Im Trend
Österreich liegt diesbezüglich im Trend: Gleich in mehreren Ländern Europas erzielen populistische Parteien bei jungen WählerInnen Erfolge. Junge Menschen interessieren sich immer weniger für Mainstream-Politik und wenden sich vermehrt PopulistInnen zu, wie etwa Politologe Tamás Boros in einem „Zeit“-Interview im März 2017 erklärte. In der Slowakei, Polen, Ungarn und Österreich profitieren davon die RechtspopulistInnen, in Spanien hingegen die linkspopulistische Protestpartei Podemos.
Sascha Ernszt, Bundesvorsitzender der Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), findet es nicht gerecht, dass Jugend und Populismus so häufig in einem Atemzug genannt werden: „Dieser Trend lässt sich allgemein beobachten, nicht nur bei jungen Menschen. Und was den Stil der politischen Argumentation betrifft, der hat sich im Laufe der Zeit eben verändert. Auch ich lerne in Rhetorikseminaren Dinge und Zusammenhänge kurz und knapp zu erklären. Das ist für alle Altersschichten relevant.“
Schwarz und Weiß
Emotionalisierend, polarisierend und vereinfachend – das trifft bei PopulistInnen sowohl auf die Rhetorik zu als auch auf die Inhalte: Schwarz und Weiß, Gut und Böse, „Wir, das Volk“, gegen „die da oben“ etc. Rechtspopulismus ist außerdem gekennzeichnet durch Islamfeindlichkeit, Abgrenzung nach außen, auch gegen die EU sowie durch Forderungen nach einer Law-and-Order-Politik.
Die für PopulistInnen typische Entweder-oder-Haltung kann für junge Menschen, die mit Pragmatismus vielleicht nichts anfangen können, die Ideale haben und ungeduldig sind, durchaus attraktiv sein. Für die sogenannten Sachzwänge, die unter anderem dazu führen können, dass Parteien im Parlament irgendwann entgegen ihren Wahlversprechen und -forderungen abstimmen, haben junge Menschen noch weniger Verständnis als ältere.