Klarerweise passt dieser positive Befund nicht in das traditionelle Jammerbild von Industriellenvereinigung (IV) und Wirtschaftskammer (WKO), die immer wieder vom vermeintlich „abgesandelten“ (© Christoph Leitl, ehemaliger WKO-Präsident) oder abstiegsgefährdeten Wirtschaftsstandort reden.
Die Gretchenfrage
Aber warum eigentlich? Argumentiert wird mit einem erhofften Anstieg der Investitionen; allein, Belege für diese Annahme gibt es nicht. Fundierte Studien finden im langjährigen Vergleich keine Anzeichen dafür, dass sinkende Gewinnsteuersätze zu mehr Investitionstätigkeit führen. Überdies sind die Abgabensysteme in jedem Land unterschiedlich und daher sicher nicht 1:1 vergleichbar: So sind diese zum Beispiel in Skandinavien, dem Vorbild für die WKO bei der KöSt, zwar niedriger als in Österreich. Effektiv ist aber die Besteuerung ausgeschütteter Gewinne höher, weil die Dividendensteuer höher ist. Was Unternehmenslobbys bei ihrer Kampagne für die Senkung dieser Steuer betreiben, ist also Rosinenpicken. Ihre Forderungen dienen zumeist nur Großunternehmen.
Konstruktiv weiterentwickeln
Gewerkschaften und Arbeiterkammern wollen den Sozialstaat und die Arbeitswelt konstruktiv weiterentwickeln. Sie sehen die Menschen mit ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen im Mittelpunkt und nicht die Kapitalinteressen einiger weniger. Die guten sozialen Errungenschaften und Standards sind zentrale Voraussetzungen für gemeinsamen wirtschaftlichen Erfolg.
Die guten sozialen Errungenschaften und Standards sind zentrale Voraussetzungen für gemeinsamen wirtschaftlichen Erfolg.
Anliegen wie die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die Umsetzung von Ausbildungs- und Beschäftigungsoffensiven für unterschiedliche Zielgruppen, die Erhöhung der Arbeitsplatzqualität, mehr Zeitautonomie und bessere Planbarkeit der Arbeit, bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie müssen demnach weit oben auf der Prioritätenliste einer verantwortungsvollen Politik stehen. Klar ist, dass davon letztlich auch die Unternehmen profitieren.