Laufende Veränderung
Die Digitalisierung, also die zunehmende Erfassung und Vernetzung von Daten und die damit verbundenen Innovationen, schafft laufend neue Geschäftsmodelle und Arbeitsprozesse. Stetig ändert sich also die Art, wie wir arbeiten und was wir arbeiten – und das in rasender Geschwindigkeit. Dazu ein Beispiel: Vor 15 Jahren waren noch 75 Prozent aller Daten analog gespeichert, also auf Papier, Tonband oder Film. Heute ist es nicht einmal mehr ein Prozent. Viele Veränderungen sind bereits im Gange und sie gehen weit über den industriellen Sektor (Industrie 4.0) hinaus. Sie betreffen auch Branchen wie Handel (Onlinehandel), Dienstleistungen (Roboter zur Pflegehilfe, Service-Bots, Selbstbedienungskassen, Hotelplattformen), Transport und Verkehr (Uber, fahrerlose Busse/U-Bahnen), um nur einige Entwicklungen zu nennen. An den Thementischen zu Faire Arbeit 4.0 haben sich die TeilnehmerInnen darüber ausgetauscht, welche Beispiele für Digitalisierung sie aus ihren Betrieben kennen und welche Entwicklungen für sie wünschenswert bzw. weniger wünschenswert sind.
Entwicklungschancen
Der Wandel ist im Arbeitsalltag der TeilnehmerInnen bereits deutlich spürbar. Technische Systeme werden allerdings häufig dazu benutzt, um ArbeitnehmerInnen zu kontrollieren und zu überwachen. Sie bemerken, dass sie einem steigenden Druck ausgesetzt sind, und sie fühlen sich stärker belastet. Den Umgang mit Daten und die Durchsetzung der Datenschutzrechte sehen sie als besondere Herausforderung auf uns zukommen. Es entstehen laufend neue Tätigkeiten, die auch mit neuen Anforderungen an die KollegInnen verbunden sind. Viele sehen darin Entwicklungschancen für die Beschäftigten, sofern parallel dazu auf gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten Wert gelegt wird.
Es überwiegt die Einschätzung, dass viele Arbeiten, die heute von Menschen erledigt werden, in Zukunft von „intelligenten selbstlernenden Systemen und Maschinen“ übernommen werden. Besonders gering qualifizierte Tätigkeiten sehen die TeilnehmerInnen als gefährdet an. Als Herausforderung sehen sie auch, wie die Maschinen/Systeme eingesetzt werden und wie die „Zusammenarbeit“ mit den Menschen gestaltet ist. Der Tenor: Neue Technologien dürfen nicht der Profitmaximierung dienen, sie sollen zur Arbeitserleichterung eingesetzt werden und Menschen müssen die Letztkontrolle behalten.
Eine zentrale Frage der Gewerkschaftsbewegung war und ist auch in Zukunft, wie wir Wohlstand und Macht fair in der Gesellschaft verteilen. Wenn neue Technologien Produktivitätszuwächse schaffen, die nicht mehr im gleichen Ausmaß zu mehr Beschäftigung führen (eher zu weniger), so braucht es neue Wege, wie der Profit nicht nur einigen wenigen gehört, sondern allen in der Gesellschaft zugutekommt. Diskutiert wurde, welche neuen Wege wir einschlagen können, um weiterhin Bildung, Gesundheit, Einkommen zum Auskommen, Absicherung im Alter etc. für alle gewährleisten zu können. Ebenso wurde bei den Thementischen zu Fair Teilen 4.0 über den Tellerrand geblickt: Welche Themen sind aus einer globalen Sicht wichtig, um eine faire Verteilung von Wohlstand und Macht im Einklang mit der Umwelt zu erreichen?
Klar ist: Verteilungsgerechtigkeit gehört gesteuert. Es wurden zahlreiche Ideen gesammelt, wie ein faires Steuersystem in Österreich, der EU und auch weltweit hergestellt werden kann. Dazu gehören Vermögenssteuern, die Wertschöpfungsabgabe, der Kampf gegen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung oder die Forderung, dass Gewinne dort besteuert werden, wo sie anfallen. Besonders wichtig waren den TeilnehmerInnen auch weiterhin ein starker Staat und ein guter sozialer Airbag. Dieser beinhaltet einen gerechten Zugang zu Bildung, Gesundheit und Absicherung im Alter, aber auch der Zugang zu Internet, sauberem Wasser, Energie und leistbarem Wohnraum für alle wurde mehrfach genannt.