Übermüdet am Steuer: Buslenker:innen kämpfen für faire Arbeitszeiten

Buslenker:innen demonstrieren vor der WKO. Symbolbild für die Buslenker:innen und ihre KV-Verhandlungen.
Nacht- und Sonntagszulagen, höhere Lohnsprünge – die Buslenker:innen fordern faire Arbeitsbedingungen. | © Philippa Kaufmann
Zu lange Schichten, zu wenig Pausen – Buslenker:innen in Österreich sind am Limit. Gemeinsam mit Klimaaktivist:innen gehen sie jetzt für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße. 
WKO – Gib uns Klo“ schallte es am Morgen des 23. Jänner aus den Kehlen dutzender Busfahrer:innen und ihrer Unterstützer:innen vor der Zentrale der Wirtschaftskammer Wien. Am  29. Jänner fand in Wien die dritte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag von rund 15.000 Buslenker:innen in Österreich statt – und scheiterte. Knackpunkt waren nach wie vor die von der Gewerkschaft vida geforderten besseren Arbeitsbedingungen für die Lenker:innen. Eine Woche davor protestierten hunderte Buslenker:innen in allen österreichischen Landeshauptstädten vor den Büros der Landeswirtschaftskammern und der Bundeswirtschaftskammer (WKO). Sie machen ihrem Unmut über ihre schlechten Arbeitsbedingungen Luft. Unterstützt wurden sie dabei von Klimaaktivist:innen aus dem Bündnis „Wir fahren Gemeinsam“. Dabei geht es den Buslenker:innen in den KV-Verhandlungen nicht nur um Gehaltserhöhungen. „Wir wollen auch bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen“, sagt Gregor Stöhr, Klimaaktivist und Ersatzbetriebsrat bei Dr. Richard in Niederösterreich. „Wir fordern Nachtzulagen, Sonntagszulage und verbesserte Lohnsprünge, damit sich Berufserfahrung schneller lohnt.“

Müde Fahrer:innen

Wie sehr der Hut brennt, wurde auf der Kundgebung in Wien deutlich. Zahlreiche Lenker:innen erzählten von langen Schichten ohne Zugang zu WCs oder Pausenräumen, zu wenig Zeit mit der Familie oder von gefährlichen Arbeitssituationen durch Übermüdung am Lenkrad. Als vom Mikrophon aus gefragt wurde, wer schon einmal übermüdet einen Bus gefahren habe, hoben fast alle Anwesenden die Hand.

Eine neue Studie bestätigt das. Sie wurde von der Arbeiterkammer Wien und der Universität Wien herausgegeben. Darin geben 91 Prozent der über 600 befragten Lenker:innen an, aufgrund von Nachtarbeit oder kurzfristigen Dienstplanänderungen zu wenig Zeit für Hobbys, Familie oder Freund:innen zu haben. 36 Prozent der Befragten leisten mindestens einmal pro Woche Überstunden. 76 Prozent arbeiten an Feiertagen oder am Wochenende. Pausen werden nur teilweise bezahlt – auch das ist ein Grund für viel Frust.

Umfrage

Gemeinsam statt einsam

Es ist ein Unmut, der organisiert werden will. Das tat die Kampagne „Wir fahren Gemeinsam“ in den vergangenen Monaten. Hier ziehen Gewerkschafter:innen und Klima-Aktivist:innen gemeinsam an einem Strang. „Wir brauchen die Lenker:innen für eine ökologische Verkehrswende. Und wir brauchen dafür gute Arbeitsbedingungen für die Lenker:innen“, sagt Teresa Tausch von Fridays for Future, und Sprecherin von „Wir fahren Gemeinsam“.

Die Klimaaktivistin Katharina Rogenhofer (@krogenhofer.bsky.social) hat einen Plan: Sie will die Utopie Wirklichkeit werden lassen. Was sie dabei antreibt, erzählt sie hier. 👇
www.arbeit-wirtschaft.at/die-utopiema…

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— Arbeit&Wirtschaft Magazin (@aundwmagazin.bsky.social) 5. Dezember 2024 um 17:11

Gemeinsam mit zahlreichen, meist ehrenamtlichen Aktivist:innen hat sie Garagen besucht, mit Lenker:innen gesprochen, und hat bei Fahrgästen um Unterstützung für die Lenker:innen geworben. „Im Ergebnis haben sich 4.000 Fahrgäste bereits solidarisiert. Und fast 3.000 Lenker:innen haben eine Absichtserklärung unterschrieben, in der sie ihre Bereitschaft bekunden, für ihre Forderungen auch notfalls zu streiken“, sagt Teresa Tausch. Eine Botschaft, auf die die WKO besser hören sollte.

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