Der Arbeitsplatz spielt im Leben der Menschen eine sehr große Rolle. Ob im Krankenhaus, auf der Baustelle, im Büro oder in der Fabrik: ArbeitnehmerInnen verbringen viel Zeit in ihrem Job. Seit Jahren warnen ArbeitnehmerInnenschutz-ExpertInnen vor der Zunahme von psychischen Belastungen und einer erhöhten Gesundheitsgefährdung am Arbeitsplatz.
Ebenso bestätigen viele Studien, dass die moderne Arbeitswelt von heute von der Verlagerung der physischen Belastung in den psychischen Bereich geprägt ist.
Chronischer Stress
Psychische Krankheiten haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, bereits jeder 16. Krankenstandstag in Österreich ist darauf zurückzuführen. Das ist fast dreimal so viel wie vor 20 Jahren. So kommt es denn auch immer wieder vor, dass sich KollegInnen an ihre BelegschaftsvertreterInnen wenden und über Gelenksschmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und erste Anzeichen von Burn-out klagen. Burn-out wird als ein Resultat von chronischem Stress definiert und bezeichnet einen besonderen Fall zumeist berufsbezogener chronischer Erschöpfung. Ein übervoller Terminkalender, schlechte Arbeitsaufteilung, höchster Zeitdruck, monotone Takt-, Fließ- und Bandarbeit sind nur einige Stressauslöser, die zu Unmut und Unzufriedenheit beitragen und die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen.
Offenes Ohr für KollegInnen haben
Die Arbeitswelt hat sich verändert. Aufgaben müssen mit weniger Mitteln und einer höheren Geschwindigkeit von einer kleineren Anzahl an MitarbeiterInnen erledigt werden. Stress ist nur eine Antwort des Körpers auf den Wandel der Arbeit. Wenn sich ein/e Burn-out-Betroffene/r an den Betriebsrat oder die Betriebsrätin wendet, sollte gut zugehört werden und der/die Betroffene ermutigt werden, offen über seine/ihre Probleme zu sprechen. Das ist ein erster Schritt, um zu einer Verbesserung der belastenden Situation zu kommen. Ein weiterer Schritt kann sein, die dieKollegin/den Kollegen davon zu überzeugen, eine/n ExpertIn aufzusuchen. Denn in vielen Fällen wird auch eine medizinische Behandlung oder auch eine psychosoziale Beratung notwendig sein. Auf jeden Fall sollen die Betroffenen alle Schritte selbst erledigen und nicht die Belegschaftsvertretung stellvertretend für sie. Der ÖGB hat eine Broschüre zum Thema Burn-out herausgebracht. „Burn-out an der Wurzel packen“ soll Betroffe-nen und BetriebsrätInnen, aber auch Arbeitgebern helfen, Symptome frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern, um Burn-out gar nicht erst entstehen zu lassen.
Menschen, die gesund sind und sich am Arbeitsplatz und im Betrieb wohlfühlen, sind leistungsbereiter und motivierter: Mit diesem Satz eröffnen wohl viele BelegschaftsvertreterInnen Gespräche mit der Geschäftsführung, um erfolgreich die Interessen der KollegInnen zu vertreten. Denn oft sind Maßnahmen die Gesundheit betreffend mit Kosten verbunden, schließlich gibt es keine „genormten ArbeitnehmerInnen“. Sehr wohl aber gibt es große und kleine, junge und alte Beschäftigte. Aus diesem Grund sollten Arbeitsflächen, Tische und Sitze an die individuellen Körpermaße des Menschen und die Art der Arbeit angepasst werden, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Zu hohe Arbeitsflächen können zu schmerzhaften Verkrampfungen der Nacken- und Schultermuskulatur führen. Im Gegenteil dazu sorgen zu niedrige Arbeitsflächen für Rückenschmerzen. Eine ungünstige Körperhaltung führt zu vorzeitiger Ermüdung. Auch ein falscher Arbeitsstuhl ist ein Risiko für die Gesundheit, unter anderem kann es zu Herz- und Atembeschwerden, Rückenschmerzen, Magenschmerzen und Krampfadernbildung kommen. Der richtige Sessel muss standfest, höhenverstellbar und drehbar sein und er darf nicht aus einem schweißfördernden Material bestehen.
