Kommentar: Auf Qualität kommt es an!

Illustration Standpunkt
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Karl Dürtscher, Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, über den Karfreitag, wieso ihn ArbeitnehmerInnen als Feiertag verdienen und was der Wirtschaftsstandort Österreich wirklich braucht.
In der Karfreitagsdiskussion wurde wieder der Wirtschaftsstandort bemüht: Dieser sei gefährdet, wenn für alle ÖsterreicherInnen der Karfreitag als Feiertag gilt. Nun kostet ein freier Arbeitstag für alle weniger als 0,4 Prozent der Bruttolohnsumme. Interessanterweise ist das ein Betrag, der den Arbeitgebern in den letzten Monaten durch Maßnahmen der Bundesregierung mehrfach geschenkt wurde.

Am Thema vorbei

Man denke nur an die Ausdehnung der Möglichkeit, Überstunden zu leisten oder durch eine Ausdehnung der Gleitzeit Überstundenzuschläge zu vermeiden. Aber eigentlich geht diese Diskussion am wahren Thema vorbei. Ein attraktiver Wirtschaftsstandort hängt weniger von niedrigem Lohnniveau oder einer niedrigen Steuerlast ab, sondern von ganz anderen Faktoren, die ein gutes Zusammenspiel vieler Player erfordern.Hier wäre der soziale Frieden zu erwähnen. Dieser ist für eine Just-in-time-Produktion nahezu unerlässlich, denn Lieferketten vertragen keine Störung auch nur eines Gliedes, denn sonst kommt es unweigerlich zur Störung des ganzen Prozesses und hohem wirtschaftlichem Schaden.

Ferner ist die Infrastruktur ein wesentliches Erfordernis, sei es die gesicherte Versorgung mit Energie, aber auch die gute Anbindung an ein hochrangiges Straßennetz sowie an Schienen-, Wasser- und Luftverkehrswege. Bei einer Diskussion über den Wirtschaftsstandort wird dies oft vernachlässigt. Eine Senkung von Steuern verbessert weder das Straßennetz noch die sonstigen Verkehrswege oder die Infrastruktur. Gerade die entsprechenden Steuereinnahmen machen es oftmals erst möglich, die Infrastruktur auf einem guten Level zu halten. Was das Kürzen von Investitionen in die Daseinsvorsorge zur Folge hat, wird am Beispiel Großbritannien drastisch vorgeführt. Im ersten Moment freuten sich Unternehmen über niedrige Steuersätze, aber wenn dann die Infrastruktur nicht mehr modern ist, ziehen die Betriebe trotz sinkender Löhne weiter. Arbeitslosigkeit und Armut sind dann die unweigerlichen Folgen.

Es braucht Qualifizierung

Nicht vergessen werden sollte auch die Ausbildung der ArbeitnehmerInnen.
Nicht vergessen werden sollte auch die Ausbildung der ArbeitnehmerInnen. Wir sehen in den letzten Jahren, dass sich Betriebe zunehmend aus der Lehrlingsausbildung verabschieden und sie auf die Allgemeinheit abschieben. Das Fehlen von Fachkräften ist die Folge, und das wirkt sich negativ auf den Wirtschaftsstandort aus. Der Ruf nach dem Zuzug von Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland wird diesen Mangel auch nicht verringern. Denn es stellt sich leider nur allzu oft heraus, dass der in Tirol dringend gesuchte Koch sich dann als billiger Abwäscher wiederfindet. Hier ist nicht nur mehr Engagement seitens der Betriebe bei der Ausbildung notwendig. Vielmehr ist für ein modernes Bildungssystem unerlässlich, dass die Basisbildung zeitgemäß aufgestellt wird.

Gerade im Zeitalter der Digitalisierung benötigen wir ArbeitnehmerInnen, die gut ausgebildet sind.

Was wir momentan erleben, ist jedoch, dass sich die Bildungspolitik vorrangig mit Noten oder Ferienzeiten beschäftigt. Das ist eine rückwärtsgewandte Politik, die modernen Herausforderungen weder gerecht wird noch die von der Wirtschaft benötigten Fachkräfte sicherstellen wird. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung benötigen wir ArbeitnehmerInnen, die gut ausgebildet sind, und Unterrichtsmaterialien und -geräte, die am Puls der Zeit sind und die neugierig auf die kommenden Veränderungen machen, und nicht Instrumente und Methoden des vorigen Jahrhunderts, die den Wert von Disziplin und Ordnung über alles andere stellen.

Gute Basis notwendig

Ebenso wichtig ist natürlich ein starkes soziales Netz, denn erst dieses macht ArbeitnehmerInnen unabhängig und sichert die Möglichkeit, sich auch auf Experimente und Wagnisse einzulassen. Dies alles ist jedoch nur dann möglich, wenn es entsprechende Steuereinnahmen gibt – und damit eine gute Basis für eine zukünftig hohe Wertschöpfung sichergestellt ist.

Von
Karl Dürtscher
Bundesgeschäftsführer der GPA-djp

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 1/19.

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