Mehr Kinder brauchen Nachhilfe, der Lerndruck auf die Familien steigt: Ganze 119 Millionen Euro und damit 10 Millionen mehr als voriges Jahr haben die Eltern für private Nachhilfe ausgegeben. Zwar geben die Eltern pro Kind weniger für Nachhilfe aus. Aber die Zahl derer, die Nachhilfe bekommen, ist gestiegen. Das zeigt das AK-Nachhilfebarometer 2015, für das über 3.300 Eltern befragt wurden.
Dabei ersetzt die private Nachhilfe nicht, dass Eltern nach der Schule mit den Kindern lernen. Bei jenen Kindern, die Nachhilfe bekommen, ist der Zeitaufwand der Eltern fürs Lernen genauso hoch wie bei Eltern, die nicht für private Nachhilfe zahlen. Hauptgrund für Nachhilfe ist, dass eine Note verbessert oder eine Nachprüfung verhindert werden soll. In der Hauptschule sollen Kinder mittels Nachhilfe in eine höhere Leistungsgruppe aufsteigen. In Schulen, an deren Ende über die weitere Schullaufbahn entschieden wird, wird mit Nachhilfe um die Berechtigung zum Übertritt ins Gymnasium oder in berufsbildende Schulen gekämpft. So sind die Nachhilfe-Ausgaben in der Neuen Mittelschule relativ hoch. Eltern nehmen sie dort hauptsächlich deshalb in Anspruch, damit ihre Kinder ihre Noten verbessern können. Dabei gibt es einen Lichtblick: In der echten, verschränkten Ganztagsschule, in der Unterricht, Üben, Sport und Freizeit über den ganzen Tag verteilt sind, müssen die Eltern seltener selbst mit den Kindern lernen als in der Halbtagsschule. In der Ganztagsschule lernen 24 Prozent der Eltern täglich mit den Kindern, im Durchschnitt aller Formen der Nachmittagsbetreuung müssen 40 Prozent der Eltern zusätzlich selbst mit den Kindern lernen.
Die Arbeiterkammer fordert deshalb hochwertige Ganztagsbetreuung und mehr Mittel für Schulen mit vielen Kindern, denen die Eltern keine teure Nachhilfe zahlen können. „Weder die Eltern noch die Nachhilfeinstitute sollen die grundlegende Aufgabe der Schule übernehmen“, hält Rudi Kaske, AK-Präsident, fest. Außerdem verlangt er den Ausbau der Ganztagsschulen nicht nur auf dem Papier: Die Mittel für den Ausbau müssen von den Ländern komplett in Anspruch genommen werden. Beim Ausbau selbst muss es strenge Qualitätskontrollen geben.
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Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 5/15.
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