Einkommensverluste: Wenn das Auto unleistbar wird

Ein Spielzeugauto ist an einem Turm auf Münzen angelehnt. Symbolbild für die unleistbaren Alltagskosten.
Der Kauf eines Autos - für viele unmöglich: Mehr als die Hälfte der Österreicher:innen wollen auf größere Investitionen verzichten. | © Adobestock/annakolesnicova
Der Alltag wird für immer mehr Österreicher:innen zu teuer. Laut einer Studie der Statistik Austria plant deshalb mehr als die Hälfte der Befragten weniger für größere Anschaffung auszugeben. Was jetzt notwendig ist, damit sich Österreicher:innen ihr Leben wieder leisten können.

Die Teuerung fährt ihre Krallen aus. Eine aktuelle Studie der Statistik Austria und IHS zeigt deutlich, dass die hohen Lebenskosten eine klare Veränderung im Konsumverhalten vieler bedeuten. Rund 55 Prozent der Befragten – also 3,5 Millionen Menschen – gaben in den Monaten Juli bis September 2022 an, dass sie ihr Konsumverhalten für 2023 einschränken werden. Größere Anschaffungen sind somit keine Option, denn viele Österreicher:innen befürchten Einkommensverluste durch die Inflation. Markus Wieser, Vorsitzender des ÖGB Niederösterreich und Präsident der Arbeiterkammer, bestätigte im Zuge einer Pressekonferenz der Gewerkschaft Bau-Holz die Zahlen.

Schuld an dieser Einschränkung ist die Teuerung, so Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria: „Häufigster Grund für den Verlust an Kaufkraft ist nach wie vor die hohe Inflation. Das wirkt sich auch auf das Konsumverhalten aus.“

Einkommensverluste durch Inflation

Denn mehr als ein Drittel der 16- bis 69-jährigen Befragten gab im dritten Quartal 2022 an, dass sich ihr Einkommen in den vergangenen zwölf Monaten verringert hat. 32 Prozent jener mit verringertem Haushaltseinkommen empfanden die hohe Inflation als ausschlaggebend für ihre Einkommensverluste und ein Drittel befürchtete, dass das Haushaltseinkommen noch geringer werden würde.

Auf der einen Seite leiden viele Menschen unter den Preisanstiegen, zuletzt gab es noch die Mietpreiserhöhung. Auf der anderen Seite verdienen andere jetzt, in der Krise, unglaubliche Summen. Diese Gewinne müssen besteuert werden.

Markus Wieser, Vorsitzender des ÖGB Niederösterreich und Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich

Die Hilfen der Regierung sorgten somit nicht für Entspannung in der Haushaltskasse: „Die Teuerungsprämie der Regierung ist nett, aber nicht nachhaltig. Ich hätte mir Steuerfreiheit auf Taggelder und Diäten gewünscht sowie die Anhebung des Kilometergeldes auf 60 Cent“, erklärt Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz. Weitere Hilfen gegen die Teuerung sind von der Regierung allerdings nicht geplant.

Notgroschen als Lebensgrundlage

Um den Alltag trotzdem bestreiten zu können, sparte die Hälfte der Befragten deshalb vor allem bei Ausgaben für Essen und Kleidung. 28 Prozent der Menschen griffen auf ihre Ersparnisse zurück, um ihren Lebensstandard zu halten. Doch für viele bedeuteten die Einsparungen ein Leben am Rande des Existenzminimums: „Wir haben so viele Anfragen wie noch nie. Die Menschen sind verzweifelt“, so Wieser bei der Podiumsdiskussion. Drei Punkte sind deshalb am notwendigsten: „Erstens: Es muss ein Grundrecht auf Wohnen in einer warmen Wohnung geben. Zweitens: Die Menschen müssen sich den Lebensunterhalt leisten können. Drittens: Die Fahrt in die Arbeit, oft nur mit dem PKW möglich, darf kein Luxus sein.“

Denn eine schnelle Entspannung der Preise ist weiterhin nicht in Sicht: „Wir mussten mit den Preisen um 20 Prozent hinaufgehen, weil alles teurer wurde. Sobald die Einkaufspreise wieder sinken, wollen wir aber die Preissenkung an unsere Kunden weitergeben“, so Robert Schmid, Geschäftsführer der Schmid Industrieholding.

Zufriedenheit am absteigenden Ast

Dass die Zufriedenheit sinkt, verwundert angesichts dieser Zahlen kaum. Die Studie der Statistik Austria zeigt, dass der Anteil jener, die auf einer Skala von 0 bis 10 ihre Zufriedenheit mit mindestens 8 angeben, um 5 Prozentpunkte gesunken ist. Der stärkste Rückgang in der Lebenszufriedenheit ist bei von Arbeitslosigkeit betroffenen Haushalten zu erkennen. Während im vierten Quartal 2021 38 Prozent die Lebensqualität mit 8 bewerteten, sind es im dritten Quartal 2022 fast zehn Prozent weniger. Prekäre Haushalte gelten somit als absolute Krisenverlierer, die Inflation trifft sie besonders hart.

Eine Gefahr für die Gesamtgesellschaft sieht Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich: „Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter und weiter auseinander. Wenn die Regierung diesen Trend nicht stoppt, könnten sich daraus auch Gefahren für die Demokratie ergeben!“ Markus Wieser bestätigt die Kluft zwischen Arm und Reich: „Auf der einen Seite leiden viele Menschen unter den Preisanstiegen, zuletzt gab es noch die Mietpreiserhöhung. Auf der anderen Seite verdienen andere jetzt, in der Krise, unglaubliche Summen. Diese Gewinne müssen besteuert werden.“

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