Spenden mit Wirkung?

Die ÖsterreicherInnen sind durchaus spendenbereit, 2006 waren es etwa 410 Mio. Euro, die an NPOs, also sich aus Spenden finanzierende Organisationen, flossen. Hier dürfte es allerdings zu einer Untererfassung kommen, da nicht alle diese Organisationen ihr Spendenaufkommen nennen. Immerhin sind es 81 Prozent der Bevölkerung, die zumindest einmal im Jahr eine Geldspende leisten.1 Im Schnitt wird übrigens rund viermal im Jahr Geld gespendet.

Verschiedene Arten von Spenden

Zu diesen Geldspenden kommen natürlich andere Arten von Spenden, wie Sachspenden, Blutspenden und insgesamt am wichtigsten: Zeitspenden, also persönliche Zeit, die kostenlos in Form von Freiwilligenarbeit geleistet wird, etwa beim Roten Kreuz oder der Freiwilligen Feuerwehr und anderen Organisationen, die ganz wesentlich auf ehrenamtliche Tätigkeit angewiesen sind. Den Spendenden ist es naturgemäß wichtig, dass ihre Spenden dem Spendezweck dienen. Hier hat es immer wieder Skepsis und Misstrauen gegeben. Zu einem Bruch des Vertrauens der Spender kam es in Österreich Ende der 90er-Jahre durch den »World-Vision-Skandal«, als nämlich bekannt wurde, dass dort massiv Spendengelder in Privatkassen abgezweigt wurden.

Unter anderem führte dieser Skandal in der Folge zur Entwicklung des österreichischen Spendengütesiegels, das – getragen von Dachverbänden der österreichischen Nonprofit-Organisationen (NPOs) – von der Kammer der Wirtschaftstreuhänder vergeben wird. Voraussetzung für den Erhalt dieses Gütezeichens ist ein entsprechender Vertrag, der auch mit regelmäßigen Überprüfungen des Gütezeichenempfängers durch WirtschaftsprüferInnen verbunden ist. Rund 180 NPOs dürfen heute in Österreich dieses Gütezeichen führen. Trägt eine NPO dieses Gütezeichen, dann ist für die GeberInnen zumindest eine gewisse Sicherheit vorhanden, dass ihre Geldspenden auch das Spendenziel erreichen. Nicht immer allerdings, so wurde etwa 2008
der UNICEF-Deutschland das dortige Gütezeichen wieder aberkannt, da es hier dubiose Geldflüsse und verschwenderische Ausgaben für Büros gegeben hatte. Deutschland hat ein ähnliches Gütezeichen wie Österreich.

Kommerzielles »Fundraising«

Eines der noch ungelösten Probleme im Zusammenhang mit NPOs ist das »Fundraising« durch Dritte. Viele NPOs haben nämlich ihr Spendensammelwesen ausgelagert. Um Spenden gebeten oder um Mitgliedsbeiträge gekeilt wird dann von kommerziellen Unternehmen oder Callcentern, die anderntags vielleicht auch Telefonverträge usw. an die Frau oder den Mann bringen. Hier werden etwa Studiedende mit nicht gerade freundlichen Arbeitsbedingungen zum Keilen auf Plätzen oder vor Bahnhöfen eingesetzt, was für manche Angesprochene ziemlich nervig sein kann. Viele Menschen meinen jedoch, da wären rührige haupt- oder ehrenamtliche Mitglieder einer Tierschutz- oder Umweltorganisation unterwegs und unterschreiben eine Mitgliedschaftsvereinbarung. Ein guter Teil des so gewonnenen Jahresbeitrags kommt dabei gar nicht bei den NPOs an, sondern landet bei der Agentur.

Gute Lösung gefragt

Dieses Fundraising ist – auch beim österreichischen Spendengütesiegel – noch nicht zufriedenstellend gelöst. Eine saubere Lösung wäre es, nur haupt- oder ehrenamtliche MitarbeiterInnen der NPOs selbst zum Spendensammeln einzusetzen.

Weblinks
Website dieses Spendengütesiegels:
www.osgs.at

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Von Autor: Univ.-Prof. Ing. Dr. Karl Kollmann Stv. Leiter der Abteilung Konsumentenpolitik der AK Wien

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