Brauereien kommen gut durch Pandemie: 3.700 Angestellte profitieren

Qualitätskontrolle bei einer Brauerei, wo es in der Herbstlohnrunde 2024 mehr Geld gibt.
Nach drei Verhandlungsrunden bringt die Herbstlohnrunde 2024 einen neuen Kollektivvertrag für die Beschäftigten in den Brauereien. | © Adobe Stock/WavebreakMediaMicro
Österreichs Brauereien sind gut durch die Pandemie gekommen. Dank des Engagements ihrer Angestellten, die vom Erfolg profitieren sollen.

Österreichs Brauereien sind schadlos durch die Pandemie gekommen. Mehr als 300 davon gibt es hier. Die Voraussetzungen sind unterschiedlich. Die Brau Union aus Linz mit 2.700 Mitarbeiter:innen gehört zu Heineken. Dem drittgrößten Braukonzern der Welt. Die Stiegl Brauerei in Salzburg ist mit 750 Mitarbeiter:innen ein Mittelständler. Die Ottakringer Brauerei im 16. Wiener Gemeindebezirk hat knapp 200 Beschäftigte. Dazu kommen Hunderte kleine Kreativ-Brauereien mit wenigen Arbeitnehmer:innen.

Etwa 3.700 Menschen arbeiten direkt in der Branche. Sie garantieren viele weitere Arbeitsplätze. „Jeder Job in einer Brauerei generiert durchschnittlich in Europa zudem 17 weitere Arbeitsplätze – zwei in der Landwirtschaft, zwei im Handel und 13 in der Gastronomie“, steht in der Braubilanz 2021 vom Verband der Brauereien Österreichs.

Brauerin bei einer Qualitätskontrolle in einer Brauerei Pandemie

Brauereien in der Pandemie: Versorgungssicherheit garantiert

Das merkt man auch an der angebotenen Biervielfalt. Egal ob Lager-, Märzen-, Zwickl-, Pils- oder Weißbier, in Österreich ist Bier so beliebt wie kaum in einem anderen Land der Welt. Rund 100 Liter trinkt jeder jährlich. Nur Tschechien mit 135 Litern pro Jahr ist noch etwas bierfreudiger. Traditionelle Weinländer wie Frankreich, Italien oder Griechenland kommen auf etwa 30 Liter Bier jährlich.

Eine besonders hohe Brauereidichte herrscht in Wien, hier sind 48 kleine, mittlere und große Betriebe angesiedelt. Auch in Oberösterreich, speziell in und um Linz, hat sich ein Bier-Cluster gebildet. Mehr als 1.000 verschiedene Biere werden in Österreich gebraut, und die jährliche Gesamtmenge an Ausstoß lag 2021 bei fast zehn Millionen Hektolitern. Eine Steigerung zum Jahr 2020 um 3 Prozent. 

Lehrberuf Brau- und Getränketechnik

Im Jahr 2006 ersetzte der Lehrberuf Brau- und Getränketechnik die alte Berufsbezeichnung der Brauer:innen und Mälzer:innen. „Mit Ende des Jahres 2021 waren es 64 Lehrlinge, die diesen Lehrberuf in Österreich ausgeübt haben“, sagt Sascha Ernszt, PRO-GE Fachexperte, im Gespräch mit Arbeit&Wirtschaft. „Meine Entscheidung für die Lehre Brau- und Getränketechnikerin war goldrichtig! Ich habe sehr viel Einblick in die komplexen Prozesse und Abläufe gewonnen. Die Ausbildung bereitet einen gut auf die täglichen Herausforderungen im Betrieb vor“, schwärmt etwa Karin Thaller, die bei der Privatbrauerei Zwettl in Niederösterreich die Lehre abschloss, von ihrem Beruf.

Abfüllanlage einer Brauerei Pandemie

Lehrlinge wie Fachkräfte haben mit ihrem Engagement dafür gesorgt, dass die Brauereien erfolgreich durch die Pandemie gekommen sind. Wegen des Lockdowns litt zwar das Geschäft mit der Gastronomie, dafür stiegen die Absatzzahlen in den Supermärkten.

Betriebsrät:innen in Österreichs Brauereien

Betriebsrät:innen gibt es in insgesamt 31 der 300 Brauhäuser. Gemeinsam mit der PRO-GE setzten sie sich dafür ein, dass Lehrlinge und Fachkräfte ihren Teil vom Erfolg bekommen. „Die Brauereien in Österreich erwirtschafteten in den letzten Jahren viel Geld. Auch wenn das Geschäft in der Gastronomie eingebrochen ist, wurde umso mehr Bier in den Supermärkten verkauft“, erklärt Ernszt. So kamen die Brauereien unbeschadet durch die Pandemie.

Ernszt weiter: „Hier werden wir uns unseren gerechten Anteil abholen. Denn die Brauer:innen waren eine Berufsgruppe, die auch während der Pandemie im Betrieb durchgearbeitet haben, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“ Doch der Brau-Beruf hat nicht nur eine lange Tradition, sondern er kann auch sehr anstrengend sein. „Neben Wärme und hoher Luftfeuchte ist es der Lärm, der eine große Belastung darstellt“, sagt Ernszt.

Tradition der Brauereien

Die Geschichte des Bierbrauens lässt sich in Österreich bis zum Hochmittelalter zurückverfolgen. Die Brauerei Hofstetten mit Sitz in Sankt Martin im Mühlkreis gilt als die älteste Brauerei hierzulande. 1229 wurde sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Geschmacklich hatte das Bier vor 800 Jahren aber noch wenig mit dem zu tun, wie wir es heute kennen. Es war deutlich trüber, süßer und kohlensäureärmer, als es im Jahr 2022 der Fall ist.

Brauer:innen verwendeten damals regional sehr unterschiedliche Kräutermischungen. Daher variierte der Geschmack sehr. Im 12. und 13. Jahrhundert waren es vor allem Klöster, die Bier brauten. Sie nutzten den Gerstensaft auch als Einnahmenquelle. In der österlichen Fastenzeit. Mönche hatten es erfunden, um leichter durch die Fastenzeit zu kommen. Flüssigkeiten durften sie schließlich zu sich nehmen, ohne das Fasten zu brechen. Deswegen gibt es auch Heilige, die die Bierbrauer (damals nur Männer) schützen sollten. Etwa die heilige Brigitta, die im 5. Jahrhundert in Irland gelebt haben soll. Oder in Österreich der heilige Florian, der die Brauereien vor einem möglichen Feuer schützen sollte.

Über den/die Autor:in

Stefan Mayer

Stefan Mayer arbeitete viele Jahre in der Privatwirtschaft, ehe er mit Anfang 30 Geschichte und Politikwissenschaft zu studieren begann. Er schreibt für unterschiedliche Publikationen in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Sport.

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