Judith Vorbach (51) hat Volkswirtschaftslehre studiert und befasst sich beruflich seit 2005 als EU-Referentin der AK Oberösterreich mit Europathemen. Seit 2018 ist sie Mitglied im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA), seit heuer ist sie für die AK in Brüssel. Inhaltlich setzt die Leiterin des AK-Europabüros ihre Schwerpunkte vor allem auf Fiskalpolitik, Handelspolitik, Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik.
ÖGB und AK sind in Brüssel unter einem Dach zu Hause. Man teilt sich aber nicht nur die Büroräumlichkeiten, sondern stimmt sich auch inhaltlich ständig miteinander ab. „Veranstaltungen machen ÖGB und AK gemeinsam“, erzählt Vorbach, zuletzt gab es beispielsweise ein großes gemeinsames Event zum „Benchmarking Working Europe Report 2023“. Auch der eine oder andere Termin wird gemeinsam absolviert.
Oft fehlt das große Finale
Stichwort Termine: „Auswärtstermine bestimmen hier in Brüssel die Arbeit, reine Bürotage sind selten“, so die AK-Vertreterin. Das bestätigt auch Hafner: „Einerseits ist die Netzwerkpflege extrem wichtig, wir sind daher in regelmäßigem Austausch mit den Beamt:innen in der Kommission, mit der österreichischen Botschaft, mit EU-Abgeordneten. Wir sind aber auch im europäischen sozialen Dialog engagiert und dabei in Kontakt mit NGOs, mit dem Europäischen Gewerkschaftsbund.“ Außerdem betreue man im Europabüro Gewerkschafter:innnen und Betriebsrät:innen, die Brüssel besuchen. Wichtig sei aber auch, regelmäßig nach Österreich zu reisen, um wirklich gut an die Positionen in ÖGB und AK angebunden zu sein. Den Moment, in dem man spürt „jetzt ist etwas gelungen“, gibt es in Brüssel eher selten, erzählt Hafner. „Es fehlt oft das große Finale, wie zum Beispiel ein Wahlergebnis. Man braucht Geduld bis sich der große Apparat in Bewegung gesetzt hat, aber wenn die Weichen gestellt sind, dann hat das große Auswirkungen.“ Eine solche Weichenstellung sieht der ÖGB-Vertreter in der 2022 vom EU-Rat beschlossenen Mindestlohnrichtlinie.
Im Oktober 2023 kam die große Wende: Die EU einigte sich auf eine Mindestlohnrichtlinie. Doch wozu braucht es diese Richtlinie überhaupt?
Das beantwortet @thorstenschult6, Leiter des Tarifarchivs des @WSIInstitut in Düsseldorf, in der großen Frage.https://t.co/JaG0rLOgKF pic.twitter.com/i9QhLyU0zQ
— Arbeit&Wirtschaft Magazin (@AundWMagazin) May 27, 2023
Was Hafner persönlich in Brüssel schätzt? „Den internationalen Austausch. Einem politikinteressierten Menschen wird in Brüssel nicht langweilig.“ Das sieht auch Vorbach so. „Ich finde es vor allem spannend, dass man versucht, in 27 Mitgliedsstaaten zu verschiedensten Themen Kompromisse zu finden. Dieses Bemühen um Lösungen ist faszinierend.“