12-Stunden-Tag im Handel die Ausnahme – noch. Barbara Teiber im Interview

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  1. Seite 1 - Erste Erfahrungen mit dem 12-Stunden-Tag im Handel
  2. Seite 2 - Wie es mit dem 12-Stunden-Tag weiter gehen kann
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Barbara Teiber, die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), sieht im Gespräch mit Arbeit & Wirtschaft aber nur die Ruhe vor dem Sturm, da nun im Handel die Kollektivvertragsverhandlungen geführt werden.

Interviewfoto von Barbara Teiber
„Was uns hilft ist, wenn uns möglichst viele Beschäftigte stärken, auch mit ihrer Mitgliedschaft, damit unsere Stimme lauter wird und mehr gehört wird“, so Teiber im Interview.
Beschäftige im Handel
Im Handel gibt es österreichweit mit 540.000 mehr als eine halbe Million unselbständig Beschäftigte, davon arbeiten rund 60.000 geringfügig. Die Teilzeitquote beträgt insgesamt 39 Prozent, im Einzelhandel sogar fast 50 Prozent, da vor allem Frauen einerseits oft nach Teilzeitbeschäftigung suchen, andererseits von ArbeitgeberInnenseite auch häufig nur Teilzeit angeboten wird. Das Gros der MitarbeiterInnen im Handel ist angestellt (407.000), 133.000 Beschäftigte sind ArbeiterInnen. Zudem werden 18.000 Lehrlinge ausgebildet. Und der Handel ist mehrheitlich weiblich – der Frauenanteil bei den Beschäftigten beträgt 63,4 Prozent.
Brancheninfos
Der Handel umfasst den Einzelhandel mit klassischen Geschäften, aber auch Textil- oder Supermarktketten, den Kfz-Handel und den Großhandel. Insgesamt erwirtschaften 77.800 Handelsunternehmen Umsätze im Wert von circa 240 Milliarden Euro. Zwei Drittel davon kommen aus dem Großhandel, ein Viertel kommt aus dem Einzelhandel, ein Achtel aus dem Kfz-Handel. Zu den größten Handelsunternehmen gemessen an ihrer Beschäftigungszahl in Österreich zählen Billa, Spar, XXXLutz, Merkur, Interspar, DM, Porsche Interauto, Bipa, IKEA, Metro, Leder & Schug sowie H&M.

Welche Rahmenbedingungen stellt sich die Gewerkschaft für die Vier-Tage-Woche vor?

Im Wesentlichen geht es darum, dass, wenn man mehr Arbeit geleistet hat, zumindest zum Teil selbst bestimmen kann, wann man Zeitausgleich konsumiert. Und der Wunsch der Beschäftigten ist eben, Zeitausgleich in Blöcken zu konsumieren, daher auch der große Zuspruch zur Vier-Tage-Woche. Uns ist schon bewusst, dass das nicht immer der Freitag, Samstag oder Montag sein wird, aber zumindest aufgebautes Zeitguthaben ganztägig konsumieren zu können, das wäre wichtig, weil man im Handel sowieso schon oft eine schwierige Lage der Arbeitszeit hat.

Gibt es ein Szenario, wie man die neue Arbeitszeitregelung insgesamt wieder kippen könnte?

Wir starten als ÖGB eine Initiative für ein modernes, innovatives Arbeitsrecht, wo am Ende ein Gegenentwurf zu dem herauskommen soll, was jetzt beschlossen wurde. 

Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie, Gott sei Dank, da entscheiden politische Mehrheiten, wie ein Arbeitszeitgesetz aussieht. Da müssen wir, wie es aktuell ausschaut, auch durchaus auf andere Mehrheiten hoffen beziehungsweise vieleicht auch auf die Einsicht der aktuellen Regierung, die aus unserer Sicht ganz sicher übers Ziel hinausgeschossen hat. Wir starten als ÖGB eine Initiative für ein modernes, innovatives Arbeitsrecht, wo am Ende ein Gegenentwurf zu dem herauskommen soll, was jetzt beschlossen wurde. Was uns hilft, ist, wenn uns möglichst viele Beschäftigte stärken, auch mit ihrer Mitgliedschaft, damit unsere Stimme lauter wird und mehr gehört wird.

Was braucht es in der derzeitigen Situation?

Das Wichtigste ist, sich zu solidarisieren. Das fängt in der Filiale an. Nur gemeinsam ist man stark und kann sich wehren. Jeder Einzelne tut sich wirklich schwer, darum haben wir auch kritisiert, dass die Freiwilligkeit beim 12-Stunden-Tag in Wahrheit lächerlich ist. Man muss sich zusammenschließen, gemeinsam kann man etwas bewegen und am stärksten ist man gemeinsam in der Gewerkschaft. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es in einigen Branchen zu Kampfmaßnahmen kommt. Aber man braucht immer die konkret betroffenen Menschen dazu, die mitmachen.

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Über den/die Autor:in

Alexia Weiss

Alexia Weiss, geboren 1971 in Wien, Journalistin und Autorin. Germanistikstudium und Journalismusausbildung an der Universität Wien. Seit 1993 journalistisch tätig, u.a. als Redakteurin der Austria Presse Agentur. Ab 2007 freie Journalistin. Aktuell schreibt sie für das jüdische Magazin WINA sowie für gewerkschaftliche Medien wie die KOMPETENZ der GPA-djp oder die Gesunde Arbeit. 2022 erschien ihr bisher letztes Buch "Zerschlagt das Schulsystem ... und baut es neu!" (Verlag Kremayr & Scheriau).

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