Die lange Nacht des Faschismus

Portugal, Spanien, Italien, Griechenland: Europas sonniger Süden und Europas wirtschaftliche Krisenregion. Dieses Doppelimage lässt leicht vergessen, dass die vier Länder viel länger als etwa Österreich und Deutschland unter faschistischen Regimen leben mussten, –  mit Ausnahme Italiens noch nach 1970, als Österreich in der Kreisky-Ära einen großen Schritt in Richtung soziale Demokratie zu unternehmen begann. Dazu kommt in Spanien und Griechenland das Trauma brutaler Bürgerkriege.

Italien konnte zwar, begünstigt durch den Vormarsch der Alliierten gegen des nationalsozialistische Deutschland, nach mehr als  20 Jahren zwischen 1943 und 1945 die faschistische Diktatur beseitigen, aber deren Umgang mit Gewerkschaften wurde nicht nur in Österreich 1934 bis 1938, sondern auch auf der iberischen Halbinsel und in Griechenland zum Vorbild: Verfolgung und Unterdrückung aller freien, staatsunabhängigen Gewerkschaftsbewegungen sowie Errichtung von regimetreuen Staatsgewerkschaften. Das traf gleichermaßen für das 1926 bis 1974 herrschende Salazar-Caetano-Regime in Portugal zu wie für die Rivera-Diktatur in Spanien 1923 bis 1931 und den Franco-Faschismus von 1939 bis 1975 sowie die Metaxa-Diktatur 1931 bis 1941 und die Militärdiktatur 1967 bis 1974 in Griechenland.
Der 10. Weltkongress des IBFG, des Internationalen Bunds Freier Gewerkschaften, verwies 1972 auf die anhaltende Verfolgung und Unterdrückung in den auch damals bei TouristInnen beliebten Sonnenländern:
Er verurteilte die Verhaftungen, Inhaftierungen und Misshandlungen portugiesischer Arbeitnehmer und Gewerkschafter wegen gewerkschaftlicher Betätigung und ebenso das spanische Franco-Regime, das nichts von seinem totalitären Charakter eingebüßt hat und Arbeitnehmer wegen normaler Gewerkschaftstätigkeit verfolgt, inhaftiert und töten lässt. Er forderte ebenso zur Solidarität mit den griechischen GewerkschaftsaktivistInnen gegen die Militärdiktatur auf, denn immer wieder werden Arbeitnehmer, Gewerkschafter und Staatsbürger verhaftet, deportiert und verurteilt, weil sie sich eingesetzt haben, die Gewerkschaftsrechte und -freiheiten in Griechenland wiederherzustellen.

Scharf kritisierte die Gewerkschaftsinternationale das Verhalten der westlichen Demokratien, deren Politik das lange Überleben der faschistischen Diktaturen mit verschuldet habe und im Falle Portugals auch noch zur Verschärfung der Kolonialkriege in Afrika beitrage. Sie verlangte, die drei Staaten von allen internationalen Vereinigungen auszuschließen, solange dort die politische Lage unverändert blieb. Zu Griechenland lautete der Aufruf an die Mitgliedsorganisationen, Druck auf ihre Regierungen auszuüben, damit diese jegliche Unterstützung der griechischen Diktatur einstellen, und zu verhindern, dass Griechenland den Räten und Organisationen der freien Völker beitritt oder in ihnen mitarbeitet. Der Aufruf gegen das portugiesische Regime zielte ebenfalls in diese Richtung. Was das Franco-Regime betrifft, befürwortete der IBFG nachdrücklich die Haltung der Mitgliedsorganisationen in den EWG-Staaten, die sich gegen einen Beitritt … Spaniens verwehren, solange nicht die politischen und gewerkschaftlichen Freiheiten … wiederhergestellt sind.

Zusammengestellt und kommentiert von Brigitte Pellar
brigitte.pellar@aon.at

Von Zusammengestellt und kommentiert von Brigitte Pellar

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 5/15.

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