Gefahren von Licht und Lärm
Mit zunehmendem Alter verändert sich bei den meisten Menschen die Sehfähigkeit, ebenso erhöht sich der Lichtbedarf, der zur Ausführung bestimmter Tätigkeiten erforderlich ist. Reicht die natürliche Belichtung des Arbeitsraumes nicht aus, muss dafür Sorge getragen werden, dass eine künstliche Beleuchtung installiert wird. Schlechte Beleuchtung beeinträchtigt die Qualität der Arbeit und führt unter anderem zu Augenschmerzen und Augenschäden und erhöht zusätzlich die Unfallgefahr. Ähnlich verhält es sich bei Lärm am Arbeitsplatz. Während manche Geräusche wie Musik von einigen Beschäftigten als angenehm empfunden werden, sind sie für andere lästig und störend, wenn sie eine bestimmte Lautstärke überschreiten. Lärm löst bei Menschen je nach Intensität, Frequenzbereich und Dauer der Einwirkung unterschiedliche Reaktionen aus, von bloßer Belästigung und Störung bis hin zu schweren Beeinträchtigungen körperlicher Funktionen und unheilbaren Schäden.
Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier kritisiert immer wieder Handelsunternehmen, die zu laute Musik in ihren Filialen abspielen. Lärm mit einem Schallpegel von 65 bis 80 Dezibel bewirkt Arbeitsunlust und Reizbarkeit. Ein Schallpegel über 80 Dezibel kann sogar zu Gehörschäden führen. Lärm soll grundsätzlich an der Quelle seines Entstehens bekämpft werden. Wenn das nicht möglich ist, dann sollten Lärmschutzmittel, wie Gehörschutzwatte oder Kapselgehörschützer, verwendet werden.
Klima am Arbeitsplatz
Wenn darüber nachgedacht wird, was beim Thema Gesundheit und Wohlbefinden in der Arbeit verbessert werden kann, muss dem Klima am Arbeitsplatz besondere Beachtung geschenkt werden. Besonders die Hitzearbeit stellt ein großes Problem dar. Um Hautrötungen, Hitzschlag, Kollapszustände durch Austrocknung und Salzverlust des Körpers zu vermeiden, muss der Körper bei Hitzearbeit mit ausreichend Flüssigkeit versorgt werden und müssen Vorkehrungen vor Verbrennungsschäden, zum Beispiel Sonnencreme, getroffen und Schutzkleidung und wirksamer Augenschutz zur Verfügung gestellt werden. Besonders Bauarbeiter sind der starken Sonneneinstrahlung, aber auch verschiedensten gesundheitsschädlichen Arbeitsstoffen wie Gas, Staub oder Rauch ausgesetzt. Derzeit werden weltweit jährlich ungefähr 60.000 Stoffe produziert. Jährlich kommen neue Stoffe dazu, deren schädigende Wirkung nicht immer in vollem Umfang bekannt ist. Aus medizinischer Sicht wird genau hier empfohlen, die Schutzvorschriften genauestens zu beachten, mit den KollegInnen Gespräche zu führen und auf größte Sorgfalt mit diesen Stoffen zu plädieren.
Raus aus dem Büro
Waren es früher meist schwierige Diskussionen und Probleme mit den Vorgesetzten, treten heutzutage vermehrt Debatten zwischen KollegInnen im Unternehmen auf, obwohl sich alle im gleichen Boot befinden. Mit zunehmendem Stress vermindert sich auch das Verständnis für die Arbeit der anderen und man nimmt immer weniger Rücksicht aufeinander. In persönlichen Gesprächen mit den KollegInnen kann ein Betriebsrat oder eine Betriebsrätin herausfinden, wo die Ursachen der Probleme liegen und wie diese gelöst werden können. Gemeinsam mit dem Arbeitgeber können etwa Sportangebote für die Beschäftigten ausgearbeitet werden, die für ein besseres Wohlbefinden, für mehr Bewegung und somit auch für Ausgeglichenheit sorgen.
Aktivitäten und Angebote, die Firmen anbieten können, sind unter anderem: Massage, Tanzkurse, aber auch Fußball- oder Volleyballturniere. Letzteres würde besonders den jugendlichen ArbeitnehmerInnen viel Spaß bereiten. Der Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) organisiert regelmäßig kulturelle Events und zeigt Ausstellungen von Berufs- und HobbykünstlerInnen. Das wäre neben Jubiläumsfeiern, Betriebsausflügen und Sportturnieren eine gute Möglichkeit, für Abwechslung zu sorgen, KollegInnen aus ihrem Arbeitsalltag herauszuholen, sich außerhalb des Betriebes zu treffen und über persönliche Gemeinsamkeiten und Hobbys zu sprechen. Ein paar Stunden an der frischen Luft mit den KollegInnen schaden dem Arbeitsklima nicht.
Internet:
Weitere Infos finden Sie unter:
www.gesundearbeit.at
Die Burn-out-Broschüre können Sie hier downloaden:
www.mitgliederservice.at
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Von Amela Muratovic, ÖGB-Kommunikation
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 8/14.
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