Es war einmal der Neoliberalismus. Er wollte Leistung, er wollte Konkurrenz, er wollte Eigenverantwortung, er wollte einen Markt, der alles regelt. Und der Neoliberalismus hat viel davon bekommen: Privatisierungen – von Land zu Land unterschiedlich – vom Gesundheitssystem über die Pensionen bis zur Wasserversorgung. Oder Niedriglohnsektoren und geschwächte Gewerkschaften. Vermögens- und Erbschaftssteuern wurden abgeschafft, und nicht zuletzt kam das Diktat der permanenten Kosten-Nutzen-Rechnung, um aus allem Profite zu schlagen. Kurz gesagt: Die Gesellschaft hat zunehmend auf kollektive Ideen gepfiffen und ihre Ellbogen ausgefahren.
Die Ellbogengesellschaft hat sich nun aber verändert. Die gegenseitige Berührung mit dem Ellbogen wurde zum neuen Handshake. Und plötzlich wurde nicht mehr gezählt, wie viele Spitalsbetten zu viel sind, sondern wie viele noch da sind. Aus Berufsgruppen, von denen wir extrem abhängig sind und die wir zum Dank auch noch mies bezahlen, wurden Held*innen. Bekommen haben sie bis jetzt nur Applaus, aber das Momentum ist immer noch da: Diese Ungerechtigkeiten haben alle mitbekommen. Wenn nun im richtigen Augenblick die Betroffenen, die Gewerkschaften und alle, die sich mit ihnen solidarisieren, die Ärmel hochkrempeln, um laut für ihre Rechte einzutreten, dann kann sich etwas ändern.
Die nächste Krise steht schon vor der Tür
Was wir nicht vergessen dürfen: Wir stecken ja nicht nur in der Krise einer Pandemie. Wir stecken mitten in der Klimakrise, die uns wirklich ausrotten kann. Die Klimakrise ist aber ein schleichendes Wesen, das nicht durch eine Ischgler Hotelzimmertüre hereinplatzt und mit Pflichtpraktikant*innen in St. Wolfgang in beengten Wohnverhältnissen Partys feiert. Optimistisch betrachtet, können wir mit vielen Strategien und Maßnahmen beiden Krisen gleichzeitig entgegentreten – ob kurzfristig bei der explodierenden Jugendarbeitslosigkeit, mittelfristig bei der Arbeitszeitverkürzung oder langfristig bei Investitionen, die wir heute für morgen stemmen müssen. Einige Ideen dazu wollen wir in diesem Heft vorstellen.
In dieser Ausgabe
- Coverstory: Wir müssen nur wollen
Wie soll es weitergehen? Unterwegs mit drei visionären Frauen. - Interview: Die Kraft der Utopie
„Wir brauchen eine klare Vorstellung und eine Agenda für den sozial-ökologischen Umbau. Dafür müssen wir mobilisieren und parallel Debatten über eine gesellschaftliche Utopie führen“, sagt Dierk Hirschel, Chefökonom der deutschen Gewerkschaft ver.di, im Interview. - Reportage: Auf die Füße stellen, laut sein, solidarisch sein
Die Zivilgesellschaft hat sich solidarisch gezeigt, und Corona hat Missstände in der 24-Stunden-Betreuung deutlich sichtbar gemacht. Doch das nützt nichts – Verbesserungen gibt es keine. Dabei liegen längst konkrete Vorschläge auf dem Tisch. - Wer soll das alles zahlen?
Zu Staatsschulden haben die allermeisten völlig falsche Vorstellungen, Staaten funktionieren nicht wie normale Haushalte. Kann ein Staat deshalb überhaupt bankrottgehen – und müssen wir Schulden auch zurückzahlen. - Historie: Stahlkrise und Kreisky-Kommission
Was uns die achtziger Jahre für die Krisen von heute mitgeben. - Völlig losgelöst!
Was Arbeitslosigkeit in der Jugend anrichtet. - Was können wir aus der Krise lernen?
Fünf Betriebsrät*innen verraten ihre Lektion. - Wohin des Weges, Kapitalismus?
Die Corona-Krise lädt zur Vorstellung einer anderen Gesellschaft ein. - Kürzung, ja bitte!
Weshalb es eine Arbeitszeitverkürzung braucht. - Auf einen Blick
Die COVID-19-Gesetze im Überblick. - Die große Frage: Was bedeutet Solidarität heute?
Es antwortet Carina Altreiter, Soziologin. - Aus dem A&W-Blog
Der Sozialstaat als Stabilitätsanker in der Krise. - Zu guter Letzt: Gute Arbeit und Gerechtigkeit statt Applaus
Das letzte Wort hat diesmal Wolfgang Katzian, ÖGB-Präsident.
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