In den letzten Jahren hat die Zahl der Weiterbildungsangebote an Universitäten, Fachhochschulen und von sogenannten »Lehrgängen universitären Charakters« stark zugenommen. 2007 gab es allein an den Universitäten über 600 Lehrgänge zu ganz verschiedenen Themenfeldern mit rund 12.000 Studierenden. Auch bei den Erwachsenenbildungseinrichtungen schießen Lehrgänge wie die Schwammerln aus dem Boden.
So vielfältig AnbieterInnen, Titel, Zugangsvoraussetzungen, Lehrmethoden oder Abschlussberechtigungen auch sein mögen, eines trifft nahezu auf alle Lehrgänge zu: Sie kosten viel Zeit und Geld. Gebühren in Höhe eines Klein-Pkw oder einer Weltreise sind keine Seltenheit. Weiterbildungslehrgänge werden heutzutage wie andere »Produkte« auf Plakaten, im Internet, in Broschüren, bei Messen und in Zeitungsbeilagen kommerziell beworben. Allerdings wird es für InteressentInnen zunehmend schwieriger, sich in diesem »Bildungsdschungel« zu orientieren und die passende Weiterbildung für sich zu finden.
Um ein besseres Bild darüber zu erhalten, wie gut die einzelnen AnbieterInnen über ihre Lehrgänge informieren, hat die AK Wien beim Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) eine Studie in Auftrag gegeben. Insgesamt wurden 30 Bildungsangebote im Großraum Wien untersucht. Nach Institutionen gegliedert gab es folgende Zusammensetzung: sechs Universitätslehrgänge, vier fachhochschulische Weiterbildungslehrgänge, zehn Lehrgänge universitären Charakters (LuC) sowie zehn Lehrgänge von privaten Anbietern. Die Auswahl reichte von Kosmetik- und Sozialberatungsausbildungen über Kommunikationslehrgänge bis hin zu Managementlehrgängen mit Masterabschluss.
Geschulte TesterInnen ermittelten, welche vorab erhältlichen Informationen über Internet und Telefon für potenzielle LehrgangsteilnehmerInnen zur Verfügung stehen.
Grobe Informationsmängel
Ein Drittel der Anbieter konnte selbst bei telefonischer Nachfrage keine genaueren Angaben zu den Kosten oder potenziellen Fördermöglichkeiten machen. Am besten schneiden dabei die Universitätslehrgänge ab. Über 60 Prozent informieren auf der Homepage, ein Viertel gibt zumindest auf telefonische Nachfrage Auskunft. In vielen Fällen konnte darüber hinaus kein eindeutiger Bezug zwischen Kosten und Leistung hergestellt werden. Die Kosten pro Unterrichtseinheit – als Vergleichsbasis zwischen unterschiedlich langen Angeboten – waren oft nicht transparent. Tatsächlich schwanken die Kosten pro Unterrichtsstunde zwischen rund sieben und knapp über 100 Euro.
Nebenkosten wie Anmelde- und Prüfungsgebühren, Fahrt- und Nächtigungskosten, Kosten für Literatur, Skripten etc. wurden oft nicht genannt, waren unvollständig oder schwer festzustellen (siehe Tabelle 1: »Übersicht über Kosten von Weiterbildungslehrgängen«).
Internet geizt mit Informationen
Generell erweist sich das Informationsangebot im Internet als mangelhaft. Besonders wenig Auskünfte gibt es darüber, in welcher Form die TeilnehmerInnen von der Weiterbildung profitieren. Nur ein Drittel der Anbieter macht dazu Angaben, nur rund 40 Prozent informieren online über konsumentenschutzrechtliche Fragen. 42 Prozent der AnbieterInnen geben auf ihren Homepages keine Informationen über Ausstattung und Qualität sowie die Inhalte des Lehrgangs preis. Am besten wurden online zeitliche Lage und Struktur der Lehrgänge (62 Prozent) beschrieben.
Nur bei der Hälfte der AnbieterInnen waren die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Kündigungs- und Rücktrittsmodalitäten sowie Stornobedingungen verfügbar. Selbst auf Nachfrage konnten darüber keine ausreichenden Informationen bezogen werden. Bei konsumentenschutzrechtlichen Fragen haben am häufigsten die privaten AnbieterInnen keine zufriedenstellende Auskunft gegeben.
