Einsatz für öffentliche Dienstleistungen oder für faire Mieten, sodass den Menschen mehr Geld für nachhaltigen Konsum im Börsel bleibt, trägt dazu bei.
Weiter so ist keine Perspektive
Je weiter die Schere zwischen Arm und Reich aufgeht, wie dies international zu beobachten ist, desto mehr wird die imperiale Lebensweise einzementiert. Genau das ist aber auch aus einem anderen Grund keine Perspektive. Denn solange sich nichts ändert, geht auch die Umweltzerstörung weiter und der Klimawandel wird noch mehr angeheizt, was nun wahrlich nicht mehr zu leugnen ist. Und genau das kann sich die Menschheit schlichtweg nicht mehr leisten. Somit ist auch klar, weshalb die soziale und die ökologische Frage nicht zu trennen sind. Und warum internationale Solidarität und die entsprechenden gewerkschaftlichen Kämpfe kein Gnadenakt sind, sondern im Interesse aller Menschen.
Sonja Fercher
Chefredakteurin Arbeit&Wirtschaft
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 6/19.
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