Der Elefant namens Ungleichheit

Foto (C) ÖGB-Verlag/Michael Mazohl

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RechtspopulistInnen untergraben gezielt die ökonomische Sicherheit der "kleinen Leute", für die sie angeblich kämpfen. Die Ungleichheit wird so noch größer.
RechtspopulistInnen dies- und jenseits des Atlantiks präsentieren sich gerne als KämpferInnen gegen „die Eliten“ und für „unsere Leute“. Sie versprechen Politik für „den kleinen Mann bzw. die kleine Frau“, solange diese ihrem nationalistischen Bild von BürgerInnen und Gesellschaft entsprechen. Wegen gefühlter wie realer Ungleichheit und Abstiegsgefahr versammeln sich immer breitere Teile der Mittelschicht und der Einkommensschwächeren in ihrem Lager. Dabei steht die rechtspopulistische Rhetorik in massivem Widerspruch zu ihrem wirtschaftspolitischen Ansatz. Dieser untergräbt gezielt die ökonomische und soziale Sicherheit just dieser Bevölkerungsgruppen und verschärft die Ungleichheit.

Die Elefanten-Kurve

Branko Milanović, ehemaliger Weltbank-Ökonom, ist mit der Hauptgrafik seines neuen Buches „Die ungleiche Welt“ ein medialer Coup gelungen: Was er selbst als „liegendes S“ beschreibt, ist inzwischen als „Elefanten-Kurve“ bekannt geworden.

Was die Elefanten-Kurve veranschaulicht, ist die deutliche Trennung in ökonomische GewinnerInnen der Globalisierung und jene, die davon nicht profitierten. Vereinfacht gesagt zeigt sie, dass zwischen 1988 und 2008 global gesehen die Einkommen wuchsen – und zwar vor allem für die Mittel- und Oberschicht in Asien, insbesondere China (der „Rücken“ des Elefanten). In noch stärkerem Ausmaß wuchsen sie für die kleine Gruppe der ganz Reichen in den Hocheinkommensländern, insbesondere in den USA, Europa und Japan (der „Rüssel“). In absoluten Zahlen gingen gar ganze 60 Prozent der gesamten Zuwächse an die weltweit einkommensstärksten 10 Prozent. Hingegen sahen sowohl die allerärmsten Einkommensgruppen der Welt, die vor allem in Afrika leben, aber auch die untere Mittelschicht im Westen nur sehr geringe Verbesserungen in ihrem materiellen Wohlstand.

Zwar verdient die Mittelschicht des Westens absolut gesehen weiterhin ein Vielfaches der Mitte im Rest der Welt (ihre schwachen Zuwächse gehen von einem relativ hohen Ausgangsniveau aus). Doch die Grafik bestätigt ein in Europa wie den USA derzeit grassierendes Gefühl: Die marktradikale wirtschaftliche Globalisierung hat zur Stagnation der hiesigen Mittelschichten geführt. Diese werden von Abstiegsängsten geplagt und wollen Veränderungen. Das zieht ähnliche politische Folgen dies- wie jenseits des Atlantiks nach sich: An beiden Ufern greift ein aggressiver Rechtspopulismus um sich.

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