AK: Frauen an der Unternehmensspitze: Fehlanzeige!

Frauen an der Unternehmensspitze bleiben auch im Jahr 2016 die Ausnahme. Laut Frauen.Management.Report der AK Wien sind Frauen in einem Viertel der 200 größten Unternehmen weder in Geschäftsführung noch Aufsichtsrat vertreten. Der ungleiche Arbeitsmarkt der Geschlechter spitzt sich also in der Verteilung von Führungspositionen und damit in der wirtschaftlichen Einflussnahme zu. „Dabei sind Frauen bestens ausgebildet und haben beispielsweise im Abschluss des Wirtschaftsstudiums ihre männlichen Kollegen längst überholt“, merkt Studienautorin Christina Wieser an. „Qualifikation allein reicht scheinbar nicht aus, um an die Unternehmensspitze zu kommen: Je höher die Hierarchieebene, desto intransparenter die Selektionskriterien und der Auswahlprozess.“

Die Ergebnisse konkret: Der Frauenanteil in den Geschäftsführungen der 200 umsatzstärksten Unternehmen liegt Anfang Jänner 2016 bei lediglich 7,2 Prozent. In den börsennotierten Konzernen zeichnen sich analoge Strukturen ab: Nur in sieben von ihnen ist überhaupt ein weibliches Vorstandsmitglied bestellt. In allen untersuchten Unternehmen sind insgesamt nur fünf Frauen als Vorstandsvorsitzende (CEO) beziehungsweise alleinige Geschäftsführerin tätig. 
„Etwas besser, aber dennoch verbesserungswürdig gestaltet sich die Situation in den Aufsichtsratsgremien“, weiß AK-Expertin Wieser. Bei den Top-200-Unternehmen beträgt der Anteil von Frauen in den Kontrollgremien derzeit 17,7 Prozent. Auch in den börsennotieren Unternehmen beläuft sich der Prozentsatz mittlerweile auf 17,4 Prozent. Im Europa-Vergleich schneidet Österreich aber nach wie vor unterdurchschnittlich ab. EU-weit hat die Kommission einen Schnitt von 21 Prozent erhoben, für Österreich sind es 18 Prozent.
Studienautorin Wieser: „Der Weg zu mehr Frauen in Spitzengremien ist steinig. Akzeptanzdefizite und Vorbehalte stellen sich als wesentliche Hürden heraus. Zudem läuft etwa die Aufsichtsratsentsendung in Österreich sehr informell und unstrukturiert ab.“ Umso dringender brauche es eine Politik, die mit entsprechenden Rahmenbedingungen und Gesetzen die Karrierechancen von Frauen verbessert. Wieser fordert unter anderem die Einführung einer Geschlechterquote von 40 Prozent bei der Besetzung von Aufsichtsratsmandaten. Wird diese Quote nicht eingehalten, müssen wirksame Sanktionen gesetzt werden (z. B. Bußgelder, Konsequenzen bei öffentlicher Auftragsvergabe).

Infos unter: tinyurl.com/jakp98z

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Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 2/16.

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