Wer arbeitet wie viel?

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Illustration (C) Natalia Nowakowska
Wie wird in Österreich eigentlich gearbeitet? Wie viele Mehr- und Überstunden werden geleistet? Wie sieht die Verteilung von Vollzeit-und Teilzeitarbeitsplätzen aus und wer leistet wie viel unbezahlte Arbeit? Wir liefern Zahlen, Daten, Fakten aus Österreich und im internationalen Vergleich.
Über Arbeit wird viel gesprochen. Ebenso über Arbeitslosigkeit. Doch wie sieht die Situation in Österreich tatsächlich aus? Eine Analyse der Arbeitszeit in Österreich.

Arbeitszeit: Wie viel wird tatsächlich gearbeitet?

Sieht man sich die EU-weiten Zahlen an, wird rasch klar: Österreich liegt bezüglich der geleisteten Wochenarbeitszeit mit 41,2 Stunden deutlich über dem EU-Durchschnitt (Zahlen aus 2018). Nur in Großbritannien und Zypern wird noch mehr gearbeitet. Alle anderen Länder liegen mit ihrer wöchentlichen Arbeitszeit darunter.

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Was die Problematik noch verschärft: 43 Millionen Mehr- und Überstunden werden jährlich nicht vergütet, also weder in Zeit noch mit Geld abgegolten. In Bezug auf die 2018 in Summe geleisteten 255 Millionen Mehr- und Überstunden ist das jede sechste Mehr- und Überstunde.

43 Millionen Mehr- und Überstunden werden jährlich nicht vergütet. Das entspricht der Gratisarbeit von rund 25.000 Vollzeitbeschäftigten.

Das entspricht einem Einkommensausfall von rund einer Milliarde Euro pro Jahr. Oder anders ausgedrückt: Es entspricht der Gratisarbeit von rund 25.000 Vollzeitbeschäftigten. Anders berechnet entsprechen diese 43 Millionen unbezahlten Überstunden zwei Monaten Arbeit, die nicht bezahlt werden. Arbeiterkammer und ÖGB riefen deshalb für den 31. Oktober den #NoPayDay aus.

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Die Überstunden zeigen einen großen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Kein Wunder – leisten Frauen etwa doppelt so viel unbezahlte Arbeit wie Männer (siehe unten).

Und wer bestimmt die Arbeitszeit?

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Die Arbeitszeiten bestimmen bei der überwiegenden Mehrheit der unselbständigen Vollzeitbeschäftigten ihre Vorgesetzten – bei Frauen in Vollzeit sogar fast zu zwei Drittel. Etwa ein Drittel kann sich die Arbeitszeiten teilweise und fallweise selbst einteilen. Vollkommen selbstbestimmt sind die Arbeitszeiten nur bei etwas mehr als jeder und jedem zehnten Vollzeitbeschäftigten.

Vollzeit vs. Teilzeit

Doch wer arbeitet da eigentlich wie viel und wie lange? Es lohnt sich, genauer hinzusehen. Neben Vollzeitkräften gibt es natürlich auch jene Beschäftigten, die nur Teilzeit arbeiten. Und wer genau ist das? Laut David Mum, Leiter der Grundlagenabteilung der Gewerkschaft GPA-djp, werden 80 Prozent aller Teilzeitarbeitsplätze in Österreich von Frauen besetzt. Oder anders ausgedrückt: Fast jede zweite Frau arbeitete 2018 Teilzeit (48,3 Prozent Teilzeitquote von Frauen). Umgekehrt ist es zudem so, dass 65 Prozent der Vollzeitarbeitsplätze auf Männer fallen.

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Aber auch Teilzeit ist nicht gleich Teilzeit. Es gibt durchaus Unterschiede, wie viele Stunden Teilzeitkräfte tätig sind. In der EU liegt der Durchschnitt hier bei 20,3 Wochenstunden. In Österreich sind es durchschnittlich 20,7 Wochenstunden, was Österreich ins Mittelfeld innerhalb der EU katapultiert.

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Unbezahlte Arbeit

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die unbezahlte Arbeitszeit, also beispielsweise Arbeiten im Haushalt, die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen. Diese ist sehr ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt: Während Männer im Durchschnitt 16 Stunden unbezahlte Arbeit pro Woche leisten, ist es bei Frauen fast doppelt so viel. Und das führt schlussendlich auch dazu, dass sie in Teilzeit gedrängt werden.

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All diese Zahlen zeigen: Es ist höchste Zeit für ein modernes Arbeitszeitrecht. Eines, bei dem nicht nur die Unternehmen flexibel sind, sondern bei dem auch die ArbeitnehmerInnen mitbestimmen können. Eine gewisse Work-Life-Balance und Planbarkeit muss für die Beschäftigten gegeben sein. Durch eine Reduktion der Überstunden könnten viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Genauso muss es bei der Verteilung der unbezahlten Arbeit einen Ausgleich zwischen den Geschlechtern geben. Fortschrittlich waren die letzten Reformen des Arbeitszeitgesetzes, mit denen der 12-Stunden-Tag eingeführt wurde, jedenfalls nicht. Es braucht daher dringend wieder einen Kurswechsel.

Über den/die Autor:in

Beatrix Ferriman

Beatrix Ferriman hat internationale Betriebswirtschaft an der WU Wien, in Thailand, Montenegro und Frankreich studiert. Sie ist Autorin, Schreibcoach sowie freie Redakteurin für diverse Magazine und Blogs.

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