Wert und Bedeutung von Arbeit
Zweitens werden im Zuge der Digitalisierung der Wert und die Bedeutung von Arbeit neu diskutiert. Es entstehen ganz neue Arbeitsformen, mit dem Risiko, dass sie ohne ausreichende Regulierung das Prekariat verstärken und herkömmliche Arbeitsplätze bedrohen. Gleichzeitig eröffnet die Digitalisierung bisher nicht gekannte Autonomiespielräume – wir können überall und jederzeit arbeiten. Wir werden in den kommenden Jahren auf österreichischer und europäischer Ebene daran arbeiten müssen, dass all diese neuen Entwicklungen im Sinne der Beschäftigten gestaltet werden. Das heißt, dass es auch in der entgrenzten Welt der Digitalisierung klare und nachvollziehbare Regeln geben muss. Die Arbeit der Zukunft darf nicht von arbeitgeberverordneter Flexibilität und Dauerverfügbarkeit geprägt sein, sondern es geht um die Selbstbestimmung der ArbeitnehmerInnen.
Große Umbrüche
Es entstehen neue Arbeitsplätze, vor allem im Bereich der Datenökonomie. Gleichzeitig fallen auch Arbeitsplätze weg. Dieser große Umbruch am Arbeitsmarkt macht vielen zu Recht Angst. Diese Veränderung muss gut begleitet werden – mit Qualifikation und Umschulungen, aber auch mit dem Ermöglichen von Arbeitsplätzen, für die digitale Kompetenzen nicht so wichtig sind. Es ist Aufgabe der Gewerkschaften und ArbeitnehmerInnenvertretungen, hier bestmögliche Rahmenbedingungen einzufordern und mitzugestalten, damit es möglichst viele GewinnerInnen und möglichst wenig VerliererInnen gibt.
Drittens kann die Digitalisierung für uns als Gewerkschaft selbst eine große Chance sein. Wenn wir jene Daten und Informationen, die uns unsere Mitglieder geben, so nützen, dass wir sie mit genau jenen Angeboten und Services versorgen, die sie brauchen, dann werden auch wir stärker und besser in der KundInnenorientierung und damit in unserer politischen Mitgestaltungsfähigkeit. Partizipation wird ebenfalls in der digitalen Welt einfacher und schneller. Es ist klar, dass wir dafür ein wenig umdenken müssen, dass wir auch unsere Kultur verändern müssen. Fakt ist aber, dass die Gewerkschaft in der digitalen Welt nicht nur nicht überflüssig oder veraltet ist, sondern notwendiger denn je.
Faire Arbeit 4.0 ist keine Vision
Damit wir hier glaubwürdiger Ansprechpartner sind, müssen auch wir selbst uns der digitalen Transformation stellen und über all unsere Kanäle – analog wie digital – all unsere Zielgruppen ansprechen, von Start-ups und CrowdworkerInnen bis hin zu IndustriearbeiterInnen und Handelsangestellten. Faire Arbeit 4.0 ist keine Vision, wegen der man einen Arzt braucht, sondern machbar und gestaltbar – und wir haben uns bereits auf den Weg gemacht.
Wolfgang Katzian
Bundesvorsitzender der GPA-djp und designierter ÖGB-Präsident
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 5/18.
Schreiben Sie Ihre Meinung an die Redaktion
aw@oegb.at