Denn Studien wie der im Frühjahr publizierte „Ageing Report“ der EU-Kommission belegen, dass wir uns auch zukünftig keine Sorgen machen müssen. Es braucht vor allem Maßnahmen, um schlummernde Arbeitsmarktpotenziale zu aktivieren. Doch davon, dass junge Menschen künftig mit keiner guten Pension mehr rechnen können, sind wir meilenweit entfernt. Im Frage-Antwort-Format kommen hier die wichtigsten Fakten zu unserem Pensionssystem.
Wer finanziert die Pensionen in Österreich?
Das österreichische Pensionssystem basiert auf der gesetzlichen Pensionsversicherung (PV), betriebliche und private Pensionen spielen eine ergänzende Rolle. Die solidarische PV funktioniert im Umlageverfahren: Die arbeitende Bevölkerung finanziert mit ihren Beiträgen direkt – ohne Zwischenschaltung der Finanzmärkte – die ausbezahlten Pensionen, in der PV der Unselbstständigen übrigens nahezu zur Gänze. Die Zahl der Erwerbstätigen und die Höhe ihrer Einkommen spielen damit eine wichtige Rolle. Darüber hinaus leistet der Bund einen Beitrag, nicht zuletzt für die zahlreichen Aufgaben, die von der PV zusätzlich zur Auszahlung der Pensionen erbracht werden.
Wie entwickeln sich die gesetzlichen Pensionen?
Die Ausgaben für Pensionen und auch die Bundesbeiträge steigen in absoluten Zahlen, allein schon wegen der Inflation, die in den vergangenen drei Jahren in Summe mit 20 Prozent besonders hoch war. Wirklich aussagekräftig ist jedoch nur, wie sich die Ausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) entwickeln, und hier sieht man, dass die Anteile stabil sind. 2022 betrugen die Pensionsausgaben (inkl. Beamte) 13,7 Prozent des BIP. Anfang des nächsten Jahrzehnts werden sie laut Berechnungen der EU-Kommission mit 15,1 Prozent ihren Höhepunkt erreichen, danach aber wieder relativ rasch sinken und bis 2070 bei etwa 14 Prozent liegen. Also keine Spur von „Kostenexplosion“. Die Berechnungen gehen dabei unter anderem von einer weiter steigenden Lebenserwartung, einer deutlichen Bevölkerungsalterung und einem in Zukunft nur moderat steigenden Pensionsantrittsalter aus.
Es sind meist konservative oder neoliberale Kräfte,
die unser System schlechtreden,
um das Vertrauen auszuhöhlen und Kürzungen durchzusetzen.
Auch die „Pensionsbelastungsquote“ ist ein wichtiger Indikator. Sie zeigt an, wie viele Pensionen auf 1.000 aktive Einzahler:innen entfallen. Im Jahr 2023 kamen auf 1.000 (unselbstständig) Pensionsversicherte 572 Pensionen, das heißt, 1,75 unselbstständig Erwerbstätige finanzierten eine Pension. Im Jahr 2003, als die „Babyboomer:innen“-Pensionswelle noch kein Thema war, betrug die Quote 607 zu 1.000 (1 zu 1,65). Obwohl im Jahr 2023 die Anzahl der von den Unselbstständigen zu finanzierenden Pensionen um fast 30 Prozent höher war als 2003, hat sich die Pensionsbelastungsquote also verbessert.
Warum wird verbreitet, die Pensionen seien nicht sicher?
Es sind meist konservative oder neoliberale Kräfte, die unser System schlechtreden, um das Vertrauen auszuhöhlen und Kürzungen durchzusetzen. Und natürlich haben Versicherungen und Banken ein Interesse daran, dass mehr Menschen zusätzlich privat vorsorgen und Prämien einzahlen.
Brauchen wir eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters?
Nein, viel wichtiger als das gesetzliche Pensionsantrittsalter ist das faktische, also tatsächliche Pensionsantrittsalter. Das gesetzliche Pensionsantrittsalter für Männer ist 65, für Frauen steigt es bis 2033 von aktuell 61 auf 65 Jahre. Ein früherer Pensionsantritt ist in der Regel ab 62 Jahren möglich, dann werden aber Abschläge abgezogen, und die Pension fällt niedriger aus. Deswegen und weil Invaliditätspensionen auch Jüngere betreffen können, liegt das faktische Pensionsantrittsalter mit 62,2 (Männer) bzw. 60,2 Jahren (Frauen) unter dem gesetzlichen. Das faktische Pensionsantrittsalter steigt bereits seit Längerem an – innerhalb der vergangenen zehn Jahre um mehr als zweieinhalb Jahre!
Eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters wäre vor allem eine versteckte Pensionskürzung, da sich dadurch die Abschläge erhöhen und die Pensionen niedriger ausfallen würden. Was wir angesichts des demografischen Wandels brauchen, sind alterns- und altersgerechte Arbeitsplätze: Jobs, die für das jeweilige Alter der Arbeitnehmer:innen geeignet sind und die man auch bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter gesund ausüben kann.
Was braucht es, um diese Sicherheit auch weiterhin zu gewährleisten?
Fest steht: Unser Pensionssystem ist stabil. Zentral für die Finanzierung der Pensionen sind hohe Beschäftigungsquoten und gute Löhne und Gehälter. Denn die nachhaltige Finanzierung des Pensionssystems entscheidet sich auf dem Arbeitsmarkt. Wesentlich ist also, mehr Menschen einen Zugang zum Arbeitsmarkt und gute Erwerbschancen mit einem guten Einkommen zu ermöglichen.
Die Superreichen in Österreich ziehen diskret und ganz legal die Strippen – natürlich zu ihrem Vorteil. Wie Macht in elitären Netzwerken wirklich funktioniert, zeigt eine Studie der Universität Linz im Auftrag der @arbeiterkammer.bsky.social. 👇
www.arbeit-wirtschaft.at/netzwerke-de…
— Arbeit&Wirtschaft Magazin (@aundwmagazin.bsky.social) 13. Dezember 2024 um 14:11
Wie viel Pension erhalten Menschen in Österreich im Durchschnitt?
Männer erhielten laut österreichischer Sozialversicherung Ende 2023 im Schnitt 2.044, Frauen 1.276 Euro. Die Pensionen von Frauen waren um 38 Prozent niedriger als die von Männern, Österreich ist in Sachen Geschlechtergerechtigkeit unter den europäischen Schlusslichtern. Die Lücke ergibt sich vorrangig daraus, dass Frauen immer noch den Großteil der Care-Arbeit, also das Aufziehen von Kindern oder die Pflege von Angehörigen übernehmen und sich das fehlende oder reduzierte Erwerbseinkommen dann auch in niedrigeren Pensionsansprüchen widerspiegelt.
Insgesamt liegt Österreich aber im europäischen Spitzenfeld. Die sogenannte Nettoersatzrate – also die Nettopension im Verhältnis zum Nettogehalt – lag für Pensionsneuzugänge 2022 für Frauen bei 81,6 Prozent und für Männer bei fast 88 Prozent. Sehr geringe Pensionen werden in Österreich auf einen Mindestbetrag aufgestockt, das ist die Ausgleichszulage. Momentan sind etwa zwei Drittel der Ausgleichszulagenbezieher:innen in Österreich Frauen.
& INFO
Für weiterführende Informationen empfiehlt die Redaktion die Episode des ÖGB-Podcasts „Nachgehört / Vorgedacht“ mit dem Titel „Panikmache adé – unsere Pensionen sind sicher“.