Es gibt tatsächlich einen deutlichen Zusammenhang von Kommunikationselektronik-Konsum, also dem Konsum elektronischer Medien und den Schulleistungen von Kindern und Jugendlichen: Je mehr Kinder fernsehen, Videospiele spielen oder im Internet die Freizeit totschlagen, desto schlechter sind ihre Noten. Das wurde in mehreren groß angelegten Studien in Deutschland festgestellt. Es wird in Österreich nicht viel anders sein.
Schlechtere Noten
Eigentlich verrückt: die Bildungsministerinnen schwärmen vom elektronischen Klassenzimmer (die Computerindustrie sowieso, da das ein Riesengeschäft ist), schon in Kindergärten hält jetzt der PC Einzug, und die meisten Eltern zögern auch nicht, wenn ein Notebook für den Nachwuchs angeschafft werden soll. Das Ergebnis: Elektronischer Medienkonsum macht Kinder dümmer, die Schulnoten schlechter.
Das heißt, Bildungsverantwortliche, Schule und Eltern sind letztendlich schuld an einem Ergebnis, das sie gar nicht wollen, nämlich miese Noten bzw. Ergebnisse.
Zum PC kommt das Fernsehen. Mehr als die Hälfte der Kinder (von sechs bis vierzehn) haben einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer stehen. Naiv, wer meint, dass da nicht oft auch noch spätnachts Filme angesehen werden, die gar nicht für Kinder bestimmt sind. Naiv, wer meint, dass Kinder nur kindgerechte Internetseiten ansehen oder für die Schule lernen. Und, die Eltern sind es oft selbst, die ihre Kinder mit moderner Elektronik zumüllen, Motiv dabei: »Das Beste für das Kind«. Etwa die aggressiven Videospiele (die meisten sind alles andere als friedlich) werden überwiegend von Eltern gekauft. Jedoch: Mediengewalt senkt beim Zuseher die Aggressionshemmung, das ist neuerdings auch schon neurobiologisch nachgewiesen. Wie war das kürzlich in den Nachrichten und Zeitungen: Die Gewalt unter Kindern und Jugendlichen steigt?
Es kommt aber noch paradoxer: Kinder von wirtschaftlich schwächeren Eltern sind elektronisch besser ausgestattet als die von wirtschaftlich Starken (sagen deutsche, aber mittlerweile auch österreichische Studien). Das heißt, die WenigverdienerInnen sparen sich die Elektronikdinge ihrer Kinder vom Mund ab, um indirekt damit für schlechte Schulnoten zu sorgen. Hier wäre eine kluge und nachhaltige Bildungspolitik einzufordern. Weg von der Eindimensionalität des »das muss man heute haben«. Ein Umdenken in der Schule wie bei den Eltern, eine neue gesellschaftliche Elektronik-Kultur gewissermaßen, wäre notwendig.
Soziale Kompetenz fördern
Natürlich soll man als Jugendlicher mit dem Computer umgehen und als Kind auch Fernsehen nutzen können. Aber vernünftig – also alles mit Maß und Ziel und vor allem altersadäquat. Eltern und Schule müssen nicht die Aggression, die Kaufsucht- und Internetsuchtneigung der Kinder fördern, sondern für Kompetenz der Kinder sorgen. Soziale Kompetenz und Medienkompetenz kommt sicher nicht aus den elektronischen »Kisten«.
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Von Karl Kollmann, Univ. Prof. Ing. Dr. (Stv. Leiter Abteilung Konsumentenpolitik AK Wien)
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