Die Genossenschaft gibt es bis heute, der gewerkschaftliche Hintergrund der BWS-Gruppe ist aber wie bei manch anderen gemeinnützigen Wohnbauträgern nicht auf den ersten Blick zu erkennen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden drei Wohnbauvereinigungen, deren Bezug zur Gewerkschaft bis heute eindeutig geblieben ist: WBV-GPA, WOGEM und WBV-GÖD.
Die gewerkschaftliche Wohnbauvereinigung für Privatangestellte wurde 1953 gegründet, damals firmierte diese Gewerkschaft noch unter dem Kürzel GAP. Ihr Vorsitzender Friedrich Hillegeist investierte viel Zeit und Energie in die Idee einer gewerkschaftseigenen Wohnbauvereinigung, die – nicht zuletzt wegen des erforderlichen Gesellschaftskapitals in der Höhe von 500.000 Schilling durch die GAP – ziemlich umstritten war. Nicht wenige Funktionäre prophezeiten damals ein Fiasko.
Positive Entwicklung
Die ersten Bauten entstanden in der Favoritenstraße 235 – ein geschichtsträchtiger Ort, wie sich bald herausstellte: Bei den Aushubarbeiten fand man das Fundament eines ehemaligen Ziegelofens.
In dieser Gegend hatte Victor Adler die katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen der ArbeiterInnen in den Ziegelfabriken studiert. Im Laufe der Jahrzehnte folgten noch zahlreiche weitere innovative und zum Teil prämierte Bauvorhaben in Wien, Niederösterreich und der Steiermark: 1957 in Kapfenberg das damals höchste Haus der Steiermark; 1997 die Frauen-Werk-Stadt in Wien-Floridsdorf (gemeinsam mit der Gemeinde Wien); 2001 die Adaptierung von einem der vier Wiener Gasometer inklusive Studierendenheim.
Innovationsgeist
Im Jahr 2004 entstand ein Integrationsprojekt in Simmering gemeinsam mit der Kreativagentur Hallamasch. Die 112 Wohnungen wurden je zur Hälfte mit ZuwanderInnen und alteingesessenen ÖsterreicherInnen belegt. 2006 wurde in Kooperation mit der Baugruppe [ro*sa] das Frauenwohnprojekt ro*sa Johanna Dohnal Haus im 22. Wiener Gemeindebezirk errichtet. 2016 erhielt die WBV-GPA den Bauherrenpreis für das Obdachlosen-Wohnheim „Neunerhaus Hagenmüllergasse“.
Innovationsgeist, das bedeutet auch offen zu sein für neue Technologien: Neben ökologischen Weiterentwicklungen wie Solaranlagen, LED-Beleuchtung und Geothermie-Anlagen sind in einigen größeren Wohnanlagen interaktive Info-Screens zentral im Stiegenhaus installiert. Die zahlreichen Servicefunktionen werden laufend auf Anregungen der MieterInnen erweitert. Für ältere BewohnerInnen werden seniorengerechte Adaptierungen in Kooperation mit dem Pensionistenverband und der technischen Hausverwaltung der WBV angeboten. Um die finanziellen Belastungen in einem vertretbaren Rahmen zu halten, wurde ein spezielles Finanzierungsprogramm mit einer Bausparkassa entwickelt.
MieterInnen-Mitbestimmung wird bei der WBV-GPA großgeschrieben: Sie hat 1989 als erste gemeinnützige Wohnbauvereinigung ein Mietermitbestimmungsstatut erstellt. Seitdem finden regelmäßige Treffen zwischen MitarbeiterInnen der WBV-GPA und MieterbeirätInnen sowie MieterInnenversammlungen in den Gemeinschaftsräumen statt. MieterInnenfeste werden gesponsert und, wenn gewünscht, durch den Veranstaltungsservice der WBV-GPA organisiert.