Die Richtige für die Stelle
Als sie der Ruf ereilte, hatte sie zehn Jahre in der Industrie gearbeitet. „Ich kam zwar aus einer Männerdomäne, aber es war anfangs ein seltsames Gefühl. Damen wurden behandelt wie Ehrengäste, nicht wie alle anderen.“ Sie fügte sich aber rasch gut ins Kollegium ein, wie sie erzählt. Es ärgerte sie nur, wenn sie irgendjemand als „Quotenfrau“ bezeichnete: „Ich war mit meiner praktischen Expertise einfach die Richtige für die Stelle.“
Die Zahl der Studentinnen wächst an allen Universitäten. Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen sind nicht mehr ungewöhnlich, aber eben auch nicht selbstverständlich. Von 21 Universitäten werden sieben von Frauen geführt. Zwar ist der Anteil der Professorinnen in den letzten Jahren angestiegen – Anfang der 1980er-Jahre lag er bei 4,7 Prozent, bis 2000 stieg er auf gerade einmal sechs Prozent –, dennoch sind heute nur 23 Prozent der ProfessorInnen Frauen.
Das Universitätsgesetz von 2002 brachte den Unis mehr Autonomie, sie bauten Managementstrukturen auf. „Frauen haben davon aber nur an einigen wenigen Universitäten profitiert“, sagt Soziologin Angelika Striedinger. Sie ist Teil eines Teams von vier Forscherinnen, das im Rahmen eines FWF-Projekts Gleichstellungsarbeit an vier unterschiedlich ausgerichteten Unis untersucht hat.
Ernüchterndes Resultat
Das Resultat war ernüchternd: Nur eine der Unis hat Gleichstellungsagenden umfassend in der Struktur verankert. Zum Zeitpunkt der Untersuchung gab es mehrere Personen im Rektorat mit entsprechender Expertise und Prozesse wurden transparent gehalten. „Es erleichtert Gleichstellung enorm, wenn man weiß, wie Entscheidungen getroffen werden“, so Striedinger. Bei anderen Unis sei diese Thematik personenabhängiger und willkürlicher. „Das Wichtigste ist, dass der Gegensatz zwischen Gleichstellung und Qualität bzw. Exzellenz überwunden wird“, betont die Soziologin. Einige Unis würden das als zwei Pole begreifen. „Dabei verhindert Diskriminierung, dass alle ihr volles Potenzial ausschöpfen können.“