Arbeitslosigkeit in Österreich
Im März 2023 lag die Arbeitslosenquote in Österreich bei 6,2 Prozent. Das sind 333.954 Menschen. Davon waren 259.440 Menschen beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos gemeldet, weitere 74.514 Personen nahmen an Schulungen teil. Besonders hoch ist der Anteil an langzeitarbeitslosen Menschen. Das waren im März 2023 genau 75.534 Personen. Ihr Anteil an der Arbeitslosenquote ist mit beinahe 30 Prozent doppelt so hoch wie noch vor zehn Jahren.
Nicht mit einkalkuliert ist übrigens die sogenannte „stille Reserve“. Das sind Menschen, die arbeiten wollen, es aber nicht können und gleichzeitig aus verschiedensten Gründen nicht arbeitslos gemeldet sind. Beispielsweise Frauen, die wegen ihrer Arbeit im Haushalt keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, oder Menschen mit Pflegeaufgaben in der Familie. In Österreich gehören 100.000 und 155.000 Personen zur stillen Reserve. Mit eingerechnet läge die Arbeitslosigkeit in Österreich etwa 3,2 Prozentpunkte höher.
Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist stark saisonal beeinflusst und variiert von Bundesland zu Bundesland stark:
- Wien: 10,3 Prozent
- Kärnten: 7,4 Prozent
- Burgenland: 6,4 Prozent
- Niederösterreich: 5,7 Prozent
- Steiermark: 5,3 Prozent
- Vorarlberg: 4,6 Prozent
- Oberösterreich: 3,8 Prozent
- Tirol: 3,5 Prozent
- Salzburg: 3,4 Prozent
Während der Coronapandemie erreichte die Arbeitslosigkeit in Österreich mit 9,9 Prozent ein historisches Hoch. Seitdem sank die Quote zwar auf das Vorkrisenniveau, wofür sich die Regierung durchaus auf die Schulter klopfte. Doch so gut, wie diese Nachricht klingt, ist sie nicht. Denn schon vor der Pandemie war Österreich weit von einer Vollbeschäftigung entfernt, wie sie zwischen Jahren 1960 und 1980 durchaus üblich war.
Arbeitslosigkeit und Zwischenparken
Trotz über 333.954 Menschen in Arbeitslosigkeit klagen Unternehmen in Österreich über einen „Fachkräftemangel“. Wobei die Unternehmen nicht klar kommunizieren, was eine „Fachkraft“ eigentlich sei. Denn 40,5 Prozent aller offenen Stellen erfordern lediglich einen Pflichtschulabschluss oder kein bestimmtes Qualifikationsniveau. Gleichzeitig geben 82,5 Prozent der Unternehmen an, dass Bewerber:innen eine „unzureichende Arbeitsmotivation“ an den Tag legen würden. Eine Eigenschaft, die schwer als fachliche Kompetenz gelten kann. Vielmehr könnte es an den Arbeitsbedingungen liegen.
Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) wollte mit einer Reform der Arbeitslosenversicherung neue Impulse setzen. Der Plan scheiterte. Kocher wollte zwar die seit langem geforderte Erhöhung des Arbeitslosengeldes umsetzen, hätte dessen Bezug aber auf drei Monate begrenzt. Danach wäre es zu einer Kürzung der Bezüge gekommen. Zudem hätte die Reform den Unternehmen das Zwischenparken von Beschäftigten beim AMS ermöglicht, gleichzeitig aber die Kosten dafür den Beschäftigten umgehangen.
Teilzeit statt Arbeitslosigkeit
Damit war Kocher allerdings noch nicht fertig. Als Nächstes sollte es den Teilzeitbeschäftigten an den Kragen gehen. So sagte er: „Es kann nicht sein, dass die einen nur mehr Work und die anderen nur noch Life haben.“ Doch Teilzeit zu arbeiten oder arbeitslos zu sein ist eben keine Lifestyle-Entscheidung, sondern eine Frage der Umstände. Kochers Gedankenspiel, diesen Menschen die Sozialleistungen zu kürzen, erwies sich als Bumerang.
Denn in Österreich arbeiten etwa 1,3 Millionen Menschen in Teilzeit. Davon sind etwas über eine Million Frauen. Ihr Hauptgrund dafür ist, dass sie die (unbezahlte) Care-Arbeit in der Familie erledigen. Menschen, die in Teilzeit arbeiten, bekommen weniger Arbeitslosengeld und weniger Pension. Die einzige Geldleistung, die sich kürzen ließe, wäre die Familienbeihilfe. Deren Kürzung würde vor allem Familien mit traditioneller Rollenverteilung treffen. Also die Stammwählerschaft der ÖVP. Entsprechend schnell distanzierte sich dann auch das Ministerium von den Aussagen Kochers.
Jobgarantie gegen Arbeitslosigkeit in Österreich
Der Arbeitsmarkt in Österreich ist gerade mit einigen Krisen konfrontiert. Doch natürlich gibt es Lösungen. Eine davon könnte die Jobgarantie sein. „Die Jobgarantie ist freiwillig und richtet sich an jene Personen, die sie am dringendsten benötigen und die sonst keine Chancen mehr am Arbeitsmarkt bekommen“, schreiben Dennis Tamesberg und Simon Theurl von der Arbeiterkammer. Langzeitarbeitslose könnten – wenn sie das möchten – für die Stadt oder die Gemeinde arbeiten.
Schon gehört, die Warnungen vor dem #Fachkräftemangel. Aber existiert der überhaupt? Oder geht es bloß darum, dass die Unternehmen durch sinkende #Arbeitslosigkeit an Verhandlungsmacht einbüßen? Eine Analyse von Luise Wimmler: https://t.co/T9Cbs8vZjr pic.twitter.com/8ZEoQu8f3K
— A&W Blog (@AundW) March 29, 2023
Gramatneusiedl konnte mit einem entsprechenden Pilotprojekt die Langzeitarbeitslosigkeit besiegen. Die Menschen arbeiten dort in Projekten, die das Leben in der Gemeinde verbessern sollen. Dazu gehören unter anderem Altersbegleitung und Jugendarbeit, Grünanlagenpflege und Kräutergärten, eine Mediathek aufbauen und ein Newsletter-Projekt. Parallel zu diesen Aufgaben bewerben sich die Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Die Gemeinde zeigt, wie aktive Arbeitsmarktpolitik aussehen kann.