Wir wissen wenig über Superreiche
Dass Vermögen in Österreich ungleich verteilt ist, ist zunächst nichts Neues. So heißt es in der Studie der Universität Linz, dass das reichste Prozent der Bevölkerung zwischen 25 und 41 Prozent des Vermögens hortet – abhängig davon, welche Quelle man heranzieht (während die Armut in Österreich immer augenscheinlicher wird). Genau diese eine Spitze nimmt die Universität Linz ins Visier. Sie untersucht, wie die 62 reichsten Haushalte mit Firmen, Stiftungen und der Politik vernetzt sind.
Doch das ist gar nicht so einfach, denn Vermögensdaten werden in Österreich nicht erfasst. Und so basieren die Vermögensdaten, mit denen auch das Studienteam gearbeitet hat, auf der Reichenliste des Wirtschaftsmagazins „Trend“. Das Magazin Profil gibt an, dass selbst das Finanzministerium diese Liste verwenden würde und zitiert dazu Julia Hofmann, Wirtschaftsforscherin der AK: „Es ist ernüchternd, dass die österreichische Vermögensforschung und -politik auf der Liste eines Hochglanzmagazins basieren muss.“
Undurchsichtige Unternehmensstruktur
Bei näherer Betrachtung dieser Haushalte fällt auf, dass die meisten patriarchal aufgebaut sind. 55 der 62 Haushalte werden von Männern angeführt. Gleichzeitig wird deutlich, wie eng und verschachtelt die Firmennetzwerke sind, die die Haushalte umgeben. Durch die Verwendung unterschiedlicher Rechtsformen wie GmbHs, Holding- und Beteiligungsgesellschaften, Immobilienaktiengesellschaften und Privatstiftungen bleiben die Vermögens- und Unternehmensstrukturen oft undurchsichtig.
Neun Millionen Steuerersparnis für Benko
Es liegt nahe, dass solche Konstruktionen vor allem der legalen Steuerminimierung dienen. Ein Beispiel: René Benko gründete eine Firma, deren einziger Zweck es war, seinen Privatjet zu betreiben. Das Flugzeug gehörte der Laura Privatstiftung, die Benko gemeinsam mit seiner Mutter ins Leben gegründet hatte. Zwar zahlte die Signa Group für die Nutzung, aber nicht genug, um das Flugzeug gewinnbringend zu betreiben. Die Verluste machte Benko, der Geldgeber des Unternehmens war, beim Finanzamt geltend. Neun Millionen Euro Steuerersparnis sollen so zusammengekommen sein, berichtete der Spiegel.
Damit solche Konstrukte bestehen bleiben, setzen Superreiche auf ehemalige Politiker:innen, Lobbyist:innen, Medienkontakte und neoliberale Think Tanks. „Eigentlich sollten Vermögende nicht mehr Einfluss auf die Politik haben als andere. Das ist der Anspruch unserer Demokratie. Aber die Praxis zeigt eindeutig, dass es anders ist. Vermögende haben auf unterschiedliche Weise viel mehr Möglichkeiten, die Politik zu beeinflussen“, so Expertin Hofmann gegenüber Arbeit&Wirtschaft. Superreiche können Think Tanks und Medien mit Geldern und Informationen ausstatten und so die Öffentlichkeit beeinflussen. Parteispenden öffnen ihnen die Tür zu Politiker:innen. Und später winken Jobs in den Unternehmen des Netzwerks.
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So eng arbeiten Superreiche zusammen
Wie eng die Superreichen zusammenarbeiten, zeigen aber auch ihre Anwält:innen oder Treuhänder:innen. Laut Studie fungieren sie „als Beauftragte, Strohmänner und Verwalter:innen erheblicher Vermögen“. Die Autor:innen der neuen Studie fanden 13 Personen, die in über 100 Unternehmen Positionen bekleiden. Spitzenreiter ist Manuel Pirolt, den die NZZ nach der Signa-Pleite als „rechte Hand Benkos“ bezeichnete. Für ihn listet die Studie 488 Jobs in 277 Firmen auf.
Daneben fällt auf, wie groß die Dimensionen der Netzwerke sind. Die jeweiligen Verknüpfungen einiger weniger Superreiche sind zahlreich. Benko beispielsweise hat allein über 1.200 Verbindungen, die in der Studie grafisch als Netzwerk dargestellt werden. Damit gehört er nicht einmal zu den Top Ten. Diese führt der Tiroler „Paradeunternehmer“ (Kurier) Klaus Ortner (IGO Industries) mit seiner Familie an – mit erstaunlichen 4.592 Verbindungen.
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