Microsoft 365: Big Brother nach Programm?

Inhalt

  1. Seite 1 - Die wunderbare Welt von Microsoft365?
  2. Seite 2 - Kl an allen Fronten
  3. Seite 3 - Gesetzestreue? Nicht immer
  4. Auf einer Seite lesen >
Teams, OneDrive, Planner: Microsoft 365 ist längst ein Schlaraffenland für App-Liebhaber:innen abseits von Excel und Word. Mit Microsoft 365 Copilot kommt jetzt künstliche Intelligenz ins Spiel. Der Haken: Die Apps sind ziemlich neugierig und machen Betriebsrät:innen viel Arbeit.

Grenzwächter Betriebsvereinbarung

Denn die Versuchung, Grenzen zu überschreiten, ist mitunter verlockend. Die App Microsoft Forms beispielsweise hilft dabei, Online-Umfragen zu erstellen: „Es ist aber ein großer Unterschied, ob das Thema der nächste Betriebsausflug oder die Führungsqualität meines Chefs ist und ob die Umfrage sachlich oder wertend ist“, erklärt der Betriebsinformatiker Thomas Riesenecker von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA). Natürlich könnten die Vorgesetzten bei Fragen zu ihrer Führungsqualität Interesse daran haben, wer wie geantwortet hat. „Das wäre technisch leicht herauszufinden, deshalb ist es wichtig, in der Betriebsvereinbarung Spielregeln dafür festzulegen.“

Ein derart komplexes und zur Überwachung
der Beschäftigten geeignetes System wie
Microsoft 365 muss natürlich mit einer
Betriebsvereinbarung geregelt werden.

Clara Fritsch, Abteilung Arbeit & Technik in der GPA

Ein erster Schritt dabei wäre, festzuschreiben, welche Software für welchen Zweck eingesetzt wird und wer im Unternehmen die Ansprechpartner:innen sind. Zumindest eine grobe Übersicht über die verwendeten Programme von Microsoft 365 ist empfehlenswert – jeder einzelnen App und Einstellung samt tagesaktueller Updates können Betriebsrät:innen nicht nachlaufen. Clara Fritsch: „Für das Betriebsrats-Gremium ist es einerseits wichtig, zentrale Eckpunkte zur App-Nutzung in einer Rahmenbetriebsvereinbarung zu regeln, dazu bietet die GPA ein Muster an. Zusätzlich braucht es im Betrieb Kooperationspartner:innen mit technischer Expertise – Leute, die sich mit der App gut auskennen oder in der IT-Abteilung arbeiten und dabei helfen können, dranzubleiben.“

Abhängig von Microsoft

Denn Microsoft kann einfach die App ändern, Funktionen abschalten oder neue hinzufügen. Weder das Unternehmen noch die Arbeitnehmer:innen können diesen Vorgang beeinflussen: „Eine Besonderheit der Cloudtechnologie ist, dass viele nicht wissen, wie das Produkt nächste Woche aussieht. Das stellt Unternehmen vor Herausforderungen“, so Riesenecker. Früher wurden Produkt-Lizenzen gekauft, die Software wurde im Unternehmen installiert. Jedes halbe Jahr wurden Erneuerungen, sogenannte Releases, geliefert und die IT-Abteilungen konnten sich noch aktiv in die Unternehmen einbringen. Durch die Nutzung der Cloud macht das jetzt der Hersteller selbst.

Porträt Clara Fritsch. Sie sieht die Überwachung durch Microsoft 365 kritisch.
Wer hat im letzten Monat erst nach 9 Uhr den Laptop aufgedreht? Technisch lässt sich das leicht auswerten. Für die Datenschutzexpertin Clara Fritsch ist das ein klares No-Go. | © Markus Zahradnik

KI ist auch hier dabei

Diese Programme setzen seit geraumer Zeit auf künstliche Intelligenz. „Zum derzeitigen Hype um den Chatbot ChatGPT hat Microsoft höchstselbst beigetragen. Es ist am Unternehmen OpenAI, das den ChatBot entwickelt hat, beteiligt“, erklärt Clara Fritsch. Die Technologie von ChatGPT kommt nun in Microsoft 365 Copilot zum Einsatz. Durch die Verknüpfung mit diversen Apps von Microsoft 365 soll der Copilot dabei helfen, die Kreativität und Produktivität zu steigern und Aufgaben schneller und effizienter zu erledigen.

Wer beispielsweise das E-Mail-Programm Outlook von Microsoft 365 nutzt, mag sich fragen, woher die guten Antwortvorschläge auf E-Mails kommen – auch hier ist ein mitlernender Algorithmus, also eine KI, eingebaut. Und der ist nicht immer neutral. Die KI sorgte etwa dafür, dass Nutzer:innen, die nach dem Browser Google Chrome suchten, vor allem Antworten erhielten, in der die Vorzüge der Microsoft-Suchmaschine beworben wurden. Als Medien dies kritisch aufgriffen, reagierte Microsoft etwas kleinlaut: Es handle sich nur um ein Experiment, das man infolge des negativen Feedbacks auch schon wieder beendet habe.

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