Ähnlich verhält es sich mit Durchfalls- bzw. Abbruchsquoten, über die sehr oft keine konkreten Angaben am Telefon gemacht werden konnten, da die Ansprechpersonen, die »Zahlen nicht so genau im Kopf« hatten.
Realistische Zeitangaben fehlen
Gerade für Berufstätige ist eine genaue Terminplanung wichtig. Der tatsächliche zeitliche Aufwand wird im Internet aber nicht immer veranschaulicht. Neben den unmittelbaren Präsenzzeiten müssen oft auch zusätzliche zeitliche Aufwendungen, wie Praxisphasen, Prüfungsvorbereitungen und dergleichen, mitberechnet werden.
Bei drei der ausgewählten Angebote konnte der tatsächliche Zeitaufwand nicht festgestellt werden. Bei den anderen lag die angegebene zeitliche Belastung bei insgesamt 150 bis 1.440 Stunden. Das Ausmaß des zusätzlichen Zeitaufwands reichte bis zu 2.100 Stunden.
Da die Weiterbildungslehrgänge in der Regel nicht als Selbstzweck absolviert werden, sondern die TeilnehmerInnen einen persönlicher Nutzen (Höherqualifizierung, Gehaltssteigerung, …) erwarten, wurde auch diese Dimension in die Erhebung einbezogen. Bei den Fachhochschulen blieb mehr als die Hälfte der Fragestellungen zum individuellen Nutzen unbeantwortet. Die privaten Anbieter lagen bei dieser Frage im Durchschnitt. Bei Universitäten und Anbietern von Lehrgängen universitären Charakters war die telefonische Beratung überdurchschnittlich gut.
Universitätslehrgänge gut
Von den untersuchten AnbieterInnen schnitten die Universitätslehrgänge am besten ab. Sie hatten in den meisten Bereichen das größte Informationsangebot.
Nur zehn Prozent konnten über Ausstattung und Qualität online oder auf telefonische Nachfrage keine Angaben machen. Zum Vergleich: 22 Prozent der privaten AnbieterInnen gaben dazu keine Auskunft. Auch über die Inhalte des Lehrgangs stellen Universitäten und Fachhochschulen online am meisten Informationen zur Verfügung. (65 bzw. 63 Prozent). Auch hier schneiden private Anbieter vergleichsweise schlecht ab – nur knapp über die Hälfte informieren online.
Insgesamt konnten – mit Ausnahme der Universitäten – bei rund einem Viertel der Anbieter keine Informationen zu den Inhalten des Lehrgangs eruiert werden (siehe Tabelle 2: »Informationsangebote der Anbieter im Vergleich).
AK fordert Qualitätssiegel
Damit sich Weiterbildungsinteressierte angesichts des »Wildwuchses« an Lehrgängen besser zurechtfinden, fordert die AK ein Qualitätssiegel, das ausreichende Informationen zu Kosten und Leistungen eines Lehrgangs garantiert. Einbezogen werden sollen dabei Kriterien wie Gesamtkosten, Preis pro Unterrichtseinheit, Stornobedingungen und Informationen über den Nutzen für den Beruf.
Initiativen zur Schaffung eines solchen Qualitätssiegels sollen vom für die Erwachsenenbildung zuständigen Unterrichtsministerium in Kooperation mit dem Wissenschaftsministerium, in dessen Kompetenzbereich die Angebote an Universitäten und Fachhochschulen fallen, gesetzt werden.
Darüber hinaus muss von beiden Ministerien eine umfassende Stra-tegie zur Qualitätssicherung bei Weiterbildungslehrgängen erarbeitet werden.
WEBLINKS
Die Studie »Mystery Shopping bei hochschulischen und äquivalenten Weiterbildungsangeboten« (öibf, 2007) ist in einer Kurz- und Langversion auf der Homepage der AK Wien verfügbar.
Damit der Lehrgang nicht zum »Leergang« wird – die AK Wien hat als neue Serviceleistung eine »Checkliste für Weiterbildungslehrgänge« entwickelt:
wien.arbeiterkammer.at/bildung
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Von Mag. Martha Eckl (Hochschulexpertin der AK Wien)
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe .
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