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Die meistgelesenen Beiträge der letzten 30 Tage:

  • Mythos: „Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt“ (BEIGEWUM)
  • Das gefährliche Ungeheuer heißt Deflation – nicht Inflation (Silvia Angelo)
  • Ökonomische Ungleichheit spaltet nicht nur Gesellschaften, sondern auch die Wirtschaftswissenschaften (Matthias Schnetzer)

Haben wir alle über unsere Verhältnisse gelebt?

In seinem aktuellen Buch „Mythen des Sparens“ widmet sich der Beirat für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen – kurz BEIGEWUM – zum wiederholten Male wirtschaftspolitischen Dogmen. Einzelne Kapitel erschienen nun in gekürzter Form am blog.arbeit-wirtschaft.at. Darunter ein Mythos, den wir in den letzten Jahren von konservativer oder wirtschaftsliberaler Seite nicht nur einmal zu hören bekamen: „Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt!“ Unterstellt wird dabei, dass sowohl öffentliche als auch private Schulden aus einem moralischen Fehlverhalten entstehen. Die daraus resultierende Konsequenz ist so drastisch wie wohlbekannt, sie lautet: Sparen, sparen, sparen. Wir können uns den Sozialstaat nicht mehr leisten und müssen die öffentlichen Ausgaben senken, aber auch privat gilt es, „den Gürtel enger zu schnallen“.

Der BEIGEWUM stellt diesen Behauptungen eine differenzierte Argumentation, die sich auf Zahlen und Fakten stützt, entgegen. Es wird gezeigt, dass zu wenig privates Sparen weder die Ursache noch der Auslöser der aktuellen Krise gewesen ist. Vielmehr liegen die systemischen Ursachen in wachsender Ungleichheit und mangelnder Regulierung. Der Versuch, die Krisenkosten durch Einsparungen, etwa im Sozialstaat, zu begleichen, ist daher zum Scheitern verurteilt. Denn sie können die ursächlichen Probleme nicht lösen, sondern im Gegenteil: Sie vergrößern sie.

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Das gefährliche Ungeheuer heißt Deflation – nicht Inflation

Silvia Angelo widmet sich in ihrem Beitrag der Geldpolitik. Sie widerspricht jenen, die in der Niedrigzinspolitik der EZB stets die Gefahr einer galoppierenden Inflation sehen und dabei sogar von Enteignung sprechen. Tatsächlich liegt die Gefahr aktuell nicht in der Inflation, sondern im Gegenteil. Deflation ist für das kapitalistische System systemgefährdend. Ist das Geld morgen mehr wert als heute, so ist es stets attraktiver, erst morgen statt heute zu investieren. Die Folge ist das Horten von Geld und ein realer Anstieg der Schulden.

Das mangelnde Verständnis für die Gefahren, die von Deflation ausgehen, liegt aber wohl nicht zuletzt am selektiven Gedächtnis der wirtschaftspolitischen Eliten im deutschsprachigen Raum. So fürchtet man stets die Hyperinflation der 1920er-Jahre, vergisst aber darauf, welche Rolle die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre und deren soziale Verwerfungen für das Erstarken des Faschismus gespielt haben.

Umso dramatischer, dass es nun die deutschen Ökonominnen und Ökonomen sind, die ganz Europa in Geiselhaft ihrer wirtschaftspolitischen Ansichten halten. Gepredigt werden Austeritätsprogramme, Wettbewerbspakte und Lohnzurückhaltung. Diese Form einer deflationären Politik kann und wird dramatische Folgen für die EU haben. Es wird uns jedenfalls Wohlstand kosten, kann am Ende aber auch das Ende der Währungsunion bedeuten.

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Ökonomische Ungleichheit spaltet nicht nur Gesellschaften, sondern auch die Wirtschaftswissenschaften

Matthias Schnetzer gibt in seinem Beitrag der ökonomischen Ungleichheit auch eine geografische Determinante und beleuchtet die Rolle von Ungleichheit in der Ökonomie als Wissenschaft. Die dort dominierende neoliberale Denkweise sieht ökonomische Ungleichheit als notwendig an. Dies wird damit gerechtfertigt, dass Ungleichheit zu härterer Arbeit, höherer Produktivität und größeren Investitionen anspornt und so zu mehr Wachstum und Wohlstand führt. Der Autor hält dem entgegen, dass tatsächlich das Gegenteil der Fall ist.

Die zunehmende Spreizung von Einkommen führt auf der einen Seite zu mangelnder Konsumnachfrage und auf der anderen Seite zur Anhäufung von Kapital auf den Finanzmärkten. Die Folge sind mangelnde Nachfrage in der Realwirtschaft und aufgeblähte Finanzmärkte. Dabei hat eine gleichere Verteilung nicht nur ökonomisch positive Effekte, sondern wirkt sich auch positiv auf die Lebensqualität aus. Dies betrifft Gesundheit, Bildung, Sicherheit und natürlich auch die politische Stabilität in einem Land.

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Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 1/14.